Sternenfaust - 146 - Die kosmische Barriere (2 of 2)
Schnabel wandte sich die Oberpriesterin um. In ihrem Gesicht war deutlich der Schrecken zu sehen. Hatte er sie ertappt? Trieb sie ein falsches Spiel mit ihm?
Der hagere alte Kridan kam heran. Er trug das schwarze Büßergewand.
»Ich wusste es«, krächzte der Raisa empört. »Das ist er! Das ist Satren-Nor!« Er drückte ab.
Die Priesterin krächzte hell auf. Letek-Kun und die Wach-Tanjaj stürmten in den Hof und eilten auf ihn zu.
»Bleibt alle stehen!«, befahl der Raisa herrisch. »Ich habe Satren-Nor gestellt! Alle meine Tanjaj haben ihn gesucht, aber ich habe ihn gefunden!« Er drehte sich zu der klagenden Priesterin um. »Du hast es gewusst.«
»Euer Heiligkeit, das …«
»Keine Lügen. Ich bin der Raisa, und ich irre mich nicht.«
Sie trocknete mit einem Ärmel des Gewandes die Flüssigkeit von Gesicht und Hals. Ihre Stimme klang gefasst. Innerhalb von wenigen Augenblicken hatte sie sich gefangen. »Ja, Euer Heiligkeit. Ihr habt recht. Es war Satren-Nor, den Ihr erschossen habt. Er hat seine göttliche Strafe durch Euch erhalten.«
»Ihr wusstet also, dass er sich in diesem Kloster aufhält? Ihr habt ihn versteckt?« Der Raisa hob den Graser und zielte auf den Kopf der Priesterin.
»Nein, Euer Heiligkeit. Ich hielt ihn für einen Verirrten.«
»Du lügst.«
Auf dem Platz herrschte angespannte Stille. Satren-Nor lag tot am Boden. Seran-Pakor war ganz sicher, dass er es war. Auch wenn das Gesicht anders aussah – wozu gab es die Masken? Ja, das da drüben war der verfluchte Prediger. Der Freund, der ihn verraten hatte. Sein Blick fiel in das Gesicht der Priesterin.
»Ich bin der Raisa, und ich sage, dass du wusstest, wer der Kridan war.«
Janan-Run hob stolz den Schnabel. »Wenn der Raisa dies sagt, so muss es wohl stimmen.«
Seran-Pakor drückte ab. Die Priesterin schrie nicht. Lautlos sank sie zu Boden. Sie war tot, ehe ihr Körper aufschlug. Er konnte es an ihren starren, weit aufgerissenen Goldaugen erkennen. Alle Blicke richteten sich auf ihn.
»Ich wünsche, in den Palast zurückgeflogen zu werden«, befahl er emotionslos. Er fühlte sich weder gut noch schlecht. Trotz der großen Enttäuschung, von den Priesterinnen Far-Gens verraten worden zu sein.
Er ging zur Tür. Dort drehte er sich um und wandte sich an den obersten Befehlshaber der Wach-Tanjaj. »Brennt dieses Kloster nieder. Es ist ein Schandfleck im kridanischen Reich.«
»Wie Ihr wünscht, Euer Heiligkeit«, entgegnete der Tanjaj ebenso emotionslos. Aber Seran-Pakor glaubte, Ablehnung und Hass in seinen Augen zu sehen. Hastig drehte er sich um. Er brauchte Ruhe. Endlich Ruhe. Warum nur konnte er sie nirgendwo finden?
*
An der kosmischen Barriere, 14. August 2271
Das zischende Schussgeräusch verklang, und Dana erkannte erleichtert, dass die Waffe keinen Schaden angerichtet hatte. Der Tian-Ka hatte offensichtlich daneben geschossen. Als sei dieser Schuss ein Zeichen, sanken alle versammelten Tian-Ka auf den Boden. Dabei berührten sowohl die nackten Füße als auch die Krallenhände den dunklen Grund. Durch die Tian-Ka lief ein Impuls, der sie erfasste, als seien sie ein einziges großes Wesen. Jeder Einzelne von ihnen verfärbte sich dunkler. Aus Sandgelb wurde Goldgelb, aus Goldgelb ein lichtes Braun.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Dana erstaunt in die Stille.
Telford ließ seinen Nadler sinken. »Welche Veränderung hat stattgefunden, dass sie sich plötzlich ergeben?«
»Sie ergeben sich nicht«, sagte Meister William. »Sie beten. Auf den Bildern habe ich diese Haltung bereits gesehen. Sie huldigen ihren Göttern. Den Sternreisenden.«
Dana wandte sich an die Entität. »Du verstehst ihre Sprache. Frage sie, was geschehen ist.«
Der Anblick von über hundert auf dem Boden kauernden Tian-Ka war unheimlich.
Die Entität ging auf den vordersten Tian-Ka zu, der geschossen und sich zuerst zu Boden geworfen hatte. Langsam kniete sie sich neben ihn und sagte Worte in einer fremden Sprache. Der Angesprochene sah auf und antwortete.
William verzog das Gesicht. »Sie empfinden große Ehrerbietung.«
Dana wartete geduldig, auch wenn sie innerlich alles andere als ruhig war. Sie wollte unbedingt wissen, was die Entität mit dem Fremden zu besprechen hatte. Endlich wandte sich die Entität ihr zu.
»Das ist Tien-Ku, ein Bote der Hohepriesterin. Sie hat ihn ausgeschickt, uns aufzuhalten. Doch nun hat sich alles geändert.«
Sie kniff die Augenbrauen zusammen. »Was hat sich geändert?«
»Sie sagen, ein
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