Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger
sie ihren Geist, schloss die Augen und streckte ihre mentalen Fühler nach den Gästen aus, die sekündlich näher kamen. Sie sondierte das Erdreich, glitt gedanklich durch die verlassenen Schwebebahn-Schächte und fand …
Stärker! Sie musste stärker sein! Irgendetwas blockierte ihren Zugriff.
Nickie keuchte vor Anstrengung, als sie abermals all ihre Kraft auf diese eine Aufgabe konzentrierte. Sie spürte kaum noch, wie sie in die Knie ging und sich vor Schmerz und Mühe krümmte.
Da war … Baracus. Sein Name war Baracus. Ein Marine. Er …
Nein! Die Verbindung, die sie gerade zu ihm aufzubauen versuchte, wurde jäh unterbrochen. Was war nur los?
Nickie konzentrierte sich auf den zweiten Mann, einen … Pack? Nein, Peck. Templeton. Er …
Himmel! Wieder fühlte sie sich zurückgeschleudert, als renne sie mental gegen eine Wand aus harten, kalten Bruchsteinen.
»Es funktioniert nicht«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sie blockieren meine Versuche, in sie einzudringen.«
Al Khaled. Das war der Commander. Neue Energie durchflutete Nickie, während sie sich auf den Mann fokussierte, den sie mehr als alle anderen erreichen wollte. Den, der ihr Schiff hatte. Ihren Austen. Das Leben, wie sie es sich stets gewünscht hatte.
Geh , dachte sie. Du willst hier nicht sein. Du hast hier nichts verloren. Vergiss uns. Vergiss Berlin. Kehre nach New York zurück und …
»Aaaah!« Ein stechender Schmerz hinter ihrer Stirn ließ sie endgültig zusammenbrechen und raubte ihr jegliche Konzentration. Japsend und keuchend kam Nickie auf dem kalten Boden des unterirdischen Verstecks auf.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie die Kontrolle über sich so weit wiederhatte, dass sie sprechen konnte. »Keine Chance.«
Herman nickte. »Al Khaled muss ihnen allen das CC-4400 gespritzt haben. Es wirkt wie ein Gegenmittel, das vor mentaler Beeinflussung schützt.«
»Tut mir leid, Diaz«, murmelte Nickie Berger, »aber gegen diese Truppe bin ich machtlos. Ohne chemische Hilfsmittel kann ich niemanden zu etwas zwingen, der sich auf eine bestimmte Sache konzentriert.«
Diaz überraschtes Blinzeln zeigte ihr, dass sie zuviel gesagt hatte. Den GalAb-Agenten hatte sie bisher gar nicht erwähnt.
Doch der Genetic überging den Fehler. Es gab offensichtlich wichtigere Dinge zu erledigen. »In Ordnung«, sagte er seufzend und deutete auf eine der beiden Türen, die im hinteren Bereich der Anlage abgingen. »Wir verschwinden. Herman, vernichten Sie den Zentralrechner. Völlige Selbstzerstörung, verstanden? Ich will denen nichts übrig lassen! Und dann nichts wie raus hier.«
Schon wandte er sich ab und eilte zur Tür. Als Nickie ihm folgen wollte, hielt er allerdings inne. »Sie nicht, Berger«, befahl er fest. »Sie bleiben. Was immer al Khaled und sein Gefolge hergebracht hat, es muss in Ihnen stecken. Ein Sensor, ein Marker … Irgendetwas in Ihrem Körper, das unseren Scan-Geräten entgangen ist. Tut mir leid, aber unter den Umständen sind Sie ein zu großes Risiko, als dass ich Sie noch weiter mitnehmen könnte.«
Nickie stutzte. Seine Argumentation schien vernünftig, so hart das auch klang, und doch spürte sie, dass das nicht alles war. Irgendetwas verheimlichte Diaz ihr. Wieder einmal.
»Seien Sie unbesorgt, wir werden Sie finden und erneut befreien.«
Sie sondierte sein Bewusstsein, bahnte sich einen mentalen Weg in seinen Geist. Und sie fand …
Er hat Angst vor mir. Fürchtet mich. Hält mich für zu mächtig. Unkontrollierbar.
Al Khaleds Auftauchen lieferte Diaz zweifelsfrei eine gute Gelegenheit, Nickie Berger ein für alle Mal loszuwerden.
Nein! So nicht!
Hatte sie etwa wochenlang gekämpft und Entbehrungen erlitten, um nun Bauernopfer zu sein? Um von den Gefährten, die sie, verflucht noch mal, genau zu diesem Zweck ausgestattet hatten, verstoßen zu werden? Nickies Zorn wuchs ins Unermessliche.
Abermals griff sie mit geistigen Fingern nach dem Genetic. Du willst das nicht. Du willst, dass ich dich begleite. Du hältst mich für deine beste Mitarbeiterin …
»NEIN!« Diaz’ Schrei riss sie aus ihrer Konzentration. Der Genetic zitterte. Schweiß perlte von seiner Nase und bedeckte sein Gesicht. Er sah blass aus, krank. »Wagen Sie es nicht!«, drohte er. »Nicht mit mir. Ich spüre, was Sie versuchen, Berger. Es ist eine Sache, mir Informationen zu entreißen, ohne dass ich es merke. Aber wenn Sie meine Handlungen beeinflussen wollen, dann …« Plötzlich keuchte er und brach
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