Sternenfaust - 123 - Zwischen den Sonnen

wenn es stimmt, was du behauptet hast … dann hilf mir.«
    »Ich kann Brelano nicht dazu bringen, dass er dir deine Schulden erlässt. Vergiss es. Übergib ihm das Schiff, das ist der beste Rat, den ich dir geben kann.« Sie sprach immer noch leise, und es tönte seltsam hohl, als halte sie zusätzlich die Hände wie einen Trichter vor den Mund, um den Schall zu dämpfen, damit sie in ihrer Umgebung nicht gehört wurde.
    »Kann er mithören?«, fragte Harry. Aus dem Wistls torkelte ein Betrunkener, dessen grüne Augäpfel ihm einen unheimlichen Anblick verliehen. Harry fragte sich, welche Art Getränke in dieser Bar wohl serviert wurden.
    Ein Seufzen. »Ich bin in seinem Badezimmer. Er hat gerade …«
    »Red ja nicht weiter! Ich bitte dich nur um eins. Ich will einen Aufschub. Ich habe einen todsicheren Auftrag, der mir so viel Geld einbringen wird, dass ich meine Spielschuld komplett begleichen kann. Allerdings brauche ich dazu mein Schiff. Die MERCHANT. Ich kehre zurück, sobald es geht. In einer Woche, vielleicht in zweien, bin ich wieder da. Ich zahle alles, mit Zinsen. Von mir aus auch mit Wucherzinsen.«
    »Einen Aufschub? Was glaubst du, mit wem du es zu tun hast?«
    »Eine Woche … bitte! Bring ihn dazu.«
    »Woher weiß ich, dass du zurückkommst?«
    »Vertrau mir.«
    »Nachdem ich dich reingelegt habe?«
    Harry glaubte, im Hintergrund etwas zu hören. Es knackte, dann tönte Ar’ellanas Stimme lauter: »Nichts, Brelano! Ich komme gleich. Lass mir nur … ja, sofort . Okay.« Dann, wieder leiser: »Harry, ich muss zu ihm.«
    »Hilfst du mir?«
    »Er ist ohnehin stinkwütend auf dich, weil sein Bote dich nicht in der MERCHANT angetroffen hat.«
    »Hilfst du mir?«
    Es kam keine Antwort mehr. Stattdessen wurde die Funkverbindung gekappt.
     
    *
     
    Krvallo erwies sich als überraschend auskunftsfreudig. Zwar war Savanna ein wenig mulmig zumute, als sie sich fragte, welche Gegenleistung er sich möglicherweise erhoffte, doch derlei düstere Überlegungen verdrängte sie.
    Eine Stunde später kannte sie die Tücken und Vorteile des Ringsimulation-Kampfes so gut, wie sie ein außenstehender Zuschauer nur kennen konnte – in der Theorie.
    Andor Krvallo zog seine Star Corps-Uniform mit einer tausendfach geübten Geste zurecht; genau dasselbe hatte er schon vor zwanzig Jahren getan. Vor zwanzig Jahren … zum ersten Mal seit Langem fragte sich Savanna, ob es nicht besser gewesen wäre, eine normale Laufbahn im Star Corps der Solaren Welten durchgezogen zu haben.
    »Wie viel Zeit bleibt dir?«, fragte er.
    »Bis zu meinem erneuten Treffen mit dem Boten weniger als dreißig Minuten. Danach wird erst feststehen, ob es überhaupt zu dem Deal kommt.«
    Ihr Gegenüber grinste hinter seinem penibel geordneten Schreibtisch. Alles sah exakt genauso aus wie am Vortag, abgesehen davon, dass die 3-D-Bilder abgeschaltet waren und als leere Rahmen nur wenig Zierde boten. »Es wird dazu kommen. Und verlass dich darauf, dass du mich als Zuschauer hast. Um nichts in der Welt werde ich mir das entgehen lassen.«
    »Wirst du mir …« Sie senkte verschwörerisch die Stimme und legte eine kleine Pause ein. »Wirst du mir helfen ? Du verstehst schon.«
    »Den Ablauf manipulieren? Vergiss es.«
    Die Antwort erfolgte mit solch kategorischer Bestimmtheit, dass Savanna gar nicht erst versuchte, auf diese Art weiter zu bohren. »Ich habe nie gefragt.«
    »Man mag von Msarro und seinen Leuten halten, was man will – in diesem Fall ist alles mit rechten Dingen zugegangen. Harry Chang hat sein Schiff in einem legalen Spiel verloren und trägt daran die Schuld. Wenn du ihn bei einem anderen Spiel herauszupauken versuchst, hast du meine besten Wünsche. Mehr nicht.« Sein Stuhl knarrte, als er sich erhob. »Oder doch … bestehe darauf, dass du eine Übungsrunde im Ring benötigst, um Chancengleichheit herzustellen. Appelliere an die Ehre oder solche Dinge; darauf wird Brelano anspringen. Der Kampf soll frühestens heute Abend, sagen wir gegen 22 Uhr Bordzeit, stattfinden. Wenn das Gespräch hinter dir liegt, iss etwas, stärke dich, trink eine Menge – und dann werden wir beide üben.«
    Genau das, was du gestern schon wolltest, Krvallo. Du kommst wohl immer an dein Ziel, auf die eine oder andere Art, was? Sie nickte widerwillig. »Ich danke dir.«
    »Du findest mich hier im Büro. Ich kümmere mich darum, dass uns am Nachmittag ein Ring zur Verfügung steht. Wistl schuldet mir ohnehin noch einen Gefallen. Oder besser gesagt, er schuldet