Sternenfaust - 166 - Invasionsstufe Zwei
wenig von dem einstigen Klang hatte.
Schuld daran war unter anderem Gerser Tamris, ein ehemaliger j’ebeemscher Offizier, der sich gerüchteweise irgendwo im Raum der J’erde herumtrieb, nachdem er sich wegen einer verlustreichen Schlacht gegen die Erdanaar davongestohlen hatte.
Seitdem stand der Name Gerser Tamris im Reich von Ebeem nicht mehr hoch im Kurs. Und jeder wusste, dass Stefoor einem Seitenzweig des Hohen Hauses Tasuvian angehörte und über mehrere Ecken mit Gerser verwandt war. Zumindest wusste es jeder auf Ebot-Mar.
Doch Stefoor war das egal. Er, das fühlte er, war zu Größerem bestimmt. Er würde den Kurs ändern, würde den Namen seiner Familie reinwaschen.
Der junge J’ebeem war noch keine vier Jahre alt. Doch heute war es ihm gelungen, einen fast fünfjährigen Studenten aus dem höheren Kolloquare beim Drachenringen zu besiegen. { * }
Und das war sicher nur der Anfang gewesen. Eines Tages würde Stefoor ein berühmter Drachenkämpfer in Ikendar sein, berühmter sogar als Rul Aktar selbst. { ** } Dann wären endlich auch sein Name und der Name seines Adelsgeschlechts reingewaschen.
Stefoor hatte die J’ebeem-Kolonie Ebot-Mar noch nie verlassen. Stets hieß es, dass Ebot-Mar tiefste Provinz sei. Niemand im Reich von Ebeem kennt Ebot-Mar! Das war es, was seine Großmutter bei jeder Gelegenheit betonte.
Dabei hatte die Kolonie vor beinahe fünf Jahren { *** } durchaus Berühmtheit erlangt. Damals war die Kolonie nämlich von einer Spezies mit dem Namen Morax angegriffen worden.
Danach hatte man die Verteidigungsanlagen des Planeten verstärkt. Der Raumhafen war erweitert worden, und im Orbit befand sich seitdem sogar ein j’ebeemscher Schlachtkreuzer.
Dabei ging es den Mächtigen von Ebeem gar nicht in erster Linie um die Kolonie und ihre Bewohner, sondern vor allem um die Aama-Pflanze, die auf dem Planeten aufgrund der einmaligen Lichtverhältnisse besonders gut gedieh. Aus den Blättern dieser Pflanze wurde ein wichtiges Narkotikum hergestellt. Und eine illegale Droge, die sich im j’ebeemschen Reich großer Beliebtheit erfreute.
Langsam tupfte sich Stefoor den Schweiß von der Haut und sah sich vorsichtig um.
Die anderen waren längst gegangen, er war allein in der Nasszelle. Auch im Umkleideraum daneben befand sich niemand.
Langsam schritt Stefoor zu seiner Sporttasche, berührte die Sensorschnalle und öffnete mit einem genetischen Finger-Scan ein kleines Seitenfach, das normalerweise für Wertgegenstände und Credit-Chips vorgesehen war. Dort befanden sich jedoch lediglich einige getrocknete Aama-Blätter, die Stefoor geschickt hervorpulte und mit geübtem Griff in einen Mulok-Halm stopfte, den er schließlich über die glatte Wand des Umkleideraums rieb.
Die speziell präparierte Spitze des Mulok-Halms begann sofort zu glühen und entzündete das Aama. Schnell hielt Stefoor das andere Ende des Halms an den Mund und saugte daran.
Sofort spürte er den heißen, kratzigen Qualm in seiner Kehle. Der Geschmack war bitter, und kurz darauf musste Stefoor ein Husten unterdrücken, was ihm nur mühsam gelang. Seine Augen wurden feucht, und er blinzelte verwirrt.
Stefoor wartete, solange er konnte, ehe er den grünlichen Rauch wieder ausatmete.
Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen, sodass er sich an der Umkleidebank festhalten musste.
Endlich breitete sich eine wohlige Wärme in seiner Brust aus, eine Wärme, die schließlich seinen ganzen Körper einhüllte.
Jetzt spürte er, wie die Anspannung des Kampfes von ihm abfiel. Mit noch immer geschlossenen Augen nahm Stefoor einen weiteren Zug und dachte erneut an Ebeem. Eines Tages würde er alles mit eigenen Augen sehen. Die Gärten von Ashkeran, die türkisgrünen Meere, die Fußgängerbrücken der auf riesigen Säulen gebauten, goldgelben Wolkenkratzer … und er würde in einer Kampfarena statt in einer Turnhalle stehen. Das Volk würde ihm zujubeln, wenn er seinen Gegner mit der Lanze aus dem Drachensattel stieß.
Plötzlich schrillte eine Alarmsirene los und riss Stefoor aus seinen Gedanken.
Schlagartig begann sein Herz zu rasen, und reflexartig verbarg er den Mulok-Halm, warf ihn schließlich zu Boden und drückte ihn mit der nackten Fußsohle aus, was natürlich keine gute Idee war. Als er den brennenden Schmerz spürte, fluchte er wie ein Drachenwärter.
Hastig wischte Stefoor sich den heißen Ruß von der Fußsohle, dann versuchte er, mit den Händen den Qualm zu vertreiben.
Allmählich siegte seine Vernunft
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