Sternenfaust - 121 - Weg ins Unbekannte
Optimist müsse nicht davon überzeugt sein, dass alles gut ging, es genüge schon, wenn nicht alles schief liefe?
Um Haaresbreite hätte Maverick gelacht. Bei allem gebührenden Optimismus galt es immer noch ein Problem zu lösen: Was geschah mit der schnell verwesenden Leiche des Piloten? Und wer steuerte das Shuttle während des Sprunges?
Maverick seufzte, versuchte den Lärm um sich herum auszublenden und stellte sich vor, wie es hier mit Joelle wäre. Sie würde wissen, was zu tun war. Und sie wäre bei ihm. Das erste Mal seit ihrem Fehlsprung kam Maverick dazu, sich vorzustellen, er sehe Joelle nie mehr wieder. Ein warmes Zucken durchlief seinen Körper, eine Mischung aus Furcht, Sorge und Unglaube. Das konnte er sich nicht vorstellen.
Nein, auf keinen Fall!
Sie hatten nur einen Routineflug absolviert, hatten die STERNENFAUST eine Weile eskortiert. Nichts Besonderes. Routine. Machs gut, Joelle! Bis gleich, meine Süße! Und nun – keine 24 Stunden später, lag er hier und musste davon ausgehen, seine Liebe für immer zu verlieren.
Dies war der Moment, in dem Jack »Maverick« McGregor sich schwor, dass dies niemals geschehen würde. Einerlei, was sein würde, unwichtig, was das Schicksal für ihn bereithielt.
Er würde diese zarte und bestimmte, diese attraktive und selbstbewusste Frau – er würde Joelle Sobritzky wiedersehen!
*
In einem Shuttle der Observer-Klasse ist wenig Platz. Es gibt drei Räume. Eine Pilotenkanzel, die sogenannte Tinybridge, einen Aufenthaltsraum, dessen Wände rundherum mit einer Sitzbank bestückt sind und für Notfälle einen Unterkunftsraum mit eng übereinander angebrachten Pritschen, die bei Bedarf auch an die Wand geklappt werden können. Im Heck befindet sich ein kleiner Maschinenraum, daneben eine winzige Toilette, die – besonders vor gefährlichen Einsätzen – durchaus ihren Dienst tat, dann jedoch auch die Räumlichkeiten verpestete. Maschinenraum und WC werden nicht als Räume bezeichnet.
An Möglichkeiten für Körperhygiene hatten die Konstrukteure nicht gedacht, schließlich war dieses Schiff nicht für Langzeiteinsätze konstruiert worden. Dass man dennoch für Notfallrationen gesorgt hatte, zeugte von Weitsicht und der Tatsache, dass sie Schiffen der Star Cruiser-Klasse als Notfähren dienten, andererseits war es auch logisch, die Speisen auf natürlichem Wege wieder loszuwerden. Und hier hatte die Weitsicht versagt, da die Klimaanlage nur für eine geringe Frischluftzufuhr sorgte.
Maverick streckte sich und schwang die Beine über die Pritsche. Er hatte keine Sekunde schlafen können, hatte diese Atempause aber benötigt, um weitere Entscheidungen zu überdenken. Sein Kopf schmerzte, in seinen Schläfen pochte es, seine Haut war fettig und als er an einem Spiegel vorbei ging, glotzte ihm ein glänzender Apfel entgegen.
Keine Zeit für Eitelkeiten!
Um Haaresbreite wäre er über die lang ausgestreckten Beine von Leon Roul gestolpert. Der Commander blickte zu Maverick hoch.
»Wie lange wollen Sie mich noch angekettet lassen, Maverick?«, zischte der Franzose.
Einige Soldaten drehten ihre Köpfe zu Maverick. Man sah ihnen an, dass sie gespannt darauf warteten, was geschehen würde.
»Wir versuchen jetzt einen weiteren Sprung, Roul. Wenn wir Glück haben, verlassen wir dieses Kontinuum und werden von der STERNENFAUST gefunden. Dann werden Sie schneller wieder durch die Gegend laufen können, als Ihnen lieb ist.«
»Alle haben gesehen, dass es ein Unfall war, oder?« Roul versuchte, einen Blick der Anderen aufzufangen, aber diese wichen ihm aus.
»Das ist richtig. Dennoch haben Sie gegen jede militärische Regel verstoßen.«
»Sie sagten, wir setzen uns zusammen und machen einen Strich drunter!«
»Das war, bevor ihr Gewaltakt zu einem Mord wurde!«
»Sie wissen genauso gut wie ich, dass es ein Unfall war. Aber ich glaube, unser Maverick ist also ein ganz Genauer? Ein Paragrafenreiter?«
»Sie sehen mich falsch, Sir.« Maverick schüttelte sich und blickte auf Hammond hinab, der auf der Ruderbank ausgestreckt lag und unter halb geschlossenen Augen hervor den Dialog verfolgte.
»Der rührt sich seit einer halben Stunde nicht. Verdammt, hier stinkt es!«, meckerte Roul.
Maverick betrat die Tinybridge, nicht ohne vorher noch einen Blick auf die in Decken eingewickelte Leiche des Piloten zu werfen.
Seou empfing ihn.
»Wie lange haben Sie sich ausgeruht?«, fragte Maverick. Mit einem Seitenblick registrierte er, dass sein vor fünf Stunden
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