Sternenfaust - 118 - Preis der Gewalt
zweiten Offizier misstraute, so wie die Mannschaft es offenbar tat.
»Wir werden reden. Rudy ist eine sehr intelligente Frau. Wenn es irgendetwas gibt, mit dem man sie beeindrucken kann, ist das Intellekt – und Logik.«
»Intellekt – und Terrorist?« Taglieri lachte.
»Verzeihen Sie, Sir«, meinte David unbeirrt. »Es gab schon immer Beispiele dafür, dass Terroristen oder Rebellen vorwiegend aus intellektuellen Kreisen kommen. Nur wer denkt, bildet sich eine politische Meinung, auch wenn diese unbequem scheint. Rudy wird mir zuhören, Admiral. Sie wird mir niemals etwas zuleide tun!«
Taglieri nickte. »Eben! Genau das ist das Problem. Sie könnten es umgekehrt ebenso wenig. Und somit besteht kein Grund, Sie in diesen Einsatz zu schicken. Dafür haben wir unsere ausgebildeten Marines.«
»Sir, ich glaube nicht, dass Ihnen in diesem Fall an meinem leiblichen Wohl gelegen ist!«
Taglieri schluckte. Dana atmete tief ein. Das war eine Respektlosigkeit erster Güte, zudem sie offen und vor allen anderen Offizieren geäußert wurde. David bezichtigte seinen Vorgesetzten der Lüge!
»Ich erbitte eine Erklärung!«, antwortete Taglieri eiskalt.
»Sie misstrauen mir, Sir! Das haben Sie in unserem privaten Gespräch offen zugegeben. Genauso, wie die meisten hier an Bord, die davon überzeugt sind, ich habe etwas mit diesem Wahnsinn zu tun.«
Taglieri schluckte betroffen. »Ich bitte Sie, David …«
Er windet sich , erkannte Dana. Er weiß, dass David ihn durchschaut hat. Er könnte die Sache mit einer Befehlsunterstreichung beenden. Was wird er tun? Aber sie ahnte es. Ich erwarte wirklich eine ehrliche Antwort von ihm, oder ich müsste mich sehr in ihm täuschen.
Alyawarry straffte sich. »Admiral, misstrauen Sie mir? Ja oder nein?«
Die nun eintretende Stille war drückend und schien dem Raum den Atem zu rauben. Jeder hatte sich zu den beiden Kontrahenten hingedreht.
Sie standen sich gegenüber. Dana sah, dass Taglieri zu schwitzen anfing. Seine Wangenmuskeln pulsierten.
Taglieri atmete einmal tief ein und aus. Man sah, wie schwer ihm die folgenden Worte fielen. »Commander – es tut mir leid … Ja, Sie haben recht. Ich misstraue Ihnen.«
*
Vince und Savanna
Vince hörte im Laufe der nächsten Jahre immer wieder von Savanna – meist Skandalöses. Was sie leiste, sei unvorstellbar, meinten einige Lehrer. Obwohl diese Frau alle Arbeiten, alle Klausuren, alle Prüfungen perfekt ablieferte, traf man sie beim Glücksspiel und besoffen in Spelunken an. Man sagte ihr außerdem einen erheblichen Verschleiß an Männern nach. So etwas habe man noch nie erlebt. Savanna Dionga war eine Musterschülerin – und gleichzeitig alles andere als eine mustergültige Soldatin.
Trotz allem machte sie Karriere.
Jahre später begegnete Vince ihr auf einem Schiff wieder. Sie war seiner Mannschaft zugeteilt worden. Sie standen sich gegenüber, wie damals, als sie sich im Hörsaal gestritten hatten.
»Hallo Vince.«
»Hallo Savanna …«
»Wie lange ist das jetzt her?«
»Zu lange«, sagte Vince aus tiefstem Herzen.
»Du hast mich damals gerettet, weißt du das?«
Vince hob die Brauen.
»Ich war kurz davor, unehrenhaft entlassen zu werden. Du konntest, du durftest mein Verhalten nicht mehr akzeptieren. Entweder du hättest mich rausgeschmissen, oder …«
Taglieri nickte verstehend.
»Und doch bist du heute hier und ich bin deine Untergebene«, sagte Savanna.
»Ja.«
»Du bist mir jahrelang erfolgreich aus dem Weg gegangen, Vince.«
»Ja.«
»Warum?«
»Kannst du dir das nicht denken, Sav …?«
An diesem Abend schliefen sie erneut miteinander. Sie waren wie Magnete, die, wenn sie sich zu nahe kamen, aneinander klebten. Es trieb sie zueinander und war völlig irrational. Sie schwangen, wie auch immer, irgendwie auf derselben Wellenlänge, und Vince nahm an, dass sich das niemals ändern würde.
Eine Zeit lang schien alles gut zu sein. Es war eine Freude, mit Savanna zu arbeiten. Sie befolgte seine Befehle, war umgänglich und eine hervorragende Lieutenant Commander. Alle Wege standen ihr offen, denn – Ethikprobleme hin oder her – sie war eine gute Soldatin geworden. Soweit Vince ihre Karriere voran treiben konnte, würde er es tun, denn sie hatte es verdient.
Inzwischen war Taglieri zum Captain aufgestiegen. Sein Beruf war seine Berufung. Er hatte nie geheiratet, nur selten Affären gehabt und lebte für die Flotte. Dass er sehr viel Zeit am Schreibtisch verbrachte, kam seinem korrekten
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