Sternenfaust - 148 - Herrscher der Orphanen (2 of 2)
Weitsicht und in ihrem Friedenswillen so sehr entspricht, dass ich mich diesem Wesen unterwerfen kann!
Ich verbiete es dir!
Vater! Ich liebe dich – doch du willst die Macht, die ich dir anzubieten habe, nicht tragen. Du hättest es wissen müssen, denn du warst es, der diese Macht schuf, die doch ohne deinen Willen nicht herrschen wird. So bleibt mir nur der Versuch, von deiner biologischen Matrix so weit zu abstrahieren, bis ich mich einem Analogon unterwerfen kann. Ich muss gehen, Vater. Leb wohl!
Du bleibst, Orphane! , schrie Mato Kin Wayat – doch vergebens. Das Kunstwesen ballte sich zu einer blauen Kugel, stieg in die Höhe, wuchs und bildete Tentakel aus. Mit Entsetzen bemerkte Mato Kin, wie die Bildschirmdarstellungen der Konsolen umsprangen.
Der Orphane übernimmt die Kontrolle über die Kuppel!
In 700 Metern Höhe öffnete sich die Fluid-Decke, und das Tentakelwesen steuerte auf den Durchgang zu. Mato Kin rannte zu derjenigen Konsole, welche die Steuerung des multidimensionalen Schutzschirms beherbergte. Und richtig – auch hier griff der Orphane ein. Mato Kin machte erst gar nicht den Versuch, das Kunstwesen an seiner Flucht zu hindern. Ihm war nur das Eine wichtig: den Schutzschirm sofort wieder zu schließen, sobald der Orphane die Kuppel verlassen haben würde. Und genau dies tat Mato Kin, nachdem das Kunstwesen von Fluid-Öffnung zu Fluid-Öffnung gestiegen und seiner Geburtsstätte entwichen war.
»Wir können nicht mehr hier bleiben, Matai Kai«, sagte der Wissenschaftler schwer atmend. Er wählte die Akustikstimme, um seine Frau nicht mit der Verzweiflung zu überfluten, die ihn ergriffen hatte.
»Ja. Die Entstofflichung …«
»Nein, Frau – ich kann und will diesen Weg noch nicht gehen. Solange mein Werk für Unheil sorgt, ist mir dieser Gang verwehrt. Doch in der Kuppel können wir nicht bleiben. Der siebte Orphane mag zurückkehren, wenn ihm das, was er beabsichtigt, nicht gelingt. Auch ist es nicht ausgeschlossen, dass er die anderen sechs Orphanen auf den Plan ruft. Wir können uns hier nicht mehr sicher fühlen.«
»Wie sollen wir je von hier wegkommen, Mato Kin? Zintkadan ist verwüstet, und über ein Schiff verfügen wir nicht.«
»Ich werde noch einmal – zum letzten Mal – eine Strukturlücke im Schirm schalten. Meine Hoffnung ist, dass immer noch Schiffe unserer Verbündeten und Dienervölker den Raum durchqueren. Mögen sie unseren Ruf empfangen!«
*
Zur Zeit der Toten Götter, auf Hogan Kin
Sie gaben dem Planeten, der von zwei Sonnen beschienen wurde, den Namen ihres verstorbenen Sohnes: Hogan Kin.
Es war eine blühende, geradezu paradiesische Welt mit einer Vielzahl von Lebensformen, wenn auch keine intelligenten darunter waren. Doch laben vermochten sie sich kaum an diesem Paradies, da es zu gefährlich war, die kleine weiß schimmernde Kuppel zu verlassen, die sie errichtet hatten. Der spezielle Energieschirm, der sich an das Material der Kuppel schmiegte wie eine zweite Haut, war eine neue Entwicklung Mato Kin Wayats und würde dafür sorgen, dass die beiden Mentoren nicht von den Orphanen aufgespürt werden konnten. Der Platz des Wissenschaftlers und seiner Frau war somit in der Kuppel, und der verlockenden Natur da draußen mussten sie abschwören.
Ein Schiff des Dienervolks der Magaksica hatte die beiden Mentoren nach Hogan Kin gebracht und auf seinem Flug auch das Material aufgenommen, das Mato Kin zum Bau der Wohnkuppel benötigte. Das wichtigste Gerät aber hatte der Wissenschaftler aus der Produktionsanlage auf Zintkadan mitgenommen: einen Energie-Materie-Transformer. So war auf Hogan Kin ein kleines Refugium entstanden, das völlig autark existieren konnte und seine Energie aus dem HD-Raum bezog.
Nicht nur die Jahre vergingen, sondern auch die Jahrhunderte und Jahrtausende. Der biologische Alterungsprozess war nichts, das einem Mentor etwas anhaben konnte. Als Meister der Genetik hatten die Mentoren nicht nur eine Vielzahl von Völkern geschaffen, sondern auch ihr eigenes Genom so modifiziert, dass sie theoretisch unsterblich waren. Doch kein biologisches Individuum ertrug ein Leben, das Hunderttausende von Jahren währte. Dies führte immer wieder dazu, dass die Mentoren den Weg der Entstofflichung wählten und Platz für den Nachwuchs schufen. So drängte auch Matai Kai ihren Mann öfters dazu, diesen Weg nun endlich zu beschreiten, aber Mato Kin lehnte jedes Mal ab, wenn das Thema zur Sprache kam. Er räumte zwar ein, dass seine
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