Sternenfaust - 144 - Wächter des Kristariums (2 of 2)
Dampfdruckgewehre hergaben. In wenigen Minuten war die Arena über und über mit Blut getränkt. Die Gremmel wichen den Kugeln weiterhin geschickt aus. Wie konnte das sein? Warum waren sie so schnell? Selbst, wenn sich ein Gremmel in sein Opfer verbissen hatte, schnellte der schmale Körper hoch – und die Kugel traf die sterbende Kreatur.
Das Publikum tobte.
Musik setzte ein. Trötende Laute, metallische Trommeln und ein greller Singsang. Viele stimmten ein, ein disharmonischer Gesang, der in den Ohren schmerzte. Wenn das so weiterging, würden die Tribünen zusammenbrechen, würde sich das Volk in die Arena ergießen, und es käme zu einem Tumult, den niemand kontrollieren konnte.
Krodor winkte. Noch hatte er nicht einen Schlag ausgeteilt. Aber er sprang auf und ab. Wieder machte er das Fingerzeichen für ›Laufen‹.
Jake lief los, und seine Leute von der STERNENFAUST folgten ihm.
»Halt, nein!«, rief Yefimov im Befehlston. »Zuerst knall ich diese verdammte Spinne ab!« Kaum hatte er das gesagt, glitt ihm die Waffe aus der Hand, und er presste die Hände auf die Ohren. Ein greller Laut breitete sich in seinem Schädel aus und bohrte sich in seine Synapsen. Ein Gremmel, das sich an einem Opfer labte, raste los und stürzte sich auf den Marine.
Im selben Moment bewegte sich Krodor. Er rannte schneller, als man es ihm zugetraut hatte, wobei er die ganze Zeit brüllte und mit seiner Waffe wedelte. Er versuchte, das Gremmel abzulenken. Das Gremmel hielt inne, starrte erst zu Krodor, dann zu Yefimov und versuchte offensichtlich zu entscheiden, wen es als Erstes töten sollte.
Yefimov rappelte sich auf und griff das Gewehr.
»Ja,«, stöhnte er. »Ja!«
Jake begriff, dass Mother Snipe in ihm sprach und der blonde Hüne dabei war, sich sein eigenes Grab zu schaufeln.
Die Zuschauer skandierten einen Ruf, der fremd klang und doch erkennbar eines aussagte: TÖTEN! TÖTEN!
Sie kamen auf ihre Kosten. Wieder einmal waren es wundervolle Kämpfe. Diesmal mit Schusswaffen. Die Rufe aus sechstausend Kehlen schmerzten in den Ohren. Es war, als wäre ein Wirbelsturm losgebrochen.
Das Gremmel verharrte noch immer.
Scott zögerte keine Sekunde. Er jagte dem Gremmel mehrere Kugeln in den Leib, und die Bestie platzte auseinander wie reifes Obst.
Krodor blieb stehen und schaute drein, als glaube er nicht, was geschehen war.
Das zweite Gremmel, welches soeben ein Opfer ausweidete, zuckte hoch, und das blutverschmierte, noch immer absurd verzogene Maul grinste. Wie in Zeitlupe stieg es über den Leichnam.
Dann rannte es los. So schnell, dass man ihm kaum mit den Augen folgen konnte, huschte es durch die Arena, von Wand zu Wand.
Das Publikum hielt den Atem an. Die unvermittelt eintretende Stille schmerzte. Es schien, als könne man sechstausend Wesen atmen hören.
Etwas bahnte sich an. Das war spürbar. Jeder wusste, dass die Kämpfe noch nicht vorbei waren. Eine atemlose Spannung legte sich über das Rund. Das Gremmel sauste so nahe an Jake vorbei, dass er dessen Luftzug spürte – und schon war es wieder woanders. Ein lebender Blitz, der sich überlegte, welches Opfer sein nächstes war. Ein lebender Zufallsgenerator.
Das wussten die Zuschauer.
Und auch die Gefährten erkannten es.
Ihnen blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Yefimov stolperte zurück, als das Gremmel ihn berührte, und seine Haare stellten sich auf. Es hätte ihn treffen können. Das Gremmel schien noch schneller zu werden. Eine lebende Gewehrkugel, ein verrückt gewordenes Projektil.
Sie alle zitterten, warteten – wie auch das Publikum wartete. Auf den erlösenden Moment. Das Gremmel würde sich entscheiden. Es war in Raserei. Sein Blutdurst war fühlbar. Es war das Grauen! Und es begeisterte. Nicht wenige Zuschauer brachen in Tränen aus. Die Spannung war unerträglich.
Donnernde Trommelwirbel wurden laut.
Düstere Töne, die von irgendwoher kamen und sich im Rund brachen, hin und her schnellten wie das Gremmel, es sozusagen verfolgten.
Jake starrte Yefimov an, dann Krodor. Über Krodors Wangen liefen Tränen. Scott, Linus und Gale glotzten hinter dem weißen Blitz her, und niemand wagte es, sich zu bewegen. Jeder ahnte, dass mit dem nächsten Tod die Kämpfe beendet waren. Dies war der dramatische Höhepunkt der Veranstaltung.
Wie lange noch?
Lieber Gott, wie lange noch?
Ein Tor öffnete sich, und Gremmel hielt inne. Es krachte mit dem Rücken gegen die Brüstung. Die Bestie schien darauf gewartet zu haben. Zwei Wigoren, die so
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