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Sternenfaust - 143 - LOODOON (1 of 2)

Sternenfaust - 143 - LOODOON (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 143 - LOODOON (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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reflektierten das Licht unzähliger Verkaufsstände. Es schien, als gäbe es in dieser Stadt kein natürliches Licht. Wohin man blickte, funkelten Gaslaternen, Öllichter und Kerzen, die in bunten Gläsern vor Wind geschützt waren.
    Wohin man sich wendete, stets nahm man ein unterirdischen Pochen wahr, als würden Giganten gegen Stollenwände hämmern. Aus Essen stoben Funkenregen in die Luft, und über den Dächern loderten Flammen aus gut fünfzig Meter hohen Metallrohren wie der Hauch unzähliger Drachen. Fahrzeuge, die wie Motorräder aussahen, rumpelten durch die Straßen, mächtig, breit bereift und mit beindicken Auspuffrohren. Auf den Maschinen saßen verwegen wirkende Gestalten.
    Über ihnen kreisten zwei Luftschiffe, an deren Außenwänden farbige Bilder reflektierten. Yefimov traute seinen Augen nicht, aber er sah mehrere Einheimische mit aufgeschnallten propellergetriebenen Metallflügeln, die wie überdimensionale Geier auf der Suche nach Aas über die Dächer huschten.
    Aus den Schenken drangen Rufe und Laute. Die Gruppe blieb stehen und starrte durch eine geöffnete Tür in eine der Schenken hinein. Der Boden war mit Stroh bedeckt, ein wurmstichig wirkender Tresen wurde von einem beleibten bärtigen Mann beherrscht, der Getränke aus Krügen in kleine Töpfe goss. Ein erbärmlicher Gestank drang aus der Schenke. Mary Halova rümpfte die Nase.
    Eigenwillig wirkte die Vielzahl der Kulturen: schmale, hochgewachsene Gestalten in feinen Stoffen, antiquiert gekleidete vierschrötige Männer mit Stehkragen und Zylinder, fragil wirkende, bildhübsche Frauen in einfachen Kleidern und rosagesichtige Damen in rosa Chiffon.
    »Kein Wunder, dass wir in unserer Verkleidung nicht auffallen«, sagte Tregarde.
    Im krassen Gegensatz zu den seltsamen Motorrädern standen Fuhrwerke mit pferdeähnlichen Tieren, mit denen dies und das transportiert wurde. Die Kutscher brüllten sich an, peitschten sich gegenseitig aus dem Weg, während die Gäule scheuten. Schmutzige Kinder in zerlumpter Kleidung liefen hinter den Fuhrwerken her und sammelten die Exkremente der Tiere ein, vermutlich, um sie zu trocknen und als Brennstoff zu nutzen.
    Ein düsteres Bauwerk reckte sich vor ihnen in die Höhe. Wasserspeier hockten auf den Vorsprüngen und starrten zu ihnen herunter. Yefimov wäre jede Wette eingegangen, dass eine der Steingestalten gezwinkert hatte.
    Mary zog instinktiv den Kopf zwischen die Schultern.
    Tregarde sah man an, dass er alles in sich aufsog, wie es nur ein Wissenschaftler vermag.
    Aus der Ferne drangen Laute zu ihnen hin, die eindeutig von Wasser herrührten. Es dauerte keine halbe Stunde und sie erkannten den Grund. Ein gewaltiger Fluss schlängelte sich durch die Stadt.
    »Ein Hafen«, sagte Tregarde. »Ein Hafen, wie man ihn …«, er suchte nach Worten, kniff die Augen konzentriert zusammen und erinnerte sich, »… wie man ihn aus dem London der viktorianischen Zeit kennt.«
    »Viktorianische Zeit?«, hakte Yefimov nach.
    Tregarde winkte mit einem überlegenen Lächeln ab. »Ist nicht wichtig. Jedenfalls scheint sich hier Altes mit Modernem verbunden zu haben. Und alles, scheint mir, wird mit Dampf betrieben.
    Mit Dampf und Hitze. Oder hat einer von Ihnen hier schon mal so etwas wie einen Computer erblickt?«
    »Und nirgendwo findet sich Kunststoff. Wohin man schaut, Holz, Stein, Glas und verschiedene Metalle«, fügte Mary hinzu.
    »Was ist das?« Yefimov hielt inne. Aus einem Haus ganz in der Nähe donnerten Rhythmen, wie er sie noch nie gehört hatte. Düstere, pochende Laute, im Stakkato der Stadt, schneller als der Herzschlag einer Maus, gewaltig wie der Zorn eines Urtieres.
    »Musik«, grinste Tregarde. »Nicht gerade Jazz, aber für die Kinder dieser Stadt sicherlich ein großes Vergnügen. Wenn man genau hinhört, swingt es sogar ein bisschen.«
    Yefimov starrte den Xenomediziner an, als habe dieser einen schlechten Scherz gemacht.
    »Ich frage mich, warum sich niemand um unsere Waffen schert«, sagte Mary.
    »Schauen Sie genau hin«, antwortete Yefimov.
    Tatsächlich waren die meisten Männer bewaffnet. Nicht immer offensichtlich. Manchmal handelte es sich um als Schmuck getarnte Schlagringe oder um fingerdicke Halsketten. Messer und Dolche blitzten, halb von Kleidung verborgen.
    »Wer leitet diese Stadt?«, wollte Mary wissen. »Ein Wunder, dass man sich hier nicht sofort gegenseitig an die Kehle geht.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Yefimov. »Wir haben Tag. Ich kann mir vorstellen, dass diese Stadt

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