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Sternenfaust - 121 - Weg ins Unbekannte

Sternenfaust - 121 - Weg ins Unbekannte

Titel: Sternenfaust - 121 - Weg ins Unbekannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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»Hören Sie zu, Koch! Sie brauchen Hilfe. Sie bluten«, gab er noch nicht auf. »Wir werden alles klären. Wir müssen zusammenhalten. Tun Sie das nicht …!«
    Koch versuchte, einen weiteren Schuss abzugeben, hob und senkte die Waffe, krümmte sich, erbrach Blut, sein Kopf ruckte zur Seite, dann lag er still und seine Augen brachen.
     
    *
     
    STERNENFAUST
     
    Joelle Sobritzky erzählte Jack McGregor von den schönen Tagen in Colmar, ihrer Geburtsstadt im Elsass, nahe der deutschen Grenze. Winzige Häuser, die sich über schmale Straßen beugten, die mit Kopfstein gepflastert waren. Eine Märchenwelt, die man zumindest im Altstadtbereich mit viel Geld und Liebe erhalten hatte.
    Sie sprach über ihren Vater. Ein seltsamer, ein einfacher Mann war das gewesen, ein Traditionalist, was nicht verwunderte, wenn man bedachte, wo er bis in seine mittleren Jahre gelebt hatte.
    Was er nicht gemusst hätte. Vater war ein ausgezeichneter Hydrolektriker, jemand, den man gerne um sich hatte. Ein kluger Kopf, wie geschaffen für die Forschung. Umso erstaunlicher, dass er seine junge Familie mit dem Wunsch überraschte, für ein paar Jahre nach Paris zu gehen. Wie Vater seine Frau überredet hatte, war Joelle noch heute ein Rätsel.
    In Paris hatte Vater den vielleicht verrücktesten Job aller Zeiten gehabt. Er malte den Eiffelturm an. Er kletterte auf diesem mehr als dreihundert Meter hohen Stahlgerüstbau herum, leidlich angeseilt und verteilte rote Farbe auf Schrauben und Gestänge. Er klopfte Rost ab und pinselte Farbe auf. Auf Joelies Frage, ob dies nicht schrecklich langweilig sei, erklärte er, immerhin seien bis 2230 mehr als eine halbe Milliarde Touristen nach Paris gekommen, um dieses Bauwerk zu sehen. Das genügte ihm.
    Er starb vor sechs Jahren und hinterließ in Joelies Seele eine Lücke.
    Das Bild des Eiffelturms ging ihr nie aus dem Kopf. War es, weil er in den Himmel strebte? War es, weil er trotz seines Alters und seiner antiken Anmutung noch immer ein Beispiel hoher Ästhetik war? Nein! Was Joelle am Eiffelturm faszinierte, war die Tatsache, dass schon vor fast zweihundertfünfzig Jahren ein Langwellensender am Turm installiert worden war. Wäre dies nicht geschehen und hätte man diesen technischen Schritt damals nicht erkannt, wäre die Konstruktion – denn so hatte man es geplant – schon 1909 wieder abgerissen worden. Ursache und Wirkung! Ein kleiner Sender hatte alles geändert.
    Ein großes Wurmloch hatte alles verändert.
    Ursache und Wirkung!
    Jack hörte zu und legte seine Hand auf ihre. Mehr brauchte er nicht zu tun. Es war diese kleine Geste, die Joelles Herz ergriff und Liebe in sie pflanzte. Wenn Jack nickte, wusste Joelle, dass er sie verstand. Ihm musste man nichts vormachen – er war sich seiner sicher und das strahlte er aus.
    Sie erzählte vom Doppelsternsystem Centauri. Dorthin war sie mit ihrer Familie ausgewandert. Sie lebte fünfzehn Jahre unter einer Kuppel, in einem künstlich geschaffenen Paradies. Ihre Mutter, eine kalte Frau, arbeitete im Bereich Terraforming. Sie konnte stundenlang über das Einbringen von Grünalgen, über Fotosynthese, über Luftplankton, über die Veränderung von Oberflächentemperaturen dozieren – über Liebe sprach sie nie.
    Wäre Vater nicht gewesen, wäre Joelle eingegangen wie eine jener Pflanzen, die Mutter vergeblich anzubauen versuchte.
    Umso schlimmer war das Geheimnis, das sie mit sich herumtrug.
    Es dauerte nur wenige Stunde, bis sie mit Jack McGregor den ersten Kuss tauschte. Er küsste weich und doch männlich. Seine Haut roch angenehm, er war ein Mann, der beim Küssen die Augen schloss. Als sie auf weitere Annäherungen wartete, bemerkte sie erstaunt, dass Jack sich zurückhielt. Schwer atmend blickte sie ihn an. Er schüttelte langsam den Kopf und schmunzelte. »Du bist eine wunderbare Frau, Joelle …«
    Sie verabredeten sich für den nächsten Tag.
    Joelle wusste, dass Liebeleien unter Führungsoffizieren nicht nur ungern gesehen wurden, sondern zu Disziplinarmaßnahmen führen konnten. Richtigerweise wollte man an Bord die »Nebenwirkungen« solchermaßen emotionaler Reaktionen eingedämmt wissen. Liebe störte die Konzentration. Joelle wusste also, dass sie sich auf Glatteis begab. Dennoch hungerte sie nach Jack »Maverick« McGregor. Er war der erste Mann in ihrem Leben, der eine solche Reaktion bei ihr auslöste.
    Bei ihm fühlte sie sich geborgen. Wenn er sie mit seinen Armen umfing, sie an sich drückte, war sie zuhause. Weit weg von

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