Sternenfaust - 118 - Preis der Gewalt
Naturell entgegen.
An seinem vierzigsten Geburtstag schenkte Savanna ihm ein Bild.
»Es wird über deinem Schreibtisch ganz toll aussehen«, sagte sie. Er küsste sie und war glücklich.
Das rustikal gerahmte Bild zeigte Captain Cooks erstes Schiff, die Resolution . Ein gewisser William Hodges hatte es gemalt. Es war kein Original, aber das störte ihn nicht, denn es sprach Vince ganz tief in seinem Innersten an. Ein Schiff, dass sich durch Wellentäler der Cook Strait zwischen den beiden neuseeländischen Inseln kämpfte, ein Schiff dessen Segel gebläht waren, dessen Takelage knarrte, dessen Holz im Sturm bebte.
So also sah Savanna ihn? Als einen Mann, der träumen konnte? Als jemanden, der eine romantisch wildverwegene Ader hatte und den wilden Gezeiten trotzte? Der ein eigenes Schiff durch Sternenmeere führte?
Er war entzückt, dass sie ihn so sehen konnte und er liebte dieses Bild.
Ja, alles schien gut zu sein. Da aber der Charakter das Schicksal des Menschen ist, beugte sich Vincents Traum dieser Tatsache.
Savanna ging ihre eigenen Wege. Egal, auf welchem Planeten sie landeten, stets musste Vince sie aus irgendwelchen prekären Situationen holen, in die sie sich mit ihrem Temperament gebracht hatte.
»Warum tust du das?«, fragte er sie eines Tages.
Sie schwieg.
»Warum? Wenn du mir vertraust, können wir …«
Sie unterbrach ihn mit leiser Stimme. »Vor dem, welchem ich vertraue, hüte mich Gott. Vor dem, welchem ich nicht vertraue, hüte ich mich selbst.«
Vince ließ das Zitat abtropfen. »Jetzt hör mir mal gut zu: Ich möchte dein Freund sein. Ich möchte mehr, vieles, alles über dich wissen.«
Sie lachte und ließ ihn einfach stehen, während sich ein Schmerz in seiner Brust regte, als habe sie ihm ein Messer zwischen die Rippen gestoßen.
Warum tat sie ihm das an?
Wenige Tage später musterte sie ab und Vince schwor sich, sie niemals wiederzusehen. Diese verdammte Beziehung war beendet! Nie wieder, niemals mehr, würde er sich auf diese Frau einlassen. Niemals!
Gelang es ihm, sie zu vergessen? Sein Job nahm ihn gefangen, Veränderungen forderten seine ganze Aufmerksamkeit. Es gab ein paar Frauen, mit denen er sich einließ. Wenn er neben ihnen aufwachte, erkannte er, dass er sich diese Frauen nach Savannas Ebenbild ausgesucht hatte.
Da Zeit Bewegung im Raum ist, eine Bewegung, die niemand kontrollieren kann, begegneten sie sich erneut. Nachdem Vince mit 30 sein erstes Kommando bekommen hatte, auf der ENDEAVOUR, arbeitete er später als Erster Offizier an Bord der STELLARIS II. Er hatte Savanna fast zwanzig Jahre nicht gesehen. Der Kridan-Krieg veränderte alles.
Ihre Begegnung führte zu einem Desaster.
Und zu einer weiteren Trennung.
Vince, der Savanna nie vergessen hatte, sie nicht vergessen konnte , der alle Frauen an ihr maß, schwor sich ein weiteres Mal, Savanna Dionga aus seinem Gedächtnis zu streichen, diesmal endgültig.
Die Wandlertechnik der Toten Götter und die damit verbundenen Pläne, Star Cruiser zu bauen, die einen anderen hyperdimensionalen Raum durchqueren konnten als den Bergstromraum, zogen ihn völlig in den Bann. Und schließlich wurde er Admiral und bekam das Kommando über das erste Schiff der neuen Baureihe – die STERNENFAUST III.
Savanna hatte inzwischen das Star Corps verlassen und heuerte auf einem Handelsschiff an.
Nach dem Abschuss der MERCHANT trat sie erneut in sein Leben und es schien, als hätte sich die Sonne um die Erde gedreht. Auch an ihr war das Alter nicht spurlos vorüber gegangen. Sagte man nicht, erst uralte Hunde seien endlich so brav, wie man sie sich wünschte? Ein schlechter Vergleich, gewiss, aber …
Vince betrachtete das Bild, welches sie ihm geschenkt hatte und das ihm immer eine Inspiration gewesen war. Er grinste.
Vielleicht würde es endlich Zeit, das Leben so zu nehmen, wie es kam und Geschenke zu erkennen, wenn sie dargereicht wurden. Savanna war ein Geschenk. Sie war die Frau seines Lebens. Um Himmels Willen, wie sollte ein Mann andere Frauen lieben, wenn er sich nur nach der Einen sehnte?
Im Grunde, dachte Vince, war das eine romantische Geschichte. Die Tragik dahinter erkannte nur er. Wenn es etwas gab, dass er sich wünschte, dann war es, ihr Vertrauen zu gewinnen, endlich zu erfahren, was sie zu der gemacht hatte, die sie war. Andererseits – war das nicht unwichtig? Befriedigte es nicht nur die eigene Eitelkeit? Zählte nicht der Augenblick? Ein Kuss? Eine Berührung?
Und das Wissen darum, sich ein halbes
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