Sternenfaust - 123 - Zwischen den Sonnen
der ihnen nun noch helfen konnte.
»Hören Sie zu«, bat er. »Savanna ist in Schwierigkeiten. Tun Sie es für sie. Tun Sie es für Ihren Kollegen Vince Taglieri, den Kommandanten der STERNENFAUST. Sie wissen doch, dass Savanna mit ihm …«
»Das weiß ich«, unterbrach Andor Krvallo ungnädig. »Ich mag Taglieri nicht. Ich mochte ihn noch nie.«
Harry glaubte, unterschwellig herauszuhören, was in seinem Gegenüber tatsächlich vorging. »Sie mögen ihn nicht, weil er Savanna so viel bedeutet, nicht wahr? Glauben Sie mir, ich verstehe Sie, Krvallo.« Er schluckte und legte sich die exakt passende Lüge zurecht, während er einen der Projektionsrahmen auf dem Schreibtisch gerade rückte. »Mich hat Savanna ebenfalls verschmäht. Einen wie mich wollte sie nie. Nicht als Liebhaber. Als Kapitän – ja, damit war sie einverstanden, aber meinen Verführungsversuchen gab sie nie nach. Also geben Sie sich einen Ruck und helfen Sie Savanna! Um der alten Zeiten willen. Wenn wir es nicht tun, wird sie die Sklavin Msarros sein. Das können Sie doch nicht wollen! Genauso wenig wie ich, auch wenn sie mich verschmäht hat.« Oder uns beide , ergänzte er in Gedanken.
»Also verlangen Sie, dass ich, ein Offizier des Star Corps, mal eben sämtliche Regeln breche? Das mit der Sklaverei bekommen wir offiziell nie durch! Egal, ob es den Tatsachen entspricht oder nicht.«
»Sie wissen doch Bescheid!«, ereiferte sich Harry. »Ist dieser widerwärtige Fettkloß denn kein Dorn im Auge eines jeden rechtschaffenen Menschen? Nur weil man ihm nichts nachweisen kann, ändert das doch nichts daran, dass er ein Verbrecher der übelsten Sorte ist!
Worum geht es in diesem Fall, Andor?«
»Werden Sie ja nicht vertraulich, Mann!«
Harry nahm sich etwas zurück. »Aber noch einmal: Worum geht es in diesem Fall? Um Regeln … oder um Gerechtigkeit? Ja, ich habe das Schiff verloren, aber ich wurde reingelegt! Ja, Savanna hat den Kampf verloren, aber auch sie wurde betrogen!«
»Raus hier«, verlangte Krvallo.
»Aber …«
Der Offizier verzog keine Miene. »Raus aus meinem Büro. Und raus aus dieser Raumstation. Haben Sie das verstanden, Mister Chang?«
Und ob er das hatte.
*
Alles war vorbereitet.
Die nächsten Minuten würden die ungeschriebenen Gesetze von Lor Els Auge grundlegend auf den Kopf stellen. Und das ohne jede Gewalt. Heimlich, still und leise würde Brelano gezeigt werden, wo sich seine Grenzen befanden.
»Jetzt«, sagte Harry in seinen Funk.
Mehr war nicht nötig.
Sie standen am vereinbarten Treffpunkt.
Ar’ellana verließ den privaten Wohnbereich Brelanos. Neben ihr ging Savanna, torkelnd vor Schmerz oder von Betäubungsmitteln berauscht. Niemand sah sie, niemand hörte sie.
Ohne behelligt zu werden, ging die kleine Gruppe von drei Menschen in Richtung der angedockten MERCHANT, wo sie von Sonda Katar und J.T. Toler erwartet wurden, die das Schiff bereits startklar gemacht hatten.
Und seltsamerweise hielt niemand der wachhabenden Sicherheitskräfte das Handelsschiff auf, als es sich wenige Minuten später von seinem Platz löste und die Raumstation hinter sich ließ. Wieso sollten sie auch? Sie hatten von ganz oben andere Befehle erhalten. Befehle, die sich später als eine unfassbare und bedauernswerte Kette von Missgeschicken herausstellen sollten. Es gab eine Untersuchung, wie so etwas hatte geschehen können, aber einen Schuldigen konnte niemand ausfindig machen. Also wanderte die Akte irgendwann in eine Ablage, von wo aus sie aus unerklärlichen Gründen verschwand und nie wieder auftauchte.
Sinnie, der Mann mit den Spinnenfingern, fand die Leiche seines Chefs, des berüchtigten Msarro, erst viele Stunden später. Ein bedauernswerter Unfall – nicht weniger bedauernswert als die Kette von Missgeschicken seitens des Star Corps. Brelano war seiner Fress-Sucht erlegen und an einem großen Stück Käse erstickt, das in seinem Hals stecken geblieben war. Wie der Käse allerdings auch in seine Nasenlöcher hatte gelangen können, würde für immer ein ungelöstes Rätsel bleiben. Genau wie die Tatsache, dass Brelano eigentlich nie im Bett aß, und schon gar nicht nackt. Sinnie war das allerdings völlig gleichgültig. Er übernahm die Geschäfte seines Vorgängers und würde sich um derlei Details nicht kümmern. Wie auch nicht um die Tatsache, dass Brelanos Gespielin Ar’ellana spurlos verschwunden war. Ar’ellana, die sich als eines der drei neuen Mannschaftsmitglieder an Bord der MERCHANT soeben in
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