Sternenfaust - 167 - Tag der Vergeltung
ist.
»Sagen Sie mir, Kommandantin Frost, glauben Sie an Gott?«, wollte er wissen. »Ich habe schon einige Menschen kennengelernt, aber der Glaube war in jedem von ihnen sehr unterschiedlich ausgeprägt.« Wobei die meisten am Ende doch an IHN glaubten, sogar zu ihm beteten, bevor ich sie durch einen Kopfschuss richtete. Also antworte mir, Kommandantin. Später muss es vielleicht schnell gehen, dann kann ich die Frage nicht mehr stellen.
»Der Glaube ist bei uns Menschen etwas Privates«, erwiderte die Eierlegerin. »Wir sprechen meist nicht darüber.«
Bald wirst du mir antworten müssen. »Natürlich. Verzeihen Sie mir die Unhöflichkeit. Menschliche Sitten und Gebräuche sind für uns oft nur schwer nachzuvollziehen.«
»Da ergeht es uns nicht anders«, erwiderte die Kommandantin. »Ich werde nun versuchen, eine Verbindung nach Kridania herstellen zu lassen. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie benötigen. Danach können zwei Marines Sie in ein Quartier bringen.«
Ein Vibrieren ging durch das Schiff. Die Schnabellose sah verwirrt auf.
»Brücke an Commodore Frost«, ertönte es kurz darauf aus den Lautsprechern.
Ihre Stimmen , dachte Sirun-Tar, klingen durch die Übersetzungsmatrix so leer und hohl, wie es ihre Seelen längst sind. Warum nur endete der Heilige Krieg?
»Hier Frost. Was ist passiert, Lieutenant Dvorak?«
»Es tut mir leid, Ma’am, es kam zu einem Vorfall mit einem unserer Gäste.« Trotz des Translators konnte Sirun-Tar die Veränderung in der Tonlage der Stimme heraushören.
»Und unter einem Vorfall habe ich mir was genau vorzustellen?« Die Kommandantin blickte zu ihm, ihre Mimik war nur schwer zu lesen.
»Der Kridan, der unserem Techniker bei der Untersuchung des Shuttles geholfen hat, hat sich gerade in die Luft gesprengt«, erklärte ihr Gesprächspartner. »Ein Großteil von Frachtraum 1-4 sowie vier angrenzende Quartiere wurden zerstört. Die Reparaturmannschaft ist vor Ort und riegelt die Gebiete ab. Gleichzeitig hat sich das Shuttle unserer Besucher vernichtet, wodurch wir den Shuttlehangar verloren haben. Die Techniker vermuten eine gezielte Manipulation, da beide Vorkommnisse simultan erfolgten.«
Die Inkompetenz des Einzelnen ist ein Zeichen für die Schwäche der Gesellschaft , dachte Sirun-Tar. Es war unfassbar. Die Kommandantin hätte ihrem Kommunikationsoffizier mitteilen müssen, dass ich mich gerade bei ihr befinde. Dann hätte er wohl nicht so offen gesprochen. Vermutlich wäre ich bereits umstellt. Aber so …
»Sicherheit in meinen Bereitschaftsraum«, befahl die Eierlegerin und zog einen Nadler, den sie auf ihn richtete.
Dafür ist es jetzt zu spät , dachte er. Sein Gefieder erzitterte in Vorfreude.
»Wenn Sie diese Waffe auf mich abfeuern, werde ich genauso explodieren wie der tapfere Krieger, der gerade sein Leben geopfert hat, um der großen Sache zu dienen.«
»Wir haben Sie als Freunde willkommen geheißen, soll das der Dank sein?«
Sirun-Tar aktivierte über den Impulsgeber seine Prothese. Ein kurzer Schmerz zuckte durch seinen rechten Arm, dann klappte ein Graser daraus hervor. Er trat direkt vor die Kommandantin und richtete die Waffe auf ihre Stirn.
»Vermutlich habe ich Ihnen nicht deutlich genug gemacht, wie wichtig diese Pilgerreise für uns ist. Lassen Sie mich diesen Fehler wieder gut machen.« Voller Vorfreude rieb er seine Schnabelhälften aufeinander.
Die Tür teilte sich, und zwei Sicherheitskräfte stürmten in den Bereitschaftsraum.
»Lassen Sie mich Ihnen zeigen, wie bedeutend diese Reise für uns ist.«
*
Dana verfluchte sich für ihren Leichtsinn. Sie hatte in Sirun-Tar keine Gefahr gesehen. Der Kridan hatte sie mit seiner Freundlichkeit eingelullt, und sie hatte geglaubt, dass er unbewaffnet war. Ein Kridan, der erkannt hatte, dass er auf die Hilfe der Menschen angewiesen war.
Und jetzt starrte sie in die Öffnung seines Grasers.
Die Marines gingen rückwärts durch die geöffnete Tür, direkt auf die Brücke. Commander Wynford keuchte auf. Commander Austen sah so aus, als wollte er gleich losstürmen.
Wenigstens etwas , dachte Dana. Er wird von außerhalb entsprechende Maßnahmen ergreifen.
»Ihre Leute sollten die Waffen zu Boden fallen lassen. Dann holen Sie zwei meiner Männer hierher.«
Dana nickte Marine Vorhof zu, der daraufhin das Gesicht verzog, mit sich kämpfte, aber schlussendlich den Nadler wegsteckte. Mit einem letzten, beschwörenden Blick zu seinem Kollegen verließ er die Brücke. Auch der
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