Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger
endlich mit dem Respekt behandelte, den sie verdienten.
War er nun gekommen?
Nickie wusste es nicht. Aber die Anzeichen sprachen dafür. Dinge waren in Bewegung geraten, die sich nicht mehr aufhalten ließen. Sie selbst gehörte dazu. Captain Berger von der STERNENFAUST …
»Willkommen zurück!«, sagte Jurij R. Diaz freundlich, als sich die Fahrstuhltüren endlich öffneten. Er stand inmitten seines kleinen Reiches, eines unterirdischen Raumes von beeindruckenden Ausmaßen. Die kuppelförmige Kammer lag Hunderte von Metern unter dem Erdboden und stammte aus den Tagen des U-Bahn-Baus. Längst von allen Verantwortlichen vergessen, hatte sich Diaz in ihr eingenistet. Zahlreiches Hightech-Equipment prägte den Raum nun. Monitore hingen an den dunklen, kahlen Wänden und zeigten diverse Ansichten öffentlicher Plätze der Großstadt. In einen breiten Tisch in der Mitte des Zimmers waren mehrere Arbeitsstationen eingelassen, über deren Displays Datenstränge liefen. Weiter rechts befand sich ein Bereich, in dem’ geschmackvolle Ledersessel auf einem weißen Teppich einen Hauch von Komfort verbreiteten. Dahinter befanden sich zwei geschlossene Türen. Nickie hatte keine Ahnung, wohin sie führten.
»Danke«, erwiderte sie, trat aus dem Lift und ließ den Anblick auf sich wirken.
Dezente Beleuchtung in den hinteren Bereichen tauchte die gesamte Anlage in angenehme Helligkeit. Geschäftiges Treiben prägte die Atmosphäre, wenngleich außer Diaz nur eine weitere Person anwesend war. Es handelte sich um einen schmächtigen Mann von vielleicht vierzig Jahren. Er stand am Tisch und nickte ihr nur kurz entgegen, dann wandte er sich schon wieder seiner Konsole zu.
»Hatten Sie eine gute Reise?« Diaz hob den Arm und deutete ihr, ihn zu den Ledersesseln zu begleiten. Erst jetzt bemerkte Nickie, dass auf dem gläsernen Tisch vor ihnen zwei dampfende Teetassen standen.
»Würde ich nicht so sagen«, antwortete sie ausweichend. »Ich bin hier, das allein zählt.«
Diaz lächelte. Es wirkte wie einstudiert. »Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten. Wir mussten sicher gehen, dass Sie uns keine unliebsamen Gäste einschleppten. Sie verstehen das sicher.«
Nickie Berger nickte und nahm Platz. Irgendetwas an Diaz störte sie. Seine Freundlichkeit, seine höfliche Art – sie kamen ihr falsch vor. Er spielt , dachte sie. Er spielt mir was vor, um … Ja, weshalb? Um mich milde zu stimmen? Mich in Sicherheit zu wiegen?
Der Gedanke erschreckte sie weit mehr als sie sich einzugestehen bereit war. Lug und Trug war sie gewohnt, aber im eigenen Team? Nach allem, was sie für die Gemeinschaft geleistet und ertragen hatte? Wider besseres Wissen öffnete sie ihren Geist und streckte ihre mentalen Fühler nach ihrem Gegenüber aus.
Was sie sah, raubte ihr kurzzeitig den Atem. Und es machte sie wütend.
Sehr wütend.
Die STERNENFAUST. Das Schiff, das sie erobert und gestohlen hatte, ganz wie man es ihr aufgetragen hatte. Ihr Schiff. War es wirklich nie darum gegangen?
»Ich muss Sie wirklich beglückwünschen, Berger«, sagte Diaz gerade. »Was Sie geleistet haben, war beachtlich und …«
»Sparen Sie uns beiden den Small Talk!«, fuhr sie mit harter Stimme dazwischen. »Meine Zeit ist zu kostbar, um sie mit Geplänkel zu verschwenden, dass Sie ohnehin nicht ernst meinen. Ich weiß genau, was ich für Sie bin. Was Sie sich von mir erhofften.«
Diaz zuckte zusammen, als hätte man ihn geschlagen, fing sich aber sofort wieder. »Natürlich«, sagte er ruhig und ohne sein Lächeln zu verlieren. »Wie dumm von mir. Ich hätte Sie nicht unterschätzen dürfen, Berger. Wie haben Sie es erfahren? Gerade eben, durch eine kleine Visite in unserem Geist?« Er hob die Hand und deutete auf sich und seinen Adjutanten, der wie unbeteiligt an seiner Konsole stand.
»Ist das wichtig? Entscheidend ist, dass ich Bescheid weiß. Die STERNENFAUST … Warum, Diaz? Was sollte dieser ganze Aufwand, wenn es Ihnen nicht um das Flaggschiff der Solaren Welten ging?«
Und die Fassade bröckelte. »Die STERNENFAUST«, wiederholte Diaz leise. »Sagen Sie mir, Berger: Welchen Nutzen brächte mir ein solches Schiff wohl? Taglieris ach so stolzer Kahn ist auch nicht mehr als ein überdimensioniertes militärisches Forschungsvehikel mit simpler Bewaffnung.«
Nickie wollte widersprechen, doch er hob die Hand und deutete ihr zu schweigen.
»Ich weiß, was Sie sagen wollen«, fuhr er fort. »Sie denken an die Kraft, die in dem Schiff schlummert. Und vielleicht
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