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Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)

Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Presse mag mich zum Buhmann abgestempelt haben, und sicher war nicht jede meiner Amtsentscheidungen stets für jeden nachvollziehbar – aber ich ging in diese Branche, weil ich der Erde dienen wollte. Sie voranbringen wollte. Da kann ich nicht tatenlos danebenstehen, während all das vor die Hunde geht. Ich bin Idealist, Taglieri, genau wie Sie.«
    »Und stur«, ergänzte Vincent leise und nickte.
    Mitchell sah ihn wissend an. »Sie haben keine Ahnung!«, brummte er nickend.
    Irgendetwas an dieser Bemerkung – und diesem Blick – versetzte Vince in Unruhe. Ein Verdacht schlich sich in seine Gedanken, der ihm ganz und gar nicht gefiel. »Mitchell, Sie werden doch nicht …«
    Konnte ein Blick breiter werden? So wie ein Grinsen? Mitchells tat es, just in diesem Moment.
    »Nein. Nein, Mitchell. Vergessen Sie’s.«
    Noch breiter. Kein Wort, keine Regung. Nur dieser Blick …
    »Himmel, Mann, verstehen Sie kein Solar?« Verflucht, warum war ihm, als müsse er sich hier verteidigen? Das war sein Zimmer, seine Einsiedelei. Mitchell sollte sich glücklich schätzen, dass er ihn überhaupt rein gelassen hatte. Vincent wollte allein sein, um in Ruhe seine Wunden zu pflegen. Er konnte Jasper nicht ausstehen. Hatte der Mann vergessen, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte?
    »Habe ich was verpasst? Ab welchem Kapitel sind wir plötzlich Freunde geworden? Sie wollten mir damals das Kommando über die STERNENFAUST verweigern.«
    »Neben all Ihren Schwächen wusste ich nicht, dass Sie auch noch nachtragend sind.«
    »Ich bin kein Politiker, Mitchell«, sagte Vince zornig. »Und ich will auch gar keiner sein. Es ödet mich an!«
    »Und wenn Cifaretto seinen Willen bekommt, wird auch Ihre Zeit als Weltraumforscher bald vorüber sein. Dann wird es noch öder.«
    Vincent schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist die Welt einfach reif für einen Cifaretto. Sie haben immerhin alles versucht und sind gescheitert.«
    »Mit Fakten? Bin ich gescheitert. Mit Dreck? Bin ich auch gescheitert. Aber was ist mit Größe?«
    Vince hob die Brauen.
    »Die Menschheit klammert sich an Cifarettos Rockzipfel, weil sie Angst hat und er dieser Angst eine Stimme gibt«, fuhr Mitchell fort. »Weil er die Wunden dieser Erde zu seinem Kernthema gemacht hat und somit am Puls der Zeit liegt. Er ist der Schäfer, die Menschheit seine Herde – dankbar darüber, nicht selbst nachdenken zu müssen.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Wir können den Menschen nicht ihren Schäfer wegnehmen. Je mehr wir ihn zu demontieren versuchen, umso mehr klammern sie sich an ihn. Aber was, wenn wir ihnen stattdessen einen besseren Schäfer geben. Jemanden, der nicht nur ihre Sorgen versteht – und thematisiert –, sondern auch ihre Fantasie anspricht, ihr Inspiration und Vorbild zugleich ist. Jemanden, der motiviert, nicht deprimiert.«
    Vincent sah auf das Glas in seinen Händen. Das Hypnohol war so klar wie destilliertes Wasser.
    »Denken Sie an alles, was war, seit Sie und die STERNENFAUST III erstmals von Vesta aufbrachen«, bat Jasper Mitchell leise, nachdenklich. »An die Wunder, die Sie da draußen sahen. Die Kontakte, die Sie pflegten. Den Fortschritt, den Sie miterleben durften. Den Sie mitermöglichten. Soll das alles umsonst gewesen sein?« Der ehemalige Vorsitzende hob das Glas an die Lippen und leerte es in einem Zug. »Sie sind das Vorbild, das die Menschheit braucht! Der Mann, der den Gegenentwurf zu Ralph Cifaretto darstellen kann.«
    Damit erhob er sich, trat zum Nahrungsverteiler und schenkte sich nach, als sei es das Selbstverständlichste überhaupt. »Steigen Sie wieder in den Ring, Admiral. Nicht für mich. Sondern für sich selbst. Für Sie und für die ganze, verfluchte Menschheit.«
     

Kapitel 4 – Die schlimmstmögliche Wendung
     
    Neso-Helemiiru, 13. November 2271
     
    Hätte man ihn im Nachhinein gebeten, den Tag zu beschreiben, Turanor von den Alendei hätte geschworen, es kommen gespürt zu haben. Wie eine Decke habe der Schmerz und die Verzweiflung über diesen Stunden gelegen, so hätte er gesagt, und jeder – wirklich jeder – sei sich ihrer bewusst gewesen.
    Doch niemand tat etwas. Weil niemand wusste, was zu tun war . Weil alle dachten, es sei ein Tag wie jeder andere und der Schmerz eine Begleiterscheinung der Veränderung, des Wandels. Etwas, das sich legen würde, mit der Zeit.
    Die Arbeiten gingen schneller voran als gehofft. Turanor stand vor dem, was einmal das zentrale Regierungsgebäude

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