Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger
denken Sie sogar an Ihre kurze Zeit im Sessel des Captains. Hat Ihnen das gefallen, Berger?« Er schmunzelte abfällig. »Klar könnte ich die STERNENFAUST verwenden, um die Genetics-Welten anzugreifen. Vermutlich gelänge es mir sogar, diese zu vernichten, bevor mir das Star Corps einen Strich durch die Rechnung machen kann. Aber ich bitte Sie. Dafür brauche ich doch nicht das Flaggschiff der Solaren Welten! Himmel, wenn es mir allein um einen simplen Rachefeldzug ginge, könnte ich auch jedes andere Schiff mit einem HD-Antrieb, ein paar Torpedos und einer Strahlenkanone ausstatten!«
Nickie schluckte. Sie verstand es immer noch nicht. »Soll das heißen, diese ganze Aktion hatte keinerlei Zweck?«
Nun legte er den Kopf in den Nacken und lachte schallend. »Berger, Berger …« sagte er dann. »Sie enttäuschen mich. Die Wochen in Gefangenschaft scheinen Ihren kleinen grauen Zellen nicht bekommen zu sein. Die Entführung der STERNENFAUST hat exakt das Ergebnis gebracht, das ich mir von ihr erhoffte.«
Sie runzelte die Stirn. Hatte Diaz den Verstand verloren? Sie hatte nichts erreicht, gar nichts. Das Schiff war ihr wieder genommen worden, die Besatzung größtenteils unversehrt geborgen.
Als es endlich Klick machte, war ihr, als fielen ihr Schuppen von den Augen. »Franzen«, murmelte sie. »Sie wollten nicht die STERNENFAUST, sondern das andere Schiff.«
»Die Kandidatin hat hundert Punkte«, sagte Diaz und nickte. »Der Prototyp ist ein technisches Wunderwerk. Kein anderes Raumschiff verfügt über derartig effiziente Systeme und ist dabei praktisch unsichtbar. Mit der NX-1747 gegen die Genetics zu ziehen … Stellen Sie sich das nur mal vor, Berger! Attacken aus dem Nichts, mit tödlicher, zielsicherer Präzision! Wir könnten die Welten nicht nur angreifen, wir könnten sie zurückerobern!«
Nickie fasste es nicht. Wenn jemand wie Diaz Franzens Schiff in die Finger bekam, konnte er sich damit zum König des Weltalls aufschwingen, wenn er es wollte. Zum galaktischen Übermenschen.
»Ich schätze, Sie haben es auf den herkömmlichen Wegen versucht?«
Diaz lachte erneut. »Oh, Sie irren! Ich wusste gar nichts von dem Projekt NX-1747. Doch darum ging es. Das Flagschiff der Solaren Welten erobern und zu sehen, welche Geheimwaffen da so zum Vorschein kommen.«
Unfassbar.
Die Rebellion, die Nickie Berger auf Taglieris stolzem Raumer angezettelt hatte, war nur der Vorwand gewesen, mit dem Diaz den Prototyp aus der Reserve hatte locken wollen. Sie war nur ein Mittel zum Zweck gewesen.
»Aber ich kann Sie beruhigen, Berger«, fuhr der Genetic unbekümmert fort. »Ihr eigener Verdienst spielte auch eine große Rolle. Durch den Berger-Zwischenfall konnten wir testen, wie weit Ihre Fähigkeiten reichen. Sie sind eine wertvolle Waffe für uns. Nicht minder bedeutsam wie Franzens Geheimprojekt. Schon allein deshalb, weil es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch die Genetics über ein Mittel wie das CC-4401 verfügen werden. Und wenn sie es tun, haben wir immer noch Sie.« Er lächelte. »Außerdem hat es Ihnen doch gefallen, Supermensch zu spielen, oder?«
Es lag etwas in diesem Lächeln, das sie stutzen ließ. Angst! Was sie an Diaz sah, war abermals nur die Fassade, erkannte sie nun. Nichts als Schauspiel. In Wahrheit fürchtete er sie – weil er wusste, dass er einer Person ihrer Fähigkeiten nichts entgegenzusetzen hatte.
Wieder öffnete sie ihren Geist, und die Eindrücke, die Diaz ihr unwissentlich lieferte, bestätigten ihre Vermutung. Er kann mich nicht einschätzen! Er fürchtet, dass mich das Mittel machthungrig gemacht haben könnte – unberechenbar.
Die Gewissheit verlieh ihr neuen Auftrieb. Also war sie diejenige, die hier die Hosen anhatte! Ein gutes Gefühl …
»Wenn Sie mich so sehr fürchten«, begann sie, stützte das Kinn auf die Hand und sah Diaz mitleidig an, »warum atme ich dann noch? Sie hatten mich so wehrlos, wie es nur ging: nackt und besinnungslos in Ihrem Gleiter. Dennoch krümmten Sie mir kein Haar.«
Diaz’ Lächeln schwand. »Ich … Was?«, stammelte er. Offensichtlich brauchte er diesmal länger, um sich zu fassen. »Berger, Berger«, sagte er schließlich tadelnd. »Sie müssen aufhören, unangekündigt in anderer Leute Hirnwindungen zu wühlen. Hat Ihnen Ihre Mutter keinen Anstand beigebracht? Aber um Ihre Frage zu beantworten: Sie sind hier, weil wir zu unseren Getreuen stehen. Weil wir loyal sind, genau wie Sie es uns gegenüber sind.« Er zögerte. »Sind Sie doch
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