Sternenfaust - 127 - Tödlicher Angriff (2 of 4)
ist so …«, begann Mary Halova, während ihr Blick unruhig zwischen Dana und Taglieri hin und her wanderte. »… der Schamane kann sich nicht erinnern, dass je jemand aus dem Stamm versucht hätte, ihren Gott zu besuchen oder gar mit ihm zu sprechen.«
»Und das soll was genau heißen?«, fragte Dana mit zusammengezogenen Brauen.
»Es … soll heißen, dass offenbar niemand weiß, wie genau man in die Kuppel hinein kommen oder ihren Gott rufen könnte.«
Dana sprang auf und schlug mit der flachen Hand auf die weiß schimmernde Oberfläche. »Und was ist mit den Zeichen? Haben Sie sich die Symbole denn schon genau angesehen? Kann denn, verdammt noch mal, niemand die Bedienungsanleitung für dieses Ding hier lesen? Wollen Sie mir tatsächlich sagen, dass wir für nichts und wieder nichts her gekommen sind? Dass alles umsonst war?«
*
Das Dorf, Unbekannter Planet, Irgendwo in Transalpha
Shanasa biss die Zähne zusammen, wickelte sich die Seile fester um die Handgelenke und trat mit dem Fuß gegen den Strauß zusammengebundener Zweige. Die Holzschale, die sie darauf platziert hatte, krachte ins Feuer. Funken sprühten. Dampf stieg auf, als das Pulver und die Kräuter sich in den Flammen zusammenkrümmten und verglühten.
»Oh Mchasch, größter aller Götter, zeig mir Deinen Willen! Lass mich sehen! Damit ich auch die anderen sehend machen kann!«, rief sie voller Inbrunst und atmete schneller.
Die Hitze brannte auf ihrem Gesicht, Rauch kroch in ihren Mund, ihre Nase und füllte die Lungen. Doch statt sich weg zu drehen, sog sie den Dunst nur noch gieriger ein, schluckte ihn, bis es ihr die Kehle zuschnürte, bis sie nach Luft schnappte, röchelte. Immer heftiger, unkontrollierter zerrte sie an ihren Fesseln, kämpfte gegen die Panik an, während die Welt um sie herum zu flackern begann.
Lichtblitze zuckten vor ihrem inneren Auge und hüllten alles andere in tiefes Schwarz. Sie keuchte, krallte sich mit ihren Nägeln in die Seile, als der Druck in ihrem Kopf stieg. Dann ein Ruck, der durch ihren Körper fuhr. Die Augen weit aufgerissen, den Mund geöffnet und doch war sie blind, blieb sie stumm, während das Inferno über sie hereinbrach.
Ein Feuerball, größer noch als der Tempel des Gottes, stürzte aus dem Schwarz der Nacht auf sie herab und brachte ein Heer aus glühenden Begleitern mit sich.
Die Schreie des Entsetzens blieben ihr in der Kehle stecken, als sie die Welt um sich herum im brennenden Ascheregen untergehen sah. Menschen, Tiere, Pflanzen, ja sogar Felsen schmolzen, verbanden sich zu einem See aus Tod, verdampften und verschwanden im Schwarz des Himmels. Nichts war mehr übrig. Nicht mal ein Sandkorn.
»Charachasch! Charachasch! Charachasch!«, schrie Shanasa, als der Rauch aus ihren Lungen wich, als sie zurückkehrte und das Bewusstsein wieder erlangte.
Hustend richtete sie sich auf und befreite ihre Hände aus den Schlingen. Die Handgelenke waren aufgescheuert und blutig, doch Shanasa spürte es nicht. Viel zu groß war der Schmerz, verursacht von den Bildern, die ihr das Zweite Gesicht geschenkt hatte. Wimmernd krabbelte sie auf allen Vieren aus dem Zelt, rollte, kugelte sich auf dem Boden, strampelte und brüllte, bis sich alle aus dem Dorf um sie versammelt hatten.
»Ich habe es gesehen! Ich habe unseren Untergang gesehen!«, schrie sie in die Menge. »Diese Fremden werden unser Verderben sein! Mchasch wird uns strafen, für ihren Frevel! Für die Entweihung seines Tempel! Tod und Feuer wird er auf uns regnen lassen, wie schon einmal!«
Anklagend hob sie ihre zitternden, blutbesudelten Hände und deutete auf einen der Eindringlinge. »Sie sind aus dem Himmel zu uns gekommen. Doch sie sind keine Götter! Auf flammenden Schweifen sind sie geritten und flammende Schweife werden es sein, die unsere Welt zerschlagen.«
Als der dunkelhäutige Mann mit den gekräuselten schwarzen Haaren und der platten breiten Nase sich mit besorgter Miene zu ihr herab beugte, und ihr eine Hand an die Stirn hielt, kreischte sie auf.
»Tötet sie, bevor sie uns töten werden! Tötet sie, bevor es zu spät ist und uns das Verderben in die immerwährende Dunkelheit saugt!«
Ein Raunen lief durch die Reihen der Anwesenden. Immer mehr der Frauen und Männer sahen sich verunsichert um, wichen vor den Fremden zurück. Kinder begannen zu weinen.
Und als die ersten Krieger zu ihren Blasrohren griffen, da sprang Shanasa auf, deutete mit erhobenem Zeigefinger auf den Dunkelhäutigen und schrie erneut:
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