Sternenfaust - 144 - Wächter des Kristariums (2 of 2)
Yefimov starrte über die Schultern seiner Untergebenen zu Anneé, und sein Herz zerriss.
Einige Sekunden konnte sie den Mob aufhalten. Nur einige Sekunden. Dann stürzten sich zwei Krabbelwesen auf sie und begruben sie unter sich. Sie schrie, während sie starb.
Yefimov hielt sich an Gales Schulter fest. Gleich, das wusste er, würden seine Beine nachgeben. Gleich würde er auf das Pflaster stürzen und weinen und schreien. Noch nie hatte er sich so alt gefühlt.
»Weiter, Sir! Wir können ihr nicht mehr helfen!«, sagte Gale mit sehr ruhiger intensiver Stimme.
Yefimov nickte mechanisch und seine Beine bewegten sich, obwohl er es nicht wollte, bewegten sich weg von ihr. Von Anneé, die einen grausamen Tod gestorben war. Weg von seiner Hoffnung, seiner Sehnsucht, seiner Zukunft. Weg von dem, was einen anderen Menschen aus ihm gemacht hätte. Immer weiter weg von der ersten großen Liebe seines Lebens.
Und schon gewann der Instinkt die Oberhand. Er war Soldat. Er musste für seine Männer da sein. Er musste – und hätte doch so gerne eine Weile geruht. Nur ein bisschen geruht.
Anneé!
Die Schritte der Gefährten hallten durch die Nacht, doch schon war ihnen die Meute wieder auf den Fersen. Es wurden immer mehr. Doch es war unwichtig, ob man von einer Person oder tausend Personen gejagt wurde. Solange sie sich nicht aufteilen konnten, war das nicht wichtig. Jeder war nur so schnell wie der Einzelne.
Gab es überhaupt noch eine Chance, das zu überleben?
»Wie weit ist es noch bis zum Tempel?«, rief Yefimov.
Tregarde drehte sich im Laufen um. »Ich weiß es nicht mit Sicherheit!«
Aus einer Seitenstraße quoll ein weiterer wütender Mob von Wesen. Die ersten Kugeln schlugen neben ihnen ein.
Ein paar Lampen zerbarsten, und es wurde etwas dunkler. Zu ihrer linken plätscherte der Fluss. Rattenhaftes Getier sprang erschrocken in die Müllhaufen oder klatschte ins Wasser.
Immer weiter liefen sie.
Ein Mindeater erhob sich und schoss zu ihnen herab. Er verfehlte Yefimov nur um Haaresbreite. Der Hüne drehte sich weg und verpasste dem Blutsauger einen mächtigen Hieb. Und noch einen, jeder Schlag von einem Zornesschrei begleitet. In der Ferne hörten sie Dampfroller. Ein Luftschiff bewegte sich geradewegs auf sie zu.
Nun kamen sie von allen Seiten.
Gale wehrte sich erfolgreich mit dem Messer gegen einen Insektoiden. Hinter ihnen klatschte es. Ein Kleber versperrte dem Mob den Weg, schlug mit den Beinen aus und verschaffte den Flüchtenden etwas Atem.
Anneés Freunde! , durchfuhr es Yefimov. Nein, jetzt nicht an Anneé denken … Wo ist der Tempel?
Aber was war, wenn sie den Tempel fanden? Wie kamen sie darauf, dort in Sicherheit zu sein? So führten sie die aufgebrachte Menge nur zu Austen und Halova. Sollten doch wenigstens die Beiden überleben.
»Da ist er!«, schrie Tregarde. Er blieb stehen und stützte gebeugt die Hände auf die Oberschenkel. Er spuckte aus.
»Nein, da gehen wir nicht hin!«, entschied Yefimov. »Dann sind Lieutenant Halova und Jake auch dran.«
Tregarde richtete sich auf. »Meinen Sie nicht, Sir, langsam aber sicher, sollte jeder von uns seine eigenen Entscheidungen treffen?«
»Hören Sie auf!«, fuhr Scott dazwischen. »Für Streitereien haben wir keine Zeit.«
Er hatte recht, denn das Luftschiff war nun genau über ihnen. Kugeln klatschten auf das Pflaster. Eine trichterverstärkte Stimme grölte etwas, dass die Gefährten nicht verstanden.
»Ich für meinen Teil werde den Mob nicht zu unseren Kameraden führen«, schnappte Yefimov. »Machen Sie, was Sie wollen, aber das kann ich nicht verantworten!«
»Und was sonst?«, krächzte Tregarde, der am Ende seine Kräfte war.
»Nichts, meine Herren«, sagte Yefimov und schob das Kinn vor. »Nichts!« Er streckte sich, wog das Messer in seiner Hand und machte sich bereit für seinen letzten Kampf.
*
»Minuten?«, zischte Jake. »Das kann nicht euer Ernst sein. Was haben wir euch getan?«
»Minuten, in denen wir euch erklären werden, warum ihr bei uns seid, in uns, mit uns … Das eine, das andere … Und weshalb wir zu diesem Schritt gezwungen sind.«
Jake und Mary sahen sich an. Was konnten sie in dieser Situation noch tun?
Die Wesen sprachen wie mit einer Stimme.
»Vor langer Zeit gab es auf Fal einen Herrscher. Ein junger Mann namens Luzaar offenbarte sich diesem Herrscher und bot ihm die absolute Macht an. Macht über das Universum und Macht über die unbesiegbaren Angreifer.«
»Unbesiegbare Angreifer?«,
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