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Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma

Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma

Titel: Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Dies konnte nicht sein Vater sein.
    Dieses Wesen sah exakt so aus wie Joe Mulcahy vor vierzehn Jahren. Wenn es sein Vater wäre, dann hätte er seitdem zumindest altern müssen.
    »Bist du eine außerirdische Lebensform?«, wollte Cody wissen. »Haben dich die Wanagi geschickt?«
    »Eins muss ich dir lassen, Cody«, wich Joe der Frage aus. »Du hast es weit gebracht. Und du hast offenbar Nerven.« Im Gegensatz zu Cody hatte Joe lange, gewellte Haare und trug einen schön gepflegten Bart. Er war noch keine fünfzig, aber seine Haut war faltig und wirkte ein wenig sonnengegerbt.
    Cody ging zum Waschbecken, wo sein Armband-Kom lag.
    »Was willst du jetzt tun?«, wollte Joe wissen. »Die Sicherheit rufen? Ihr sagen, dass sich dein Vater auf der STERNENFAUST befindet? Dass er aber nicht hier sein kann, weil dein guter Vater nämlich tot ist? Und warum er tot ist, das wissen wir beide doch ziemlich genau, nicht wahr?«
    Cody hielt in der Bewegung inne und drehte sich langsam um. Er versuchte, ruhig zu bleiben, doch seine Bauchmuskeln verkrampften unwillkürlich. »Ich weiß nicht, wovon du redest!«
    Joe grinste. »Es heißt, nichts erfordere so viel Selbstbeherrschung wie überzeugendes Lügen. Und ich stelle mit Freuden fest, dass meine Erziehung ein voller Erfolg war. Deine Selbstbeherrschung ist beispiellos.«
    »Deine Erziehung – dass ich nicht lache!«
    »Oh, ein Ausbruch von Emotionalität!« Joe kicherte. Dann hob er seine rechte Hand. »Du hast ihn also aufgehoben!«, stellte er erfreut fest und hielt den kleinen gläsernen Gegenstand zwischen Daumen und Zeigefinger in die Höhe. Es war das Objekt von der Kommode.
    Cody erstarrte.
    »Der kridanische Dolorator!«, fuhr das seinem Vater bis aufs Haar gleichende Wesen fort. »Ein wundervolles Gerät. Ich hoffe doch, zumindest heute ist dir klar, wie viel du uns beiden verdankst.«
    »Bilde dir nur nichts ein«, zischte Cody. »Nichts verdanke ich diesem Ding!« Er hatte nie jemandem von diesem Dolorator erzählt. Woher wusste der Fremde davon?
    Cody brauchte mehr Informationen. Er musste herausfinden, was dieses Wesen tatsächlich über ihn und seinen Vater wusste.
    »Oh, dann verdanke zumindest ich diesem Objekt etwas!« Joe warf es kurz in die Luft, fing es aber sicher wieder auf.
    »Ich hätte dieses Ding längst vernichten sollen«, sagte Cody leise.
    »Aber du hast es nicht getan. Weil du tief in deinem Inneren genau weißt, was du ihm alles verdankst.«
    »Und was sollte das bitte sein?«
    »Du verdankst ihm deine Selbstbeherrschung. Deine Leidensfähigkeit. Deine Konzentrationsgabe. All die Dinge, die deine kometenhafte Karriere ermöglichten.« Joe grinste. »Na, was ist? Willst du ihn nicht noch einmal anlegen? Wahrscheinlich bist du ein wenig aus der Übung. Andererseits bist du älter geworden. Bist du nicht auch neugierig, wie lange du den Dolorator heute ertragen kannst? Wie lange wird es wohl dauern, bis du zu schwitzen beginnst? Bis du zitterst? Bis du dich windest? Und bis du schließlich schreist und bettelst, der Schmerz möge aufhören! Und diesmal haben wir einen Bonus! Dein wundervoller bioneuraler Chip! Danach brauchst du den Dolorator gar nicht mehr. Du musst dich nur an dieses eine Mal erinnern!«
    »Ich habe dieses Folterinstrument nie gebraucht«, sagte Cody verächtlich. »Genauso wenig wie dich. Nichts von dem, was ich erreicht habe, verdanke ich dir. Den Dolorator habe ich aus nur einem einzigen Grund aufgehoben – um mich stets daran zu erinnern, dass das, was ich damals getan habe, das Richtige war.«
     
    *
     
    8. April 2258 (vor vierzehn Jahren)
     
    Es war 17.01 Uhr.
    Um 17.00 Uhr gab es das Abendessen. Wenn man zu früh kam, dann war das ein Zeichen von Ungeduld. Von Unbeherrschtheit. Das wurde mit besonders vielen Dolorator-Sekunden geahndet.
    Zehn Sekunden entsprachen der Startvorgabe. Zehn Sekunden mit dem Dolorator. Die tägliche Dosis. Die konnte man aushalten. Man musste nur unmerklich die Luft anhalten. Lautes Einatmen und Luft anhalten brachten zusätzliche Strafsekunden. Also musste man es unmerklich tun.
    Dann konnte man die brennenden Schmerzen aushalten, ohne zu schreien. Zehn Sekunden waren machbar, auch wenn dabei bereits der Kopf dunkelrot anlief. Denn sobald der Dolorator aktiviert wurde, fühlte es sich an, als bohrten sich überall glühende Messer in den Körper, als würde die Haut mit kochendem Öl übergossen.
    Der Schmerz des Dolorators war ein Schock, der so groß war, dass man zu Beginn nicht einmal

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