Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania
Farun-Dan vergnügt. Es schien im Spaß zu machen Sun-Tarin zu prüfen, denn er nahm sich dafür weit mehr Zeit als alle anderen Wächter.
Sun-Tarin sperrte den Schnabel auf und ließ das Betasten Farun-Dans über sich ergehen.
»Ein hübsch geputzter Schnabel«, sagte der Farun-Dan spöttisch. Er griff an seinen Uniformgürtel und zog seinen Hand-Scanner.
»Bitte die Beine leicht spreizen.«
Sun-Tarin tat mechanisch, was von ihm verlangt wurde. Farun-Dan scannte ihn Stück für Stück, ganz langsam. Zwischendurch widmete er sich Sun-Tarins Tasche.
»Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, zischte Sun-Tarin, der allmählich die Nerven verlor. Der Scanner ruckte wieder auf seinen Körper und wanderte immer höher.
»Nur mit der Ruhe«, sagte Farun-Dan, plötzlich gar nicht mehr freundlich. »Du hast nichts zu verbergen, also hast du auch die Zeit für eine ausführliche Prüfung. Es sind gefährliche Zeiten, und Verräter gibt es immer.«
»Du machst nur deine Arbeit«, krächzte Sun-Tarin so gelassen er konnte.
Inzwischen war der Scanner auf der Höhe seiner Schultern. Wenn Farun-Dan ihn auf die Höhe seiner Augen zog, würde er eine Abweichung anzeigen – mehr nicht. Aber dann hatte Sun-Tarin zu erklären, warum er in seinem künstlichen Auge einen Fruchtkern sitzen hatte. Und wenn der Kern erst einer genaueren Untersuchung unterzogen wurde, war es vorbei.
»Richtig, ich mache nur meine Arbeit.«
Der Scanner richtete sich auf den Hals. Dann höher zum Schnabel.
In dem Moment fiel ein Schatten über sie, und das hohe Sirren von starken Antrieben übertönte jedes andere Geräusch.
Der Gleiter des Raisa setzte zur Landung an.
Farun-Dan ließ den Scanner sinken.
»In Ordnung, Sun-Tarin. Du kannst durch.«
Sun-Tarin hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Wie ein Schlafwandler ging er zur zweiten Kontrolle. Der Wächter dort war wesentlich nachlässiger und ließ ihn nach einem flüchtigen Scan passieren.
Sun-Tarin schloss zum Mar-Tanjaj auf. Sie sahen einander an. Sie hatten die ersten Hürden genommen. Jetzt musste es nach Plan weitergehen.
Resan-Tar wollte den blauen Saal vor ihm betreten, doch am Zugang stand ein junger Kridan in der Uniform der persönlichen Garde des Raisa.
»Mar-Tanjaj, ich muss Euch mitteilen, dass der Sitzungsort verlegt wurde. Der Raisa hat entschieden, an einem würdigeren Ort seine Endlösung des Krieges zu präsentieren. Er bittet Sie alle in den neuen Saal, der erst vor Kurzem eingerichtet wurde.«
Die Stimme von Resan-Tar klang wie immer, trotz dieser besorgniserregenden Nachricht. »In dem Teil, der von Schnabellosen gesprengt wurde?«
»Ganz recht, Mar-Tanjaj.«
»Danke, ich habe verstanden.« Er wollte sich eben abwenden, drehte sich dann aber doch noch einmal zu dem jungen Wächter um. »Gibt es hier einen Ort, an dem ich den Kragen meiner Uniform reinigen kann? Ich habe wohl beim Morgenmahl nicht recht aufgepasst und möchte dem Raisa so nicht unter die Augen treten.« Er wies auf einen winzigen dunkelblauen Fleck, der vermutlich von Gerba-Saft stammte, und der an der Seite des Kragens klebte.
Der junge Tanjaj wies ihm die Richtung. »Die dritte Tür im zweiten Gang. Soll ich Euch zur Hand gehen?«
Der Mar-Tanjaj schüttelte den Kopf und sah sich suchend nach Sun-Tarin um, als wisse er nicht genau, wo er stehe.
»General, wenn Sie so freundlich wären? Die Stelle ist schlecht zu erreichen.«
Sun-Tarin bestätigte mit einem kurzen Krallenscharren und begleitete den Mar-Tanjaj.
Kaum hatte sich die Tür des kleinen Raumes geschlossen zog Resan-Tar ein winziges Scan-Gerät hervor. Als Mar-Tanjaj durfte er das Gerät mit sich führen.
»Der Raum ist sauber. Zumindest von herkömmlichen Abhörgeräten.«
Sun-Tarin stützte sich schwer gegen die steinerne Wand, während der Mar-Tanjaj seinen Kragen akribisch reinigte. Vermutlich hatte er ihn vorsätzlich verschmutzt, um im Notfall einen Vorwand zu haben, mit Sun-Tarin sprechen zu können.
»Was machen wir jetzt?«, krächzte Sun-Tarin kaum hörbar. »Der neue Saal besitzt keine Steindecke. Der Druck wird nicht verstärkt werden.«
Der Mar-Tanjaj griff nach einem kleinen Meram-Tuch und trocknete seinen feuchten Kragen.
»Ich habe befürchtet, dass du zweifelst, Sun-Tarin. Deshalb wollte ich hier mit dir reden. Ich sage dir, was wir tun: Wir ziehen diese Sache durch. Eine solche Gelegenheit bekommen wir nicht zwei Mal. Tu, was du tun musst.«
Sun-Tarin schob die Binde nach oben und griff in die Augenhöhle.
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