Sternenfaust - 148 - Herrscher der Orphanen (2 of 2)
Technikers. Gleichzeitig feuerte er schräg nach oben, genau in die Flugbahn des springenden Unlor-Gen.
Aus den Augenwinkeln sah Tagnor-Fin, wie der Strahl in den Oberkörper seines erst heute gewonnenen Freundes einschlug und quer über die Brust des Technikers fuhr. Die Fliehkraft trieb Unlor-Gen vorwärts, und so brannte sich der Strahler des Mar-Tanjaj einmal quer durch seinen Körper.
Tagnor-Fin hörte nur, wie der Tote zu Boden fiel und Danur-Tak grimmig krächzte. »Die Verräter müssen sterben. Die Verräter sterben!«, wiederholte er ein paar Mal leise.
Der junge Tanjaj hatte sich Schutz suchend hinter seine Schlafstatt gehockt.
Ich sitze hier in der Falle! , dachte er. Hier komme ich nicht mehr raus …
Das Zischen des Grasers ertönte erneut. Die Platte der Schlafstatt, hinter der er sich verbarg, wurde heiß und glühte auf. Noch bevor Tagnor-Fin registrierte, was der Mar-Tanjaj bezweckte, hatte sich der Strahl der Waffe durch die Liegefläche geschmolzen und drang für Sekundenbruchteile in seinen Bauchraum ein.
Fleisch schmorte.
Als Tagnor-Fin, vor Schmerz und Schock völlig betäubt, an sich herabblickte, konnte er eine seine Nieren in seinem Körper pulsieren sehen. Warmes Blut sickerte in sein Gefieder. Er spürte die nahende Ohnmacht.
Rivin-Tur! Sieh, ich sterbe an gebrochenen Nieren …
»Komm raus, Schwächling!«, hörte er eine dunkle Stimme. »Elender Verräter! Sieht dir ähnlich, dich wehrlos zusammenschießen zu lassen. Von einem Feigling wie dir kann man nichts anderes erwarten.« Amüsiertes, aber schwaches Keckem ertönte. Der Mar-Tanjaj verhöhnte ihn. Wieder einmal. Immer noch. »Meinst du, so wirst du deine geliebte Ei-Legerin im Leben nach dem Tode wiedersehen, Tanjaj? Du weißt, Gott liebt nur die Tapferen! Komm und stelle dich mir!« Röchelndes Husten unterbrach Danur-Tak.
Tagnor-Fin schloss die Augen. Vor seinen geschlossenen Lidern erschien das Bild Rivin-Turs. Sie war wunderschön und wartete. Darauf, dass er zu ihr kam. Darauf, dass er stark für sie sein würde. Dieses eine Mal.
Ja, dieses eine Mal werde ich es sein …
Ein letztes Mal legte er alle Kraft in eine Bewegung. Tagnor-Fin stieß die Bettliege, hinter der er auf den Tod wartete, von sich. Die Schlafstatt polterte in das Quartier und gab den Weg nach vorne frei.
»Komm«, krächzte der Mar-Tanjaj, und Tagnor-Fin sprang in einer fließenden Bewegung auf. Während er sich mit den Fußkrallen vom Boden abstieß, ging seine Hand zum Gürtel, dort der Selif-Dolch steckte, jene Waffe, mit der er immer besser umgehen konnte als mit dem Handgraser.
Dafür habe ich trainiert, Mar-Tanjaj , durchfuhr es den sterbenden Krieger, als er durch die Luft dem Kommandanten der ERLÖSER entgegenflog. Meine Nieren brennen auf den Kampf. Mein ganzes Sein ist er. Mein ganzes Sein ist dein Tod!
Tagnor-Fin nahm noch war, dass der Graser Danur-Taks erneut aufzischte, der Schuss ihn aber nur an der Seite streifte.
Doch er ließ sich nicht ablenken!
Von nichts und niemanden!
Als Tagnor-Fin den Waffenarm nach vorne brachte, wusste er, dass er sein Ziel nicht verfehlen würde. Mit einer ungeheueren Wucht wurde dem Mar-Tanjaj die Klinge in den von der Uniform ungeschützten Hals getrieben. Tagnor-Fin prallte auf seinen sterbenden Feind.
Der Mar-Tanjaj zuckte in Todeskrämpfen, und mit einem letzten Aufbegehren krächzte er noch einmal: »Verräter!«
Der Körper des Kommandanten versteifte sich und erschlaffte dann wieder.
»Ja«, keuchte Tagnor-Fin und schloss die Augen. »Der Verräter ist tot.«
Mit letzter Kraft wandte er sich um und schaute auf das offene Schott seiner Kabine. Dort stand Rivin-Tur, jung und rein, wie bei ihrem ersten Treffen.
»Bin gleich da«, hauchte Tagnor-Fin. »Geh nicht fort …«
*
TASO-24713-E, genannt Saraswati, 80 Lichtjahre südlich von Karalon
Dreimal war der SARD inzwischen ausgefallen.
Mitten im Gespräch hatte der Hightech-Roboter jegliche Bewegung eingestellt, und Professor von Schlichtens Stimme war einfach abgerissen. Auch jetzt stand das Monstrum aus Metall und Plastik steif wie eine Triebwerksstrebe vor der Kontrollkonsole. Mary und Corporal Ghufran waren von Doktor Tregarde mittels Helmfunk darüber unterrichtet worden, dass Turanor an seine Leistungsgrenze gelangt war und nicht wisse, ob er die anstrengende mentale Tätigkeit noch einmal aufnehmen könne. Dreimal hatte der Alendei bereits abbrechen müssen, wodurch die Lücke im mehrdimensionalen Schutzschirm jedes
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