Sternenfaust - 146 - Die kosmische Barriere (2 of 2)
Stunde zu nutzen.
Er kniete sich vor den Spiegel und versenkte sich in sich. Neue Bilder tauchten vor ihm auf. All die Toten tanzten in seinen Gemächern. Da war Saha-Fera, das Orakel. Sun-Tarin, der inzwischen vermutlich tot war. Und all die anderen; die Kridan und Menschen, die er getötet hatte.
Ganze Planeten hatte er in seinem Wahn verwüsten lassen. Wie viele Schnabellose waren gestorben? Wie viele Tanjaj hatten sich im Kampf geopfert? Und wie schlimm würde es noch werden?
Tote, so viele Tote. Sie hoben ihre Krallen und Hände anklagend gegen ihn. Ei-Legerinnen verlangten ihr Gelege zurück. Wie hatte es so weit kommen können?
Das Gesicht von Wanda Ndogo tauchte vor ihm auf. Die Botschafterin der Solaren Welten war in ein changierendes Kleid aus Jukanseide gehüllt. Sie lächelte ihm aufmunternd zu.
Er stand plötzlich wieder auf der S.C.S.C. STERNENFAUST III. Was für ein stolzes Schiff! Es hatte in ihm den Wunsch geweckt, die Pläne für die Schiffe der Vulture-Nova-Klasse voranzutreiben, damit auch Kridania ein stolzes Schiff neuester Bauart vorweisen konnte. Er hatte sich anstecken lassen von der Unbekümmertheit der Schnabellosen. Etliche Forschungen an den Artefakten des verfluchten Volkes, das die Menschen Tote Götter nannten, hatte er innerhalb des Reiches inoffiziell gebilligt. Bis zu jenem Tag, als er aufwachte und alles anders war.
Die Priesterin von Far-Gen stand neben ihm. Ihre gütigen Goldaugen zeigten eine unendliche Traurigkeit. »Du kennst deinen Weg, Seran-Pakor. Geh ihn.«
Neben ihr stand Sun-Tarin. »Du zögerst aus Furcht, und das ist verständlich. Habe keine Furcht. Komm zu uns. Lass den Kistrano nicht siegen.«
»Meine Nieren sind für dich entbrannt«, krächzte Saha-Fera auf seiner anderen Seite. »Ich werde dich immer lieben, ganz gleich, was du mir angetan hast. Ich vergebe dir. Sei stark. Nur noch ein einziges Mal. Tu es für mich.«
Satren-Nor berührte seine Schulter. »Die Wege des Einen sind steinern und für dich eine harte Prüfung. Ich wünschte, ich könnte diese Last für dich tragen, Seran-Pakor. Ich liebe dich wie mein Gelege. Ich würde mir die Nieren aus dem Leib schneiden, um dir zu helfen. Aber ich kann es nicht. Ich kann dich nur bitten, stark zu sein. Mach mich stolz.«
Milgor richtete sich auf die Hinterpfoten. »Schneid das Miststück raus!«
Seran-Pakor schrie seinen Schmerz hinaus. Er packte das Messer, und ehe der Parasit ihn hindern konnte, hatte er zugestochen. Die Klinge steckte in der Wunde. Seine Klaue rebellierte.
Lass das , zischte eine Stimme in ihm. Lass los!
»Gib nicht auf, Liebster«, flüsterte Saha-Fera. »Er ist schwach. Du hast ihn überrascht.«
In seinem Geist sah Seran-Pakor, wie all die Toten und Verbannten ihre Klauen um seine legten. Sie halfen ihm, das Messer zu führen. Durch die Wutschreie des Parasiten und den mörderischen Schmerz agierten sie wie ein Wesen. Mit ihrer Hilfe gewann er Kraft.
Er packte mit der anderen Klaue zu. Sein Schrei alarmierte den gesamten Palast. Seine Klaue umschloss das nasse, glitschige Ding. Den verhassten Parasiten. Seine Krallen durchtrennten die Stränge, die in sein Fleisch führten. Er riss den Kistrano heraus, schleuderte ihn vor sich auf den Boden, und stieß mit dem Messer wieder und wieder auf ihn ein. Flüssigkeit rann in sein Prunkgewand. Der Schmerz nahm zu. Er fühlte, wie er schwächer wurde. Seine Sinne schwanden.
»Saha-Fera«, krächzte er tonlos. »Ich komme zu dir, Saha-Fera. Mein Leben ist verwirkt.«
*
HD-Raum, Planet Sinenomen, 15. August 2171
»Admiral!« Captain Cody Mulcahy packte den Arm Vincent Taglieris. »Admiral, hören Sie mich?«
»Treten Sie zurück«, sagte einer der Basiru-Aluun. Cody erkannte, dass es der war, der sich ihnen als Arjaar vorgestellt hatte.
Noch immer standen gut fünfzig Basiru-Aluun in der großen Kuppelhalle, die hoch über der violettschwarzen Erde des Planeten im HD-Raum schwebte. Die Halle war ein Gerichtssaal. An diesem Ort war das Urteil über Vincent Taglieri gefällt worden. Der Admiral hatte sich dem Prozess unterzogen, der entscheiden sollte, ob der Frevel der Menschen, sich am Wissen der Erhabenen zu bedienen, zu groß war.
Die Basiru-Aluun hatten ihn schuldig gesprochen. Das Urteil lautete: »Wahrheit«. Ein Urteil, das Cody nicht verstand, denn dadurch würde Taglieri genau das Wissen erhalten, das sich die Menschen von den Basiru-Aluun gewünscht hatten: das Wissen über die weißen Quallenwesen, die in
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