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Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)

Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Neso-Helemiiru wie die Bestätigung dieser Theorie vor, weil wir sie so sehr fürchten? Narada und die anderen Erdbewohner sprachen in letztgenanntem Fall von einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Etwas trat ein, weil man es erwartete und sich unbewusst so verhielt, dass es eintreten musste.
    Sag das Kamior , erwiderte Leilanii auf seine an sie gerichtete Aussage. Der Wind, der sich am Fuß des Turanor-Berges brach, spielte mit ihrem dichten, schwarzen Haar, und das Licht der noch so fremden Sonne spiegelte sich in ihren grünen Augen.
    Turanor nickte. Seit Tagen schon wirkte der Mann, auf dessen Initiative der letzte Tele-Ring-Versuch zur Rettung Helemaii’nus zurückgegangen war, wie ein Schatten seiner selbst. Der sonst so besonnene, geerdete Wissenschaftler trug schwer an der Last der Veränderung – vermutlich auch, weil seine Bemühungen, sie zu verhindern, nicht ausgereicht hatten. Wo ist er überhaupt? Seit gestern … nein, vorgestern habe ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Kamior hatte sich von der Gruppe der Koordinatoren verabschiedet, um in einigen Hundert Kilometern Entfernung den Bau einer größeren Siedlung zu beaufsichtigen, der gerade in die heiße Phase gegangen war, da die Notunterkünfte allmählich knapp und die dortigen Wohnhäuser bald fertig wurden.
    Ich weiß es nicht , antwortete Leilanii. Vermutlich noch drüben. In seinem Quartier war er jedenfalls nicht. Ich ging eben dort vorbei, um ihn abzuholen, aber die Kammer sieht unbenutzt aus.
    Turanor nickte. Lass uns reingehen, Leilanii. Die Morgenbesprechung steht an, und ich will sehen, ob ich den guten Kamior nicht kontaktieren ka …
    Er hatte den Gedanken noch nicht beendet, da spürte er es. Wie ein Zerren an der Decke seines Verstandes, ein Nagen am Kuchen seines Ichs, war es plötzlich da: klein, aber nicht zu ignorieren. Und es wuchs!
    Als er in Leilaniis weit aufgerissene Augen sah, wusste er, dass auch sie es spürte. Dass es aus der Gedankengemeinschaft stammte, die alle Alendei verband. Und er erkannte, was es war.
    Nein , dachte er und merkte, wie seine Knie weich wurden. Nein, bitte … NEIN!
     
    *
     
    Herzschlag als Konstante. Als Rhythmus. Anker.
    Doch ansonsten: Chaos.
    Der Schmerz ist überall, und wird nur noch vom Schock überlagert. Turanor ist, als schwappe eine Welle des Grauens über ihn und reiße ihn mit sich in die Leere, ohne Wiederkehr. Was geschehen ist … Was er da fühlt … Es, nein, es darf nicht sein!
    Er sieht in Leilaniis Augen, kleine, helle, vom Glanz der Sonne geküsste Inseln, und sieht das Tränenmeer sich aufbäumen, sieht seinen Schmerz in ihr. Seine Angst. Und er weiß, dass er nicht bleiben kann. Dass er suchen muss, rennen, weg, nur weg. Aufhalten, was doch nicht aufzuhalten ist.
    Geh , hört er Leilanii in seinem Geist und stutzt, zeigt ihm doch ihr ganzes Wesen, dass es ein Frevel wäre, sie ausgerechnet nun allein zu lassen. Doch Leilanii ist nicht nur schön, sie ist klug. Sie weiß, was er tun muss. Vermutlich weiß sie das besser als er. Geh , wiederholt sie knapp, als koste der Gedanke allein sie schon alles, was sie noch an Überwindung und Selbstbeherrschung aufzubringen imstande ist. Geh und … und helfe, Turanor!
    Er nickt. Und springt.
    Binnen eines Sekundenbruchteils ist er in die Siedlung teleportiert, die Kamiors Ziel gewesen war. Von einem Moment auf den anderen hat er die Rohbauten des Regierungssitzes gegen die fast einzugsfertigen Wohnungen jenseits des Turanor-Berges eingetauscht. Und er sieht die Arbeiter taumeln. Sie sind wie getroffene Krieger, die noch nicht verstehen, dass der Kampf sie verwundet hat und sie eigentlich längst am Boden liegen sollten. Er fühlt wie sie, doch er muss weiter.
    Der nächste Gedankensprung bringt ihn in die Außenbereiche, jenseits der Baubegrenzung. Auch hier keine Spur. Auch hier nicht das, was er zu finden befürchtet, nicht wahrhaben will.
    Erst der vierte Sprung konfrontiert ihn mit der Wirklichkeit, die er doch längst so sicher spürt, als wäre sie ein Teil seines Körpers. Turanor steht mittlerweile auf dem Dach eines der unfertigen Wohnhäuser, einem mehrstöckigen Klotz aus Design und architektonischer Finesse. Und unter sich, wo sich Wand und Erdboden berühren, sieht er …
    Kamior. Den Leib verdreht, die Glieder in absurden, unmöglichen Winkeln von sich gestreckt. Zerschmettert. Das eigentlich so aristokratische Gesicht ähnelt einer zerbrochenen Puppe. Die einst so lebendigen, grünen Augen starr und

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