Sternenfaust - 118 - Preis der Gewalt
Leben lang nie vergessen zu haben!
*
Gendar Maras wusste, dass diese menschliche Rebellin ernst machen würde. Sie würde nicht zögern, den Planeten in die Luft zu jagen. Gendar hatte an Bord der STERNENFAUST gesehen, zu was diese Cruiser in der Lage waren. Gigantische Bauten waren das, mehr als 400 Meter lang, vollgestopft mit neuester Technik und übermächtigen Waffen.
Wenn die Menschen wollten, konnten sie sich mit zwei oder drei dieser Schiffe das Universum Untertan machen. Nun, das war wohl übertrieben, aber es kam der Wahrheit schon ziemlich nahe. Ohne die Technik, die ihnen geschenkt worden war, wären die Menschen noch lange nicht soweit gewesen, und somit keine wirkliche Bedrohung. Waren sie von ihrer eigenen Entwicklung überrollt worden? Waren sie zu schwach, um den zweifellos existierenden Machtfantasien zu widerstehen?
Gendar wusste nicht genug über die Menschen, um einschätzen zu können, was die nächsten Jahre bringen würden. Was er aber spürte, war, dass sein eigenes Volk in Gefahr war – und zwar jetzt. Die Menschen der Solaren Welten – keiner von ihnen bisher – war gewillt gewesen, die Technik, die ihnen geschenkt worden war, zum Wohle aller Wesen zu nutzen. Und diese hier waren besonders bedrohlich.
Sechzig menschliche Standard-Minuten, hatte die Frau gesagt und sogar mit einer Verkürzung der Laufzeit gedroht. Sie forderte eines der letzten großen Geheimnisse. Was, dachte Gendar, wenn er den Rebellen den Wunsch erfüllte? Es wäre hochinteressant zu sehen, was dann geschah, und er dachte an den Abkömmling der Solaren Welten, der seit fast fünf Jahren auf Darinoor lebte.
Andererseits war Gendar kein Mann, der sich erpressen ließ.
Hier geht es nicht um mich, sondern um mein Volk! , dachte er erschrocken. Diese Prüfung war ihm auferlegt worden, damit er seine Führungsqualitäten beweisen konnte. Gab es einen größeren Konflikt als jenen, den es nun zu lösen galt? Verrat oder Verrat!
Es wunderte ihn nicht, als der Sprechfunk, der von den Sonnensegelschiffen aufgefangen wurde, durch die kleine Halle dröhnte.
Die Königin hatte sich in sie zurückgezogen, was Gendar absurd fand. Er hatte sie gebeten, den Untertanen zu sagen, sie möchten sich in ihre Höhlen zurückziehen, doch sie schien zu glauben, dass er die Situation schon lösen würde. Es schien auch, als genieße sie es, ihren Sohn zappeln zu sehen. Doch er war fest entschlossen, er würde es ihr schon zeigen! Die Zeit war gekommen, den Beweis für seine Stärke und seine Kompetenz anzutreten.
»Wir versuchen noch immer, Ihr Rätsel zu lösen, Dondari. Vor allen Dingen versuchen wir, uns nicht vorzustellen, wie Sie sich ins Fäustchen lachen, weil Sie uns reingelegt haben. Was glauben Sie damit zu erreichen?«
Ja, was eigentlich? , fragte sich Gendar und überlegte fieberhaft nach einer Lösung.
»Eine Stunde ist eine Stunde, auch wenn Sie meinen, Beschäftigung täte Not. Ich schlage vor, Sie sagen uns, was wir wissen wollen, oder wir lassen unsere Strahlenkanonen los. Würde es Ihnen helfen, wenn ich erkläre, was dann mit Ihrem Planeten geschieht?«
»Ich kann mir das Ausmaß der Katastrophe vorstellen«, meinte Gendar und bemühte sich dabei um Gelassenheit.
»Nein, das können Sie nicht. Wir verfügen über einige hochmoderne Strahlenwaffen. Die schneiden ihren Planeten in kleine Scheiben.« Die Frauenstimme lachte. »Kommen wir also zum Punkt. Ich glaube sicher, dass Sie uns eine erfundene Geschichte erzählt haben, die keinerlei Substanz hat. Sie sagen uns jetzt, was wir wissen wollen, oder in weiteren sechzig Minuten Solarzeit ist Ihre Heimat nur noch ein verdichteter Brocken Magma.«
Gendar holte tief Atem. Die Dreistigkeit, mit der diese Forderung gestellt wurde, machte ihn zornig, und er merkte, dass er eine Vase zwischen seinen Händen drehte, um diese gegen eine Wand zu schmettern. Er musste irgendetwas tun. Musste den Überdruck loswerden, der von allen Seiten, selbst der eigenen, auf ihn ausgeübt wurde. Verdammt, er war ein Wahrer der Mythen und ein Wissbegieriger. Ein Krisenmanager war er nicht, ebenso wenig wie ein Soldat. Was war nur in ihn gefahren, sich gegen seine Mutter zu stellen, die vermutlich mit eiskalter Rationalität diese Situation entschärft hätte?
Aber wie? Wie hätte sie reagiert?
Indem sie dieser Frau sagte, was sie wissen wollte?
»Hören Sie«, murmelte Gendar. »Ich lasse mich nicht erpressen.«
Die Stimme aus dem All kicherte. »Sie nicht, okay! Aber was
Weitere Kostenlose Bücher