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Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger

Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger

Titel: Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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noch, oder?«
    Nickie Berger nickte knapp. Doch hinter ihrer Stirn überschlugen sich die Gedanken.
     
    *
     
    »Montagabend, Viertel vor Sechs. Hier ist Hitradio Cerebrum, hier ist der Abend-Joe, hier ist Berrrrrrlin ! Freunde der Nacht, was ist das nur wieder für ein ziggy Abend. Vierundzwanzig Grad, laues Lüftchen. Perfekt!
    Aus dem Studiofenster kann ich die Sonne über dem Tiergarten verschwinden sehen. Die Siegessäule strahlt im Glanz ihrer letzten Ausläufer, und wenn ich mir das so beschaue, stört auch der bescheuerte Nano-Werbeaufdruck nicht weiter, mit dem die Stadtväter das so gefrizzte alte Denkmal verunstaltet haben, um die allzeit klammen Kassen zu füllen. Auf dem Kudamm schlendern die Touris an den Restaurants und Bars vorbei, hinten in Charlottenburg füllen sich sicher schon die ersten Szeneklubs, und in Neukölln, wo die Profs und ihr Intello-Gefolge wohnen, hat der – Tatatataaa! – Bundesbildungsbeauftragte Francis Horst Schirrmach, was für ein Name, laut einer soeben reingekommenen Tickermeldung heute gleich drei neue Bildungszentren eröffnet. Nein, diese Stadt schläft nie …
    Und warum nicht? Na, ganz einfach: Weil wir euch auch heute Nacht wach halten werden – mit den größten Hits der Fünfziger, Sechziger und dem Ziggygsten von heute. Hier ist Hitradio Cerebrum – geht ins Ohr, bleibt im Hirn. Wir beginnen diese Party mit einem absoluten Dronteplätter: mit der skandinavischen Erfolgscombo Cyber-LUV und ihrem Netzstürmer Baby, Brax My Back …«
     
    *
     
    Eusebius Struttenkötter der XVII. hob die Hand und berührte das Ear-Play . Sofort verstummte das kleine Empfangsgerät, das er sich ins rechte Ohr gesteckt hatte. Eusebius seufzte. Da fuhr man Hunderte von Kilometern, um einmal im Leben die Hauptstadt besucht zu haben, und dann bekam man sogar mitten in der Metropole nur diese bescheuerten Dudel-Sender rein. Von den ekelhaft aufdringlichen Werbe-Holos ganz zu schweigen, denen man hier bei jedem Schritt ausweichen musste. Gerade eben erst, als er und Ludmilla – seine Gattin seit über vierzig Jahren – vom Holocaust-Denkmal herübergeschlendert waren, hatten sich ihnen zwei Captain Kip Dotters in verwegener Pose, drei jonglierende Glücksbärchen und ein waschechter Haifisch in Überlebensgröße in den Weg gestellt – allesamt Hologramme, mit denen auf aktuelle Holonovels, Fast-Food-Aktionen und die siebzehnte Fortsetzung des Netzgame-Dauerbrenners JAWS hingewiesen werden sollte.
    »Das soll ein Kulturtempel sein?«, murmelte Struttenkötter ungehalten. »Kommt mir eher vor wie eine XXXL-Litfaßsäule.«
    Ludmilla begutachtete gerade die an einer Wand angebrachte Speisekarte eines der zahlreichen Bistrorants, die den Potsdamer Platz säumten. »Wie wär’s denn damit, Purzelchen? Australisches Krokosteak in Cocogaven-Sauce nach j’ebeemischer Art.«
    Purzelchen. Er hasste es, wenn sie ihn in der Öffentlichkeit mit ihrem Kosenamen bedachte. Schnell blickte Eusebius sich um, doch von den zumeist jungen Wilden, die die Straße säumten, schien niemand darauf geachtet zu haben.
    »Hrmph«, machte er. Eigentlich lag ihm gar nichts daran, in Gesellschaft all dieser Nanobodys und Spikeheads auch noch essen zu müssen. Nicht zum ersten Mal seit seiner Ankunft wünschte er sich inständig, wieder im beschaulichen Koblenz zu sein. Die Provinz war und blieb eben doch das einzig Wahre.
    »Du musst nicht, Purzelchen«, sagte Ludmilla strahlend. »Wir können auch zurück zum Hotel und uns da ein ziggy Menü kredenzen lassen.«
    Eusebius schloss die Augen. Gestern hatte sie damit angefangen, die Jugendsprache dieser Stadt zu adaptieren, und er hasste es mit aller Inbrunst, zu der sein fünfundsechzigjähriger konservativer Professorenverstand überhaupt fähig war. Schlimm genug, dass kaum Menschen über Fünfunddreißig in dieser Stadt zu leben schienen – jetzt mutierte auch noch sein Spätzelchen Ludmilla zu einem von ihnen. Zumindest in puncto Ausdrucksweise.
    Wenn die alten Kollegen von der TU mich hier sehen könnten , dachte der emeritierte Geologe, sie würden mir rückwirkend die Habilitation aberkennen. Und all meinen Vorfahren gleich mit. Aus Scham, mit Proletariern wie uns auf eine Stufe gestellt zu werden … »Hey!«
    Er hatte den Gedanken noch nicht beendet, da rempelte ihn jemand hinterrücks an und warf ihn fast von den Füßen. Als er sich umdrehte, blickte er in das entsetzte Gesicht eines der Pickelfrisurträger, eines sogenannten Spikeheads.
    »Oh,

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