Sternenfaust - 123 - Zwischen den Sonnen
dem Star Corps noch etwa tausend Gefallen.«
»Wistl? Der Inhaber dieser Bar?«
»Ihm gehören sämtliche Simulations-Ringe in Lor Els Auge . Oder dachtest du, sein Reichtum stammt von der Bar allein? Ach, noch etwas, Savanna …«
Sie stand ebenfalls auf. »Hm?«
»Du solltest dich auf etwas gefasst machen. Am Nachmittag während unserer Übungsstunde gibt es keine Zuschauer. Heute Abend jedoch wird es dir so vorkommen, als schaue dir die gesamte Galaxis zu.«
*
Brelano schien kaum glauben zu können, was er soeben gehört hatte. »Du willst – was?«
Ar’ellana blickte unschuldig drein. »Ach, dieser Harry Chang … er tut mir leid. Was willst du mit der Schrottmühle von einem Schiff?«
Die beiden saßen an einem fürstlich gedeckten Tisch, zwischen ihnen Früchte von vielen Planetensystemen, deren Beschaffung Unsummen gekostet hatte. Und Käse, unter blauen Sonnen gereift und so widerwärtig stinkend, dass es Ar’ellana den Magen umdrehte. Doch auch was dies betraf hatte sie schon vor langer Zeit gelernt, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Hin und wieder überwand sie sich sogar und aß einen Happen; meist ließ sie den Käse jedoch dezent unter dem Tisch verschwinden, wo sich ein Reinigungsroboter um ihn kümmerte.
»Die MERCHANT ist ein stinkender Kloakenraumer«, fuhr sie fort. »Wenn Chang jedoch zurückkommt und dir Geld bringt, ist das …«
Zwischen Brelanos Fingern platzten ein Dutzend Guogga-Trauben. Der grellgelbe Saft triefte zwischen den fetten Gelenken hindurch und tropfte auf den Tisch.
Ar’ellana wusste, wann sie still zu sein hatte, und ein solcher Moment war nun gekommen. »Vergiss es. War nur so ein Gedanke.«
Msarro schlenkerte seine Wurstfinger aus. Traubenhaut und -saft schwirrten durch die Luft. Ein Stück klatschte gegen Ar’ellanas Stirn. Vorsichtig pickte sie es sich von der Haut.
Brelano griff nach einem Stück verschimmelten Käse und stopfte es sich in den Mund. Das war immerhin ein gutes Zeichen. Wenn er sich aufregte und aß, legte sich sein Ärger meistens. Wenigstens teilweise. Es hätte ebenso gut sein können, dass der Fette aufgestanden wäre und Ar’ellanas Gesicht in den Käse gedrückt hätte, bis sie fast erstickt wäre.
Oder ganz.
Einmal hatte sie schon geglaubt zu sterben, als er endlich von ihr abließ und sie sich die zähflüssige Käsemasse aus dem Mund fingern konnte. Seitdem fand sie den Gestank noch abstoßender als zuvor.
Damals hatte sie überlegt zu fliehen, sich aber aus freien Stücken dagegen entschieden. Ihr war es noch nie so gut gegangen wie als Brelanos Auserwählte. Ihr mangelte es an Nichts, sie hatte sogar einiges Geld zur Seite schaffen können; und das bisschen Sex, das er als Gegenleistung von ihr forderte, war zwar widerlich, aber sie hatte schon Schlimmeres erlebt, als diesem Klumpen aus wabbelndem Fleisch zur Hand zu gehen.
Nur seine Wutanfälle vergällten ihr alles. Aber man konnte eben nicht alles haben.
Brelano schluckte und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Sinnie ist bei diesem Harry Chang. Oder bei seiner Stellvertreterin, diesem Menschenweib. Sie hätte eine andere Idee, mich auszuzahlen, hat sie gesagt. Ich bin gespannt.«
Davon hörte Ar’ellana zum ersten Mal. Aber was ging es sie an? Sie schalt sich ohnehin längst einen Narren, dass sie Harrys Bitte überhaupt entsprochen und seinen Wunsch vorgebracht hatte. Er war ein Opfer wie jedes andere auch, Schluss, aus, fertig. Es hätte ihn wirklich schlimmer treffen können. Schließlich trug er selbst daran die Schuld – und bei dem Pokerspiel war es ehrlich zugegangen. Er hätte auch gewinnen können. Bei dieser Rechnung gab es nur ein Problem: Brelano und seine Jungs waren zu gute Spieler, als dass sie jemals verloren.
Schweigend aßen sie weiter, und Ar’ellana überlegte, wie sie ihren Patzer wiedergutmachen konnte. Schließlich wollte sie in der Gunst Msarros nicht sinken. Sie hielt sich schon merklich länger als ihre Vorgängerinnen an seiner Seite, und sie plante, diesen Posten auch so schnell nicht zu verlieren. Nicht, ehe sie noch einigen Luxus genossen und eine Menge Geld beiseitegeschafft hatte. Dann konnte sie immer noch ihre Zelte abbrechen und in einer Nacht-und Nebel-Aktion verschwinden.
Jemand klopfte auf altertümliche Art und Weise an die Tür. Brelano gab mürrisch die Erlaubnis einzutreten.
Wenig später stand Sinnie am Tisch und nestelte mit seinen Spinnenfingern vor seinem Körper. »Entschuldige die
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