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Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma

Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma

Titel: Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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besonders schwer fiel.
    Völlig verschwitzt begab er sich in sein Quartier. Er spürte, wie sein Puls noch immer raste. Doch sein Körper war in eine angenehme Mischung aus Taubheit und Entspannung gehüllt.
    Aus dem Nahrungsspender holte er sich einen großen Becher. Das Wasser war mit Mineralstoffen angereichert, und langsam ließ er es seine Kehle hinunterlaufen. Danach schienen seine Wangen noch mehr zu glühen.
    Für einen kurzen Augenblick sah Cody auf die Kommode neben dem Eingang. Dort waren einige 3-D-Rahmen aufgestellt, in denen die Bilder permanent wechselten. Es waren Aufnahmen von Planeten, Sternenkonstellationen und Naturereignissen.
    Doch keine Menschen.
    Denn die Wahrheit war: In Codys Leben gab es niemanden, an den er erinnert werden wollte.
    Und dann lag da noch etwas. Etwas, das mit einer Zeit in seinem Leben verknüpft war, an die er ebenfalls nicht erinnert werden wollte. Von der es ihm manchmal sogar gelang, sich einzureden, es wäre nie geschehen.
    Hätte ihn jemand gefragt, weshalb er den Gegenstand überhaupt aufgehoben hatte, er hätte keine Antwort geben können. Vielleicht war es wirklich so, dass er sich damit selbst bestrafen wollte. Vielleicht brauchte er ihn, um sich nicht in der Illusion zu verlieren, diese Vergangenheit sei nur ein Traum gewesen.
    Das Objekt sah aus wie ein geometrisch geformter Kristall, nicht viel größer als ein antikes Centstück.
    Niemand außer ihm wusste, was es mit diesem Objekt auf sich hatte. Und niemand hatte ihn je danach gefragt.
    Während Cody spürte, wie ihm die Schweißperlen über die Schläfen rannen, über den Nacken perlten und vom Kinn tropften, betrachtete er wieder einmal das seltsame Relikt und horchte in sich hinein.
    Nichts. Er spürte wieder einmal nichts.
    Und genau das war so erholsam: ohne Furcht einen Blick auf dieses Relikt werfen zu können.
    Viele bewunderten Cody, weil er Nerven aus Stahl zu haben schien. Andere unterstellten ihm, gefühlskalt zu sein. Und ihnen gab er insgeheim recht. Wahrscheinlich hatte er keine Gefühle mehr. Sie waren ihm vor vielen Jahren erfolgreich abtrainiert worden.
    Und das Objekt, das hier auf der Kommode lag, hatte dabei eine zentrale Rolle gespielt.
     
    *
     
    Als das warme Wasser der Dusche von allen Seiten auf Codys Körper einprasselte, spürte er weiterhin kaum etwas, so taub fühlte sich sein Körper immer noch an.
    Langsam strich er mit beiden Händen über die kurzen Stoppelhaare seines Kopfs. Er konnte mit den Fingerspitzen ertasten, dass sie schon wieder ein wenig zu lang waren. Er würde später mit dem Laser-Trimmer darüber gehen und sie auf die exakte Länge von einem Millimeter zurechtstutzen.
    Dann berührte Cody das Sensorfeld am Rand der Duschzelle und schaltete auf eiskaltes Wasser um.
    Nach dem ersten Schock folgte erneut ein Gefühl von Taubheit; danach spürte er, wie sich die Blutzirkulation erhöhte und sein Puls beschleunigte.
    Ist es das, was du brauchst? , dachte er. Brauchst du das, um überhaupt noch etwas außer Schmerz zu fühlen?
    Cody schaltete den Wasserstrahl aus und strich sich mit beiden Händen über Gesicht und Kopf. Dann blinzelte er mit den Augen und tastete nach dem Badetuch, um sich abzutrocknen.
    Für einen Moment stand er nackt in der Nasszelle und sah in den Spiegel. Er wollte schon nach dem Laser-Trimmer greifen, als er es sich anders überlegte. Seine Haare konnte er auch am nächsten Tag noch schneiden.
    In zwei Wochen war sein 28. Geburtstag. Dann waren es genau vierzehn Jahre her, dass er seine Haare zum ersten Mal auf diese Weise gekürzt hatte.
    Und noch etwas ist dann genau vierzehn Jahre her , dachte er, ohne eine Miene zu verziehen. Etwas, das niemand an Bord dieses Schiffes auch nur ahnt.
    »Du siehst gut aus«, erklang eine Stimme hinter ihm und riss ihn aus seinen Gedanken.
    Cody wirbelte herum und erstarrte.
    »Wie sagt doch ein uraltes Sprichwort?«, begann der Mann, der vor ihm stand. »Ich glaube, es lautet: Ein Pfennig für deine Gedanken!«
    Der Mann, der dort vor ihm stand, war sein Vater, Joe Mulcahy.
    Ein Mann, der seit vierzehn Jahren tot war.
     
    *
     
    »Na!«, rief Joe Mulcahy. Cody hatte sich noch immer nicht bewegt. »Willst du gar nichts tun? Eindringlingsalarm geben? Sicherheitsleute herbeordern? Um Hilfe rufen?« Joe grinste. »Oder dir wenigstens was um die Hüften wickeln?«
    »Wer auch immer du bist, du bist nicht mein Vater«, antwortete Cody finster. Er regte sich nicht und ließ das fremde Wesen nicht aus den Augen.

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