Sternenfaust - 143 - LOODOON (1 of 2)
eine Schenke, die sie umgehend wieder verließen. Sie hatten zwei Männer im Schlepp, die sie nach allen Regeln der Kunst verprügelten. Das geräuschvolle Brechen von Knochen war nicht zu überhören.
Tregarde, der sich einmischen wollte, wurde von Yefimov am Arm festgehalten. »Das ist nicht unsere Sache«, sagte der Marine mit harter Stimme.
Anneé schien ungerührt. Man sah ihr an, dass dies für sie nichts Neues war.
Die Schläger bestiegen ihre Dampfroller und machten sich davon. Zurück blieben drei reglos am Boden liegende – vermutlich tote – Gestalten.
Die Gefährten suchten eine Unterkunft. Sie hatten sich vorgenommen, den Kern der Stadt, das Hafenviertel zu verlassen, um in ruhigere Gefilde zu kommen, doch nichts deutete darauf hin, dass die Stadt an irgendeinem Punkt schlief.
Wohin sie blickten, sahen sie Plakate, auf denen ein Drache, ein grausig anmutendes Geschöpf, seine Klauen in Körper schlug. Aus den Spritzern des Blutes war in Solarer Schrift das Wort ›Rancorhead‹ geformt.
»Was mag das bedeuten?«, fragte Tregarde. »Ich wundere mich über die englische Anmutung des Namens.«
Mary erklärte: »Sprache lebt. Unser Solar enthält viele Anglizismen, mehr, als uns selbst bewusst ist. Etliche unserer Raumschiffe haben englische Bezeichnungen, andere Schiffe wählen synonyme Begriffe aus dem Wortschatz des Solaren. Uns mag dies gar nicht mehr bewusst sein. Völker, die mit uns in Berührung kamen, übernahmen zum Teil solche Begriffe. Umgekehrt übernimmt unsere Jugend gerade viele Bezeichnungen der Mantiden und verändert damit unsere Sprache. Wer weiß, ob nicht vor etlichen Jahrzehnten bereits Menschen hier gestrandet sind. Vielleicht sogar Kolonisten von Transalpha.«
»Bisher habe ich nur Grunzen und Kehllaute gehört«, sagte Yefimov.
»Stimmt«, gab Mary zu. »Dennoch besteht die Möglichkeit der Mehrsprachigkeit. Wer mit unterschiedlichen Sprachen aufwächst, lernt diese spielerisch. Es gibt viele Beispiele in der Geschichte der Menschen, wo dies so war. Vor allen Dingen grenznahe Völker beherrschen meist beide Sprachen.«
Yefimov wandte sich an Anneé. Er bemühte sich, seine Gefühlte nicht zu offenbaren, doch das gelang ihm nur unzureichend. Seine Stimme senkte sich um eine Nuance und nahm einen milden Ton an. »Verstehst du, was ich sage?«
Anneé blickte ihn an, und George schluckte hart. Sollte ihm tatsächlich widerfahren sein, was er Zeit seines Lebens belächelt hatte? Die Liebe auf den ersten Blick? Gab es so etwas tatsächlich?
Anneé sah ihn an und im selben Moment erkannte George Yefimov, dass sie ähnlich fühlte. Ihre Augen waren wie ein Spiegel und gleichzeitig wie ein See, in dem er versinken wollte. Sie hatten keine gemeinsame Sprache, doch sie hatten gemeinsame Gefühle.
»Colonel!«, riss Mary Halova ihn aus seinen Gedanken. »Dort oben …«
Yefimov folgte ihrem Blick. Instinktiv legte er das noch immer entsicherte Dampfdruckgewehr an.
Zwei Krabbelwesen hatten die Leute von der STERNENFAUST ausgemacht und rutschten an der Wand eines Metallturmes herab. Ihre handtellergroßen Augen waren starr auf die Gefährten gerichtet, ihre Zähne klapperten lustvoll, und aus ihren Hinterleibern trat ein schleimiges Sekret aus.
»Was glauben Sie, Halova?«, fragte Yefimov. »Handelt es sich um intelligente Wesen?«
Mary runzelte die Stirn. »Sie meinen: Warten wir ab, ob sie uns angreifen, oder töten wir sie sofort?«
»Yeah!«
Anneé legte George eine Hand auf den Unterarm und rückte diesen sanft nach unten. Der Lauf des Gewehres folgte. Sie schüttelte langsam den Kopf. Dabei lächelte sie, als schütze sie Freunde.
Mary sagte etwas.
Anneés Gesicht leuchtete dankbar.
»Sie will uns deutlich machen, dass uns von diesen seltsamen Geschöpfen keine Gefahr droht«, erklärte Mary.
Tregarde fuhr dazwischen. »Schön und gut, aber wer garantiert, dass sie die Wahrheit sagt? Auf mich wirken diese Dinger durchaus aggressiv. Ich habe da so ein Gefühl …«
»Das Gefühl, Anneé könne uns in eine Falle locken?«, wolle George wissen.
»Ja!«, nickte der Doktor.
George schnaufte ungehalten. »Sie sollten sich gut überlegen, was Sie sagen, Doc. Diese Frau wird uns keine Falle stellen, dafür verbürge ich mich.«
Tregarde schmunzelte, und ein überlegenes Blitzen nahm von seinen Augen Besitz. »Schon möglich, Colonel, aber es könnte auch genauso gut anders sein, nicht wahr?«
»Was wollen Sie damit sagen, Doc?«, fauchte George.
Mary unterbrach. »Ich
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