Sternenfaust - 134 - Die Wahrheit über Dana Frost
musste: den Einzigen, der ansatzweise wusste, wo sie sich aufhielt.
»Der Raum befindet sich zwanzig Meter hinter den nächsten Posten, die zweite Tür auf der linken Seite. Das Zimmer ist derzeit nicht besetzt, alle Pfleger sind im Einsatz oder zum Wachdienst eingeteilt. Nichtsdestotrotz müssen wir erst an den beiden Sicherheitsmännern vorbei.«
Dana stöhnte auf. Na toll! Und wie soll das gehen? Ich glaube kaum, dass deine Fähigkeiten so weit reichen, dass wir direkt vor den beiden herumspazieren können, ohne dass sie uns wahrnehmen!
Daniel zischte unwillig. »Krieg dich wieder ein! Mir fällt schon was ein.« Offenbar führte seine gesteigerte Aufmerksamkeit dazu, dass er auch Danas Gedanken auffing. Er ballte die Hände zu Fäusten und kniff die Augen zusammen. Seine nassen Haare klebten inzwischen strähnig an seiner Stirn, wahre Sturzbäche aus Schweiß flossen ihm über das Gesicht.
»So, das sollte reichen. Die beiden haben plötzlich irrsinnige Lust auf etwas Süßes bekommen und brechen gerade zur Kantine auf. Dass sie eigentlich auf ihrem Posten bleiben müssen – und das auch wissen – erhöht den Zug an ihrem mentalen ›Seil-Ende‹, also sollten wir uns nicht mehr allzu viel Zeit lassen, in den Raum mit der Konsole zu gelangen!«
Dana verstand. Jetzt mussten sie sich wirklich beeilen. Daniels Zustand verschlechterte sich jetzt sekündlich, die Anstrengung drängte ihn langsam aber sicher an den Rand der totalen Erschöpfung. Sie fasste den jungen Telepathen beim Arm und schob ihn aus dem Wartungsraum.
»Rechts! Weiter!«, keuchte Daniel.
Sie hasteten um die Ecke und sahen gerade noch, wie die beiden Wachmänner am Ende des Ganges in einen Seitenkorridor verschwanden.
Die zweite Tür links , wiederholte Dana in Gedanken. Sie sah den Zugang zu dem entsprechenden Zimmer, rannte darauf zu, Daniel weiterhin am Arm gefasst im Schlepptau.
Der Aufenthaltsraum der Paramedics stellte sich als gemütliche kleine Kammer mit Wohnzimmeratmosphäre heraus. Dana wäre fast über das Sofa gestolpert, das aufgrund der beengten Verhältnisse direkt in den Laufweg ragte. Durch ein schmales Fenster fiel helles Licht in den Raum. Neben einem riesigen Wandscreen, auf dem ein Newskanal ohne Ton lief, gab es noch einen Getränkespender und das, wonach sie auf der Suche gewesen waren: ein Arbeitsterminal. Daniel hatte bei seinen mentalen Kontakten zu seinen Pflegern davon erfahren, dass es – im Gegensatz zu den Konsolen in einigen Krankenzimmern – für Funkkontakte zu anderen Welten freigeschaltet war.
Daniel betätigte das Touchscreenfeld, um die Tür zu schließen. Dann gab er ein Passwort in den Türöffnungscode ein. Zwar konnte man diesen Zugang mit einem administrativen Passwort überschreiben, dennoch würden sie vorerst eine Weile ungestört sein.
Dann ließ sich Daniel auf das Sofa fallen und presste sich die Handballen auf die Schläfen. Sein vor Anstrengung gerötetes Gesicht wurde kreidebleich, er würgte trocken.
Besorgt warf Dana einen Blick über die Schulter. Sie hatte sich einen Stuhl herangezogen und eine Bergstrom-Funk-Passage etabliert. Nun musste ihr Ruf nur noch angenommen werden.
»Wie sieht es aus?«, fragte sie, obwohl sie es ziemlich offensichtlich sehen konnte, dass der Junge am Ende seiner Kräfte war.
»Kopfschmerzen!«, meinte Daniel, während er sich aufrecht hinsetzte. »Die beiden Männer sind jetzt bald außerhalb meiner Reichweite. Ich weiß nicht, was passiert, wenn der Kontakt abbricht. Vielleicht machen sie einfach so weiter, wie ich es ihnen eingegeben habe.«
Die Konsole gab einen piependen Laut von sich. Die Verbindung wurde hergestellt. Auf dem Bildschirm erschien das freundlich dreinblickende Gesicht von Meister William.
»Dana, Sie sind es!«, plapperte er erfreut drauflos. Im Hintergrund sah man das runde Fenster seines Büros im Kloster auf Sirius III. »Ich hatte nicht erwartet, so bald von Ihnen zu hören. Wenn ich die Kennung Ihres Senders richtig interpretiere, sind Sie tatsächlich …«
»Entschuldigen Sie, William, aber dafür ist jetzt keine Zeit!«, unterbrach der ehemalige Captain der STERNENFAUST den Christophorer barsch. In knappen Worten schilderte sie William die Ereignisse der letzten Tage. Als sie geendet hatte, schwieg der Mönch betroffen. Dana sah es hinter seiner Stirn arbeiten, vor allem, als er erfuhr, dass Dana genetisch verändert war.
Dass sie es schon immer war. Doch dann erkannte sie auch das typische Mitgefühl und
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