Sternenfaust - 156 - Sol X (1 of 2)
laut.
Aus scheinbar dreißig Meter Höhe blickte Dana auf sowohl dunklere als auch hellere Haarschöpfe sich bewegender Wesen – Passanten! Die Perspektive erlaubte im Wesentlichen nur, ihnen von oben aufs Haupt zu schauen – wie sie aussahen, ließ sich nicht erkennen.
»Erstaunlich …«, sagte Dana leise.
»Energiemessungen, Commander Austen?«, fragte Mulcahy.
»Fehlanzeige, Captain. Offenbar hat die Tatsache, dass der Planet sich entblättert hat, nichts an seiner Abschirmung geändert.«
»Danke, Commander.«
»Lieutenant Sobritzky«, wandte sich Dana an die zierliche Französin mit der langen, braunen Haarmähne. »Versuchen Sie bitte erneut, die STERNENFAUST – sehr vorsichtig! – in einen etwas tieferen Orbit zu bringen.«
»Aye, Ma’am.« Die Navigatorin zog das über ihr angebrachte Ruder zu sich herunter. Der Steuerstand mochte einem Unbedarften ein wenig archaisch anmuten – was er aber keineswegs war. In dem Gestell waren zahlreiche Monitore und Sensortafeln untergebracht, die Sobritzky eine ganz konventionelle Kursprogrammierung erlaubten – der Navigationscomputer war eine verlässliche Größe. Dennoch besaßen die STERNENFAUST und ihr Schwesterschiff STARFIGHTER (und wohl bald auch die STARLIGHT II, die sich noch im Bau befand) über eine zusätzliche Handsteuerung, mit welcher hochbegabte Navigatoren – wozu Joelle Sobritzky zweifellos zählte – in brenzligen Situationen bewiesen hatten, der Computersteuerung überlegen zu sein.
Für die von Dana angeordnete Kursänderung war die Handsteuerung zwar in gar keiner Weise nötig, doch Lieutenant Sobritzky liebte es einfach, den 400 Meter langen, 150 Meter breiten und 75 Meter hohen Star Cruiser in die Hand zu nehmen .
»Zwecklos, Commodore«, sagte die Navigatorin jetzt. »Die Bremswirkung ist nach wie vor vorhanden, und das Schiff wird gleichzeitig weggedrückt – Sol X schüttelt uns ab.«
Niemand auf der Brücke hatte irgendetwas gespürt – die Absorber hielten die Fliehkräfte unter Kontrolle.
»Sie zeigen sich – aber sie lassen uns nicht zu ihnen«, sinnierte Mulcahy.
»Diese Fremden verfügen über eine uns überlegene Technik – wir wären nicht in der Lage, einen solchen Abwehr-Mantel um die Erde zu legen«, sagte Dana durchaus besorgt. Wenn sie das können, was können sie dann noch ? Jetzt erscheint es mir nicht mehr unwahrscheinlich, dass sie in der Lage sind, ihren Planeten tatsächlich zu steuern . Ich habe es im Gefühl, dass Sol X nicht durch einen natürlichen und uns unbekannten Vorgang hier erschienen ist. Wäre es undenkbar, dass diese Wesen ihren Planeten bewusst hierhin verfrachtet haben?
»Was ist das ?«, rief Commander Austen.
Das Bild auf dem Hauptmonitor verschwamm plötzlich – vom Boulevard war nichts mehr zu sehen. Die Darstellung wurde völlig unscharf, schien sich aber zu bewegen.
»Ein Flugobjekt in großer Höhe über der Planetenoberfläche«, vermutete der Erste Offizier. »Ist uns genau vor die Linse geraten. Moment – ich zoome heraus.« Alyawarry betätigte eine Sensortaste, und zwei Sekunden später blickte Dana auf ein hellgraues, an manchen Stellen das Sonnenlicht stark reflektierendes Quadrat. Es bewegte sich in großer Höhe über die nun wieder wie schraffiert wirkende Stadt, an deren Grenzen das Grün der Wälder zu sehen war.
»Wie sieht es mit einer optischen Vermessung aus, Commander Austen?«
»Das bekomme ich hin, Ma’am. Einen Moment, bitte – ich ziehe mir die optischen Data auf meine Konsole.«
»Das Objekt ist meines Erachtens nicht flach«, sagte Captain Mulcahy. »Sehen Sie die Kante ganz unten? Unsere Position bringt es mit sich, dass das Teleskop nicht völlig senkrecht auf das Objekt gerichtet ist – ich schätzte, es handelt sich um einen Würfel.«
»Sie haben recht, Captain!«, rief jetzt der Ortungsoffizier. »Das heißt – Sie haben fast recht. Die Berechnung zeigt, dass die oberen vier Ecken des Würfels abgestumpft sind, und wenn dies auch für die unteren vier Ecken gilt, haben wir es mit einem vierzehnflächigen Polyeder zu tun – dessen Kantenlänge im Übrigen 2000 Meter beträgt.«
Dana erstarrte. Langsam drehte sie ihren Kopf zu Mulcahy. Sie konnte in seinen Augen lesen, dass er ebenso wie sie begriffen hatte.
»Admiral Taglieri«, sagte er. »Mato Kin Wayat …«
Dana nickte.
*
Erde, Indira-Bergstrom-Spaceport New York, 1. Februar 2272
Alwin Hilleboe konnte nicht ruhig sitzen. Immer wieder blickte er sich um – in Angst
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