Sternenfaust - 146 - Die kosmische Barriere (2 of 2)
Augen wieder. Er sprach durch Izanagi.
»Es sieht schlecht aus. Er hat den vorgegebenen Weg verlassen. Wenn er innerhalb von zwei Stunden Ihrer Zeit nicht zurückfindet, wird er sterben.«
*
Station der Tian-Ka, an der kosmischen Barriere
Rags Telford sah sich angespannt in dem Raum um, in den die Tian-Ka ihn, Meister William und das Wachteam geführt hatten.
Es gab keine Sitzgelegenheit, außer dem bereits bekannten Boden, dem Telford nicht so recht traute. Der Untergrund wirkte morastig. Angewidert bemerkte er das leise Schmatzen, das die Pflanzen von sich gaben. Wenn es denn Pflanzen waren. Die Messungen zeigten keine eindeutigen Werte. Unruhig begutachtete er die Wände und die Decke.
Der Raum war höchstens vier Meter lang und sechs Meter breit. Die Decke schien sich über ihnen zu wölben. Telford erkannte den illusorischen Effekt, der durch die Anordnung tausender winziger Lichter hervorgerufen wurde. Die Decke über ihnen war genauso gerade wie der Boden. Warum simulierten die Tian-Ka diese Weite? Hatten sie auf diese Weise vielleicht mehr Raum, ihre religiösen Kunstwerke anzuordnen?
Neugierig betrachtete er die Bilder über sich, die die Punkte bildeten. Aus buntem Licht waren Planeten und Wesen geformt. Je länger er sie betrachtete, desto mehr erschloss sich ihm ihre Bedeutung. Er erkannte Einzelwesen. Meistens waren es Tian-Ka, aber hin und wieder wurden auch andere Geschöpfe dargestellt. Eines erregte seine Aufmerksamkeit besonders. Es war ein Wesen aus weißen Lichtpunkten, und es erinnerte ihn an die Bilder der Quallenwesen, die vor Kridania sowohl Schiffe der Solaren Welten als auch die der Kridan angegriffen hatten.
Meister William stand dicht bei ihm. Auch seine Blicke suchten den Raum ab. »Diese Bilder sind faszinierend. Ich hoffe, ich komme dazu, auf der BEHRING einen ausführlichen Bericht über diese Art der religiösen Darstellung für den Orden zu schreiben.«
Telford zuckte nur mit den Schultern. Auch er hoffte, dass sie allesamt heil auf die BEHRING zurückkehrten, aber der wissenschaftliche Eifer des Christophorers war ihm fremd. Viel lieber hätte er einen Blick auf die Schiffsbewaffnung eines Tian-Ka-Raumers geworfen, als auf die Bilder, die ihn umgaben. Die Torpedos – so hatten sie die Geschosse der Tian-Ka genannt, auch wenn diese Bezeichnung vielleicht nicht ganz passend war – erschienen ihm im Nachhinein wie eigenständige Geschöpfe. Er überlegte, ob eine solche Angriffswaffe eine gewisse Intelligenz besitzen konnte. Zumindest waren einige ihrer Manöver wahnwitzig gewesen. Sie hatten sich durch nichts ablenken lassen und das Ziel unbeirrbarer verfolgt, als es mit irgendeiner ihm bekannten Technik möglich war. Telford machte sich nichts vor: Die Technik der Tian-Ka war der ihren überlegen. Darüber hinaus waren die Tian-Ka in der Überzahl. Eine Flucht war Wahnsinn. Sie mussten hoffen, dass das Volk der Krokodilartigen sie in Frieden gehen ließ.
Er warf Calla Jonas vom Wachteam einen Blick zu. Sie signalisierte, dass alles in Ordnung war. Telford nickte kaum merklich.
Was Dana wohl in diesem Moment erlebte? Und wo steckte eigentlich die Entität? Das Wesen hatte sie schon vor zwanzig Minuten allein gelassen und war mit einem Tian-Ka davongegangen.
»Es ist überwältigend«, flüsterte Meister William. »Wenn ich mich auf die Bilder konzentriere, ist mir, als würden sie in einer fremden Sprache zu mir sprechen.« Er ging näher an eine der Wände heran. Sofort wurden die zehn Tian-Ka im Raum unruhig. Sie griffen nach den Strahlenwaffen an ihren Körpergurten.
»Gehen Sie lieber von der Wand weg, Meister William.« Telford entging die Unruhe der Tian-Ka nicht. Sie schienen Angst zu haben. Oder waren sie wütend? Er kannte ihre Gestik und Mimik noch nicht lange genug, um sicher zu sein, was sie ausdrückte, aber die Klauen an den Waffen versprachen nichts Gutes.
Meister William reagierte nicht. Wie magisch angezogen ging er weiter auf die Wand zu. Die Tian-Ka begannen, in ihrer Sprache zu zischen. Telford verstand sie nicht, aber er handelte. Entschlossen sprang er vor und packte William am Arm, ehe er die Wand berühren konnte. »Finger weg! Sehen Sie denn nicht, wie aufgeregt unsere Freunde ihretwegen sind?«
William wirkte wie weggetreten. Telford zerrte an seinem Arm. Der Christophorer reagierte nicht. Nur durch Telfords Kraft wurde er von der Wand weggezogen. Zwei Marines kamen ihm zu Hilfe. Calla Jonas hob eine Augenbraue.
»Was ist denn
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