Sternenfaust - 166 - Invasionsstufe Zwei
Mulcahy hat der GalAb alle Informationen geliefert, die er hatte.«
»Was nicht viele waren.«
»Es waren nicht viele«, räumte Dana ein. »Das beweist nur, dass Captain Mulcahys Kontakte zu den sogenannten Rittern der GRAFSCHAFT nicht sehr eng sind.«
»Oder es beweist, dass er sie noch immer schützt. Woher wussten diese ›Ritter‹ denn überhaupt von dem Angriff der Kad’Chie?«
»Glauben Sie mir«, erwiderte Dana und lächelte nun zynisch, »das wüsste ich auch gerne.«
»Es heißt, die Ritter verfügen über eine Art Medium!«
»Zumindest laut Auskunft Captain Mulcahys«, räumte Dana ein. »Auch hier verweise ich auf meinen Bericht. Angeblich versorgt ein Medium namens Esau die Ritter mit Informationen über die Zukunft.«
»Lächerlich!«
Dana erwiderte darauf nichts. Sie hatte in den vergangenen Jahren zu viel erlebt, um noch irgendetwas ausschließen zu wollen. »Wie auch immer«, sagte sie nur. »Captain Mulcahy hat diesen Esau nie selbst gesehen. Und er weiß auch nicht, wo sich dieser Esau aufhält.«
»Wenn es diesen Esau überhaupt gibt!«
Dana nickte und lächelte betont gelangweilt.
Admiral Forrester verzog die Augenbrauen. »Ich werde mich noch eingehend mit Captain Mulcahy unterhalten. Er steht genauso wie Sie auf dem Prüfstand.«
Dana hatte nicht wieder Platz genommen. Admiral Forrester hätte ihr schon befehlen müssen, sich zu setzen. Inzwischen hielt sie die Arme verschränkt und sah auf die Admiralin hinunter.
»Das wäre vorerst alles, Commodore«, sagte Admiral Forrester schließlich, ohne Dana anzusehen. Offenbar war sie wieder in etwas auf ihrem e-Pad vertieft. Dann sah sie kurz hoch. »Ich benötige einen Raum zum Arbeiten.«
Dana nickte leicht. »Ihr Quartier wurde entsprechend ausgestattet.«
»Gibt es dort auch einen Zugang zu einer gesicherten HD-Direkt-Leitung?«
»Die Techniker sind noch dabei, die Zertifikationsmodule einzubauen. Sie müssten im Verlauf des Nachmittags fertig sein. Solange können Sie natürlich jederzeit meinen Bereitschaftsraum benutzen.«
Wieder hatte Dana den Eindruck, Admiral Forrester ließe sie absichtlich ein wenig auf eine Antwort warten. Schließlich sah die Admiralin erneut hoch, lächelte gönnerhaft und meinte: »Sehr schön! Dann werde ich das gleich tun.«
Dana machte mit der Hand eine einladende Geste. »Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. Ich bin solange auf der Kommandobrücke.«
Sie wartete nicht darauf, dass Admiral Forrester etwas erwiderte, und verließ den Raum.
*
Nachdem Admiral Forrester den Geheimcode eingegeben hatte, zeigte ihr eine Balkengrafik den Status der HD-Codierung an. Schließlich leuchtete ein grünes Freigabefeld auf. Sie tippte kurz mit dem Zeigefinger dagegen.
»Computer, Sicherheitszugriff Alpha-Tango-Eins, Autorisierung Admiral Mary Forrester, Zugriffscode Eins, Destruktions-Code Sieben-Drei-Drei! Umgehend den Delete-Prozess einleiten.«
»Höchste Priorisierungs-Stufe akzeptiert«, lautete die Antwort. »Daten werden umgehend gelöscht. Keine interne Aufzeichnung. Blackbox-Umgehung autorisiert.«
»Mary, wie geht’s«, ertönte eine mechanische Stimme.
»Was für eine ungewohnte Frage.«
»Soll ich dich etwa nach deinem Alter fragen?«
»Der alte Scherz mit den 4,6 Milliarden Jahren …«, antwortete Mary, während sie sich im kahlen Bereitschaftsraum in der Hoffnung umsah, irgendetwas Persönliches zu finden, das ihr mehr über die Person Dana Frost verriet. »Der hatte schon bei den Rittern einen Bart.«
»Wie verlief das Gespräch?«, wollte der Fremde wissen.
»Erwartungsgemäß«, antwortete Mary gelangweilt. »Dana Frost deckt ihren Wunderknaben.«
»Wunderknaben? Du meinst doch nicht etwa Cody Mulcahy.«
»Er wurde immerhin Captain im Alter von 27 Jahren.«
»Lächerlich! Du weißt genau, dass ich in diesem Alter schon Admiral war.«
»Nun übertreib mal nicht, du warst 28. Und du hattest damals ein klein wenig Hilfe vom Kastellan. Schade nur, dass sein Nachfolger keine so hohe Meinung von dir hatte.«
»Erzähl mir lieber was Neues. Was weiß Dana Frost über uns?«
»Über uns?«, antwortete Mary und verdrehte die Augen. »Gar nichts. Und über die Ritter weiß sie auch nicht viel. Und ich fürchte fast, Mister Speicherchip wird uns auch nicht weiterhelfen. Aber ich werde ihn mir schon noch vorknöpfen.«
»Tu das!«, kam die Antwort. »Er ist unsere einzige Spur.«
*
J’ebeem-Kolonie Ebot-Mar, 9. Auethn’menkha im Jahre 524 nach der Stummen Zeit
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