Sternenfaust - 146 - Die kosmische Barriere (2 of 2)
mit der Graukutte los?«
»Keine Ahnung. Am besten, wir bringen ihn in die Mitte des Raumes, da kann er am wenigsten anstellen.«
Die Tian-Ka beruhigten sich um so mehr, je weiter sich William von der Wand entfernte.
Telford nickte Jonas zu. »Schauen Sie mal nach seinen medizinischen Werten, Marine.«
»Verstanden.« Jonas nahm den Arm des Christophorers, um die Anzeigen am Handgelenk des leichten Raumzugs, in dem der Mönch steckte, zu checken.
William blinzelte verstört und sah Telford an. »Was ist passiert?«
»Sie sind wie paralysiert auf diese Wand zugelaufen, Meister William. Geht es Ihnen gut?«
»Ja, sehr gut. Ich fühle mich so … jung. Ich glaube, dieses Bild an der Wand ist den Tian-Ka besonders heilig.«
»Was Sie nicht sagen. Lassen Sie Ihre Hände besser davon. Sie hätten fast für unnötige Aufregung gesorgt.«
William wirkte ehrlich entrüstet. »Keine Sorge. Ich werde ganz sicher nicht ein Heiligtum der Tian-Ka entweihen. So, wie ich ihre religiöse Kultur einschätze, würde das unsere unmittelbare Hinrichtung nach sich ziehen.«
Telford traute der Einsicht des Christophorers nicht. Wenn er so überzeugt war, warum hatte er die verdammte Wand dann überhaupt anfassen wollen? Er sah William abschätzend an. »Also gut. Dann macht es Ihnen doch sicher nichts aus, sich da drüben auf das Moosbett zu setzen. Weit fort von der Wand.«
William ging zu der Sitzgelegenheit und ließ sich nieder. Telford behielt ihn im Auge. Der Christophorer wirkte klar und orientiert.
Jonas war neben dem Christophorer hergegangen. »Die Werte sind normal«, erstattete sie über Helmfunk Bericht. »Alles in Ordnung, Colonel.«
Er nickte. »Scheint mir auch so.«
William sah entspannt aus. Seine Körperhaltung war locker. Er wirkte, als würde er meditieren.
»Jonas … Hey!«, ehe Telford aussprechen konnte, war der Christophorer aufgesprungen. Er stürzte zur Wand. Telford sprang ihm nach und bekam ihn an der Schulter zu fassen. William machte sich mit einem Ruck los und setzte seinen Weg fort.
»Was soll das denn!« Auch Jonas versuchte William festzuhalten, doch sie war zu langsam.
Die Tian-Ka sprangen plötzlich alle durcheinander. Ihre Stimmen zischten durch die Halle.
Telford packte William an den Armen, aber es war zu spät. Beide Hände des Christophorers waren an die Wand gepresst. Sein Gesichtsausdruck spiegelte Verzückung wider. Er war vollkommen weggetreten. »William?«
Er antwortete nicht.
»Verdammter Mist!«, entfuhr es Telford.
Mehrere Waffenmündungen richteten sich auf ihn und den Christophorer.
Im selben Moment erklang der Alarm.
*
Station der Tian-Ka, an der kosmischen Barriere
Dana wurde von Tien-Ku in einen schlauchartigen Tunnel geführt. Sie folgte dem Botschafter von Yu, der Hohepriesterin der Tian-Ka. Tien-Ku ging in würdevollen, langen Schritten. Seine Schnauze senkte sich immer weiter nach unten, je näher sie dem schlichten Schott am Ende des Ganges kamen.
Er machte eine einladende Geste und trat ehrfürchtig zurück, während das Schott aufglitt.
Dana trat ein. Der Raum war gleichmäßig erhellt und sehr klein. Sofort fiel ihr Blick auf Yu, die Anführerin des Volkes. Yu thronte auf einer metallenen Sitzscheibe, die schwerelos im Raum schwebte. Wovon sie stabilisiert wurde, konnte Dana nicht erkennen. Vermutlich von einem Kraft- oder Antigrav-Feld.
Dana schluckte, als sie die zahllosen Kabel sah, die Yu umgaben und in ihren Körper hineinführten. Yu war ein Cyborg. Der größte Teil ihres Körpers war künstlich. Auch das Gesicht war aus einer silbernen Legierung, die wie Stahl wirkte.
Unwillkürlich dachte Dana an das Bild am Eingang der ersten Station, zu der man sie gebracht hatte – an das Wesen, das von zahlreichen Nabelschnüren umgeben war. Nun hatte sie dieses Wesen gefunden.
Was wurde von ihr erwartet? Sollte sie niederknien? War das nicht zu pathetisch? Es widerstrebte ihr, sich auf den Boden zu werfen. Da sie nicht unhöflich sein wollte, wartete sie, bis Yu sie ansprach.
Aber Yu sprach sie nicht an. Die metallenen Schläuche aus Yus Körper drangen in die Wände, den Boden und die Decke ein. Eine solche Verbindung war ganz in ihrer Nähe. Wofür sie gut war, konnte Dana nicht erraten. Langsam ging sie näher an den Thron heran und sah zu Yu auf.
Das Metallgesicht war reptilienartig. Yu neigte den Kopf. Bilder erschienen in Danas Gedanken. Sie sah die Tian-Ka, und ohne erklärende Worte verstand sie plötzlich. Yu zeigte ihr
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