Sternenfaust - 148 - Herrscher der Orphanen (2 of 2)
der sie lebten, nach Gott …
Mato Kin war unterdessen nicht nur mit seinem Orphanen-Abwehr-Projekt und der kontinuierlichen Aufzeichnung seiner Biografie beschäftigt, sondern machte sich auch Sorgen über eine Anzahl von Supervulkanen, die als eine Reihe gigantischer Magmakammern auf dem Südkontinent anzutreffen war. Es handelte sich um insgesamt fünf in zehn Kilometer tiefe befindliche Kammern, die im Durchschnitt hundert Kilometer lang, fünfzig Kilometer breit und zwanzig Kilometer mächtig waren. Diese Kette stellte eine ernsthafte Bedrohung für den Planeten dar, und Mato Kin gelang es mit seiner begrenzten technischen Ausrüstung nicht nur, den Ausbruch zweier dieser Supervulkane vor mehreren Millionen Jahren nachzuweisen, sondern auch den in den nächsten 80.000 Jahren bevorstehenden Ausbruch aller fünf Supervulkane zu prognostizieren. Diese vorhergesagte Kettenreaktion würde 50.000 Kubikkilometer Material auswerfen und den Planeten in einen vulkanischen Winter stürzen, der für weniger langlebige Wesen, als es die Mentoren waren, eine Ewigkeit dauern würde …
Mit dem Vergehen der Jahrtausende wurde Mato Kins Prognose zunehmend zur Gewissheit. Magmabewegungen und Druckmessungen ließen keinen Zweifel mehr daran, dass der apokalyptische Ausbruch kurz bevorstand. Mittlerweile waren 970.000 Jahre vergangen, seitdem das Schiff der Magaksica die beiden Flüchtlinge auf Hogan Kin abgesetzt hatten. Der Ausbruch der Vulkane würde das Antlitz des Planeten für immer verändern. Es stand außer Zweifel, dass die meisten Lebensformen auf dem Planeten ausgelöscht werden würden. Ein Artensterben ohne Gleichen war zu erwarten.
Matai’Kai bangte um ihre Hinhan, denn die weißhaarigen, eleganten Wesen besaßen keine Hightech-Kuppel, die sie auch den tiefsten vulkanischen Winter würde überleben lassen. Nach sehr langer Zeit äußerte die Mentorin zum ersten Mal wieder den Wunsch nach Entstofflichung. Sie könne sich nicht vorstellen, wie das Leben nach dem zu erwartenden Desaster weitergehen solle. Sie habe mit großer Anteilnahme die Lebensformen dieses Planeten studiert und eine gigantische Datenbank über sie angelegt. Wollte Mato Kin ihr wirklich zumuten, den Tod Hogan Kins zum zweiten Mal zu erleben? Ihr Mann schwieg in seinen Gedanken, und Matai Kai spürte, dass er nichts anderes tun konnte, als zu schweigen. Hätte er die Hochtechnik der Mentoren zur Verfügung gehabt, wäre es keine Schwierigkeit gewesen, die Katastrophe abzuwenden. Doch die Gerätschaften, welche die Kuppel beherbergte, waren bei Weitem nicht hinreichend, um den Planeten zu retten.
Matai Kai Wayat flehte inständig, den Gang jetzt zu tun, der ohnehin am Ende ihres Lebens stünde. Mato Kin war kurz davor, seine Einwilligung zur Entstofflichung zu geben. Am Ende konnte er es doch nicht. Matai Kai schickte ihm einen Gedanken voller Trauer – und bat um Verzeihung. Es gab nichts zu verzeihen, und mit eben derselben Trauer erwartete er das nicht mehr länger Verschiebbare. Matai Kais sieben Pupillen wurden zu winzigen schwarzen Punkten. Ihre wunderschöne blaue Haut wurde weich wie Wasser, und sanfte Wellen durchströmten ihren Körper. Als sie schließlich gegangen war, erinnerte nur mehr ein Häuflein blauer Asche an ihre diesseitige Existenz.
Die Apokalypse kam schließlich über den fruchtbaren Planeten. Mato Kin saß geschützt in seiner weißen Kuppel und war mit seinen Gedanken und seinem Herzen bei seiner Frau. Bald würde er ihr folgen, nur zu bald …
Doch noch vergingen die Jahrhunderte. Der vulkanische Winter und die vergiftete Atmosphäre hatten das Antlitz des Planeten völlig verändert. Die meisten Tier- und Pflanzenarten waren ausgestorben. Gewaltige aufgetürmte Lava-Gebirge hatten neue Klimagrenzen geschaffen, und weite Teile des Planeten waren zu Sand- und Salzwüsten geworden. Die weiß schimmernde Kuppel stand inmitten einer solchen Wüste, die erbarmungslos von den beiden Sonnen Hogan Kins beschienen wurde. Wie durch ein Wunder hatte allerdings ein Flecken Grün die Katastrophe überstanden. Am Horizont erstreckte sich ein etwa zehn Quadratkilometer großes Gebiet, das über genügend Grundwasser verfügen musste – eine Oase des Lebens inmitten der ausgedörrten Todeszonen.
Es war ein Zufall, als Mato Kin eines Tages bemerkte, dass eine Gruppe Hinhan die Oase irgendwie erreicht haben musste. Wie hatten die weißhaarigen Geschöpfe bloß überlebt? Wie war es ihnen gelungen, die Oase zu finden? Es schien ihm,
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