Sternenfaust - 149 - Apokalypse
einfach nicht kapieren?«
»Was denn?«, schrie Jasper.
»Wir haben verdammt noch mal versagt!«, rief sie. »Die Welt, die Bürger, die uns gewählt haben, die wir zu beschützen trachteten, deren Interessen wir zu vertreten hatten … Sie sterben! Kapieren Sie das nicht? Sie sterben!«
»Ich weiß«, rief Jasper. »Uns allen ist das sehr wohl klar!«
»Oh, da bin ich mir aber nicht so sicher.«
»Gut, ich will nicht behaupten, mir wirklich vorstellen zu können, was sechs Milliarden getötete Menschen bedeuten«, räumte Jasper ein. »Dennoch: Die Überlebenden brauchen uns.«
»Niemand braucht uns«, erwiderte Kosloff. »Ein Programm regelt die Evakuierung und entscheidet, wer lebt und wer stirbt. Wofür sollte man uns noch brauchen?«
»Für diplomatische Kontakte zu anderen Völkern!«
»Sie meinen wohl für einen weiteren Kridankrieg!«
»Jetzt fangen Sie doch nicht damit an«, rief John Doe. »Sie wissen doch genau, dass wir für diesen Krieg nichts konnten!«
»Wirklich nicht?«, fragte Claudette Koslow. »Dann haben Sie aber ein sehr schwaches Gedächtnis.«
»Der Raisa stand unter dem Einfluss eines Kistrano«, rief John Doe. »Und er war es, der uns den Krieg erklärt hat.«
»Weil wir Allianz-Verhandlungen mit den J’ebeem aufgenommen hatten«, fügte Claudette Koslow hinzu.
»Und? Wir können uns doch nicht von den Kridan unsere Außenpolitik diktieren lassen.«
»Aber wir hätten warten können. Wir hätten die Verhandlungen aussetzen können. Wären die J’ebeem wirklich an einer Allianz interessiert gewesen …«
»Was sie nicht waren«, unterbrach sie Jasper.
»Was sie nicht waren, umso schlimmer«, erwiderte die Kosloff ungeduldig. »Wir hätten um Vertagung bitten können. Die Zeit nutzen, um zunächst einmal unsere Kontakte zu den Kridan zu nutzen. Wir hätten nachfragen können. Einlenken können. Abwarten können. Aber nein, unser Stolz war uns im Weg. Die Vorstellung eines starken Allianzpartners war zu verlockend. Tolle Geschäfte für Star Trade Inc . und Far Horizon . Ein Denkmal in den Geschichtsbüchern. Also haben wir, anstatt das Gespräch mit den Kridan zu suchen, unseren Willen durchgesetzt.«
»Sie wollten doch damals sogar den Heimatplaneten der Kridan vernichten«, rief Jasper. »Sie hatten sich für einen Völkermord an der kridanischen Rasse ausgesprochen.«
»Weil wir da bereits in einen Krieg verwickelt waren. Weil es mir darum ging, diesen Krieg zu beenden. Weil es mir um die ging, die mich in dieses Amt gewählt haben: die Menschen!«
»Und vor einer Woche wollten Sie die Kridan erneut angreifen. Es hat Ihnen offenbar nicht gereicht, dass die Apri die Gelegenheit genutzt haben, Kridania in Schutt und Asche zu legen. Sie wollten den Kridan den endgültigen Todesstoß versetzen.«
»Ja, das gebe ich zu. Bei allem Mitleid mit den Kridan: Ihr Raisa ist tot. Auf dem Planeten herrschen anarchische Zustände. Es wird nicht lange dauern, bis die Kridan sich mit Gewalt das holen werden, was ihnen jetzt fehlt. Ich sehe darin eine große Gefahr für die Menschheit. Wie viele tote Soldaten und Zivilisten wollen sie noch riskieren? Sie können leicht mitfühlend sein, wenn den Preis für einen vierten Kridankrieg wieder einmal andere bezahlen müssen.«
Die Kosloff nutzte den Moment, um zu verschnaufen, dann fuhr sie fort: »In der Vergangenheit waren wir großartig darin, die Feinde von morgen zu erschaffen. Denken Sie an die Basiru-Aluun. Sie wollten uns abhalten, mit der Technik der Toten Götter zu forschen. Doch wir wollten nicht auf sie hören. Wir weigerten uns schlicht. Nun sehen Sie, wohin das führte. Die Kämpfe der Solaren Welten werden immer schlimmer. Die Fixstrom-Technik war kaum erprobt, schon wurde sie für einen kriegerischen Großangriff genutzt. Wir bauen immer größere Schiffe. Mächtigere Schiffe. Wo ist sie geblieben, die friedliche Erforschung des Alls, die Sie ja so gern propagieren? Alles, was ich sehe, sind Kriege und Gefahren, in die Sie die Menschen treiben. Nur zum Beenden dieser Kriege, da fehlt Ihnen der Mut. Und jetzt steht die Erde selbst vor dem Untergang, und alles, was Sie planen können, ist der neue Regierungssitz, während ein Programm über Tod und Leben entscheidet. Ein Programm, das ermittelt, wer es wert ist, gerettet zu werden. Anhand von überheblichen Kriterien, die ihm von einer selbst ernannten Elite eingegeben wurden. Ich sage daher: Nein! Die Menschheit ist besser ohne uns dran.«
*
TASO-24713-E, genannt
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