Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania
Er zog den runden Fremdkörper heraus, öffnete ihn und brachte das Kästchen hervor, in dem der Sprengstoff gelagert war. Der Kohlestift saß am äußeren Rand.
Ein Schauer lief über seinen Körper. Ein so winziges Ding konnte so viel verändern.
»Ich ziehe den Stift erst, wenn der Raisa im Raum ist.«
Der Mar-Tanjaj bestätigte mit einem Reibelaut seines Schnabels. »Gut. Ich gehe vor und nehme meinen Platz ein. Du kommst nach. In einem guten Mika erhalten wir den Funkspruch, dass es Unruhen im Palast gibt und wir gebraucht werden. Es wird ein öffentlicher Funkspruch eines Verbündeten sein, der uns von jeglichem Verdacht befreit. Niemand wird annehmen, dass wir diesen Funkspruch bestellt haben.«
Sun-Tarin straffte die Schultern. »Tun wir es.« Er setzte das künstliche Auge wieder ein und zog die Binde darüber.
Er fühlte die Bombe in seiner Hand. Er musste nur noch den Stift ziehen, den Haftstreifen freimachen und die Bombe unter den Tisch des Raisa heften. Alles andere lag in den Krallen Gottes.
Der Mar-Tanjaj ging voran. Sun-Tarin folgte ihm einen halben Mika später.
Als er in den neuen Saal trat, stellte er zufrieden fest, dass er einen Platz in der Nähe des Raisa hatte. Dieser Abstand musste genügen.
Er setzte sich und hörte kaum, was die vortragenden Kridan berichteten. An diesem Tag waren mehrere Vertreter entfernterer Kridanplaneten anwesend, die über ihre Schlagkraft berichteten. Erst wenn sie geendet hatten, würde der Raisa seinen Plan der Vernichtung des Sol-Systems unterbreiten.
Sun-Tarin zog den Kohlestift unter dem Tisch. Er heftete die Bombe so nah an den Raisa, wie er konnte, ohne aufzufallen.
Die Blicke seines einen Auges wanderten durch den Saal. Gut zwanzig Kridan waren versammelt. Zwanzig Kridan, die er in den Tod schickte.
Der Mord all dieser Krieger lastete schwer auf ihm. Ihm war, als würde eine große Macht ihn nach unten pressen. Er war ein Verräter. Sollte er das wirklich tun? Noch konnte er den Vorgang stoppen, sich selbst anzeigen und einen ehrenvollen Freitod sterben. War das nicht besser als Seran-Pakor zu töten? Besser, als unschuldige Kridan in den Tod zu reißen?
Die Stimme des Raisa hallte durch den Raum. »Und deshalb müssen wir die Solaren Welten vernichten. Mitsamt ihren Kolonien. Es wird keine friedliche Lösung geben! Ich will den Tod aller Schnabellosen! Die Ausrottung der Menschheit wird den anderen Sternenvölkern ein Exempel sein. Sie werden sich uns freiwillig unterwerfen, und wir werden sie in Gnade aufnehmen, so sie sich zu dem Einen Gott bekehren!«
Sun-Tarins Krallen pressten sich ineinander.
Nein. Es musste sein. Seran-Pakor musste sterben, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte.
Ein Wächter trat auf ihn zu. Er sah nervös aus.
»General Sun-Tarin? Ihr werdet im Palast benötigt. Es gibt Unruhen. Offensichtlich wurde ein weiterer Vergiftungsversuch entdeckt.«
Sun-Tarin stand auf. »Ich komme.«
Er sah, dass der Mar-Tanjaj ebenfalls aufstand. Sie trafen sich am Gleittor des schlichten Sitzungsraumes.
Sie hatten die erste Wachstation bereits erreicht, als Krallenschritte hinter ihnen laut wurden. Sun-Tarin drehte sich um.
»Mar-Tanjaj!« Farun-Dan kam auf sie zugeeilt. »Mar-Tanjaj, der Raisa verlangt Euch bei der Besprechung dabei zu haben.«
Resan-Tar zog die Haut um seinen Schnabel in Falten. »Farun-Dan, es gab Unruhen im Palast. Ich wurde von der Palastwache gerufen, mich darum zu kümmern.«
Farun-Dan machte eine abwehrende Klauenbewegung. »Das weiß seine Heiligkeit, aber die heutige Sitzung ist ihm sehr wichtig, und auch wenn Ihr alle seine Pläne bereits kennt, möchte er Euch bei sich haben. An seiner Seite.«
»Soll ich den Palast vernachlässigen?«, fragte Resan-Tar scharf.
Farun-Dan wies auf Sun-Tarin. »Ich bin sicher, der General kommt allein zurecht.«
»Wenn das so ist …« Resan-Tar sah Sun-Tarin an. Seine Augen waren ernst. Für einen Augenblick zeigten sie große Trauer und einen Schmerz, der Sun-Tarin schier die Nieren zerreißen wollte. Dann wurde das Gesicht Resan-Tars eine steinerne Maske. »Gottes Wege sind unergründlich.« Er drehte sich um und folgte Farun-Dan zurück in das Gebäude.
Nein!
Sun-Tarin hätte den Mar-Tanjaj gerne gepackt und ihn mit sich gezogen. Er blieb wie angewurzelt stehen, unfähig, eine Entscheidung zu treffen, wie er sich verhalten sollte. Wenn Resan-Tar zurückging, würde er sterben.
Resan-Tar drehte sich zu ihm um. »Beeilt Euch, General! Oder wollt Ihr einen
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