Sternenfaust - 167 - Tag der Vergeltung
Daten ist das System unbewohnt. Es liegt außerhalb der Solaren Welten und auch außerhalb des kridanischen Raums.«
Dana schüttelte den Kopf. Was hatten die Kridan vor? Auf jeden Fall keine Pilgerfahrt , dachte sie.
Die blicklosen Augen Lieutenant Dvoraks schienen Dana zu durchbohren und eine lautlose Frage zu stellen: warum ich?
*
Die Eierlegerin blickte auf ihren toten Untergebenen. Sie rührte sich nicht. Der Kommunikationsoffizier war nur noch eine leere Hülle. Sirun-Tar empfand kein Mitleid. Der Tod eines Ungläubigen hatte ihn in der Vergangenheit nie gekümmert, und er tat es auch jetzt nicht. Es würden in den nächsten Stunden noch weitaus mehr Offiziere sterben – bevor der Tag der Vergeltung endete.
Es ist bedauerlich, dass die Mimik der Menschen so schwer zu deuten ist , dachte er. Hätten sie Schnäbel, wäre das deutlich einfacher.
»Sie bedauern seinen Tod, Kommandantin Frost.« Er musste ihr die Ausweglosigkeit vor Augen führen, erst dann hatte er gewonnen.
Die Eierlegerin erhob sich langsam, fixierte ihn mit ihren eng beieinanderliegenden Augen und ballte ihre Hände. Er benötigte keinen Interpreter, um in ihr zu lesen. Eine Aura der Wut umwölkte sie. »Natürlich bedaure ich seinen Tod!«, sagte sie. »Jedes verlorene Leben ist bedauerlich. Zudem war Ihre kleine Demonstration völlig sinnlos.«
Sirun-Tar machte sein Amüsement durch ein Aufeinanderreiben seiner Schnabelhälften deutlich. Die anderen Kridan verstanden, die Menschen natürlich nicht. »Im Gegenteil, sie war sogar absolut notwendig. Ich mag nicht Ihrer Art angehören, doch dass Sie nicht aufgeben, verstehe ich durchaus.«
»Erwarten Sie, dass wir uns ruhig in eine Ecke stellen und warten, bis Ihre Geiselnahme vorbei ist?«
»In der Tat«, erwiderte er. »Vor Ihnen am Boden liegt der Beweis meiner Entschlossenheit. Sie werden Ihre Leute nun anweisen, meine Tanjaj zu befreien – alle. Danach wird sich die Crew dieses Schiffes – die Brückenbesatzung natürlich ausgenommen – in einen der Frachträume begeben.« Sirun-Tar ließ seine Forderung wirken. Die Eierlegerin schwieg. »Sollten meine Bedingungen nicht ausnahmslos erfüllt werden, wird alle fünf Minuten Ihrer Zeit einer meiner Männer eine Geisel ermorden. Sobald einer meiner Männer das Bewusstsein verliert, wird umgehend der Zündmechanismus in Gang gesetzt. Dann werden sich unsere Körper in Bomben verwandeln, welche dieses Schiff vernichten werden.«
»Ich habe verstanden.« Die Eierlegerin ballte nicht länger ihre Fäuste.
»Ich hoffe, sie verstehen wirklich«, bekräftigte er. »Eine weitere Vorwarnung wird es nicht geben. Keine Verhandlungen, keine Kompromisse.«
»Ich habe verstanden«, antwortete die Menschenfrau. Ihre wahre Stimme, immer hinter der Übersetzung des Translators zu vernehmen, wirkte kantig und abgehackt.
Sirun-Tar hob seine rechte Kralle. »Dann geben Sie die Befehle.«
»Ich werde mir zunächst die Aufzeichnungen der Explosion ansehen.« Die Kommandantin wandte sich um.
»Was versprechen Sie sich davon?«, wollte er wissen. »Sie können es nicht ungeschehen machen.«
Sie blieb stehen. »Die Aufzeichnungen werden mir verraten, welche Offiziere durch Ihre Hand gestorben sind«, erklärte die Eierlegerin.
Als Sirun-Tar schwieg, ging sie zu einer der Konsolen. Ihre Finger huschten über die Bedienfelder. Kurz darauf lief die Aufzeichnung ab. Er konnte keine Details wahrnehmen, allerdings hielt sich sein Interesse auch in Grenzen. Vermutlich wird sie einen Trick versuchen. Wenn Sie diese Prüfung nicht bestehen, Kommandantin Frost, endet ein weiteres Leben.
Sirun-Tar ließ seinen Blick über die Brücke wandern. Wen sollte er bestrafen, falls die Kommandantin einen Trick versuchte? Die zierliche Navigatorin schied aus. Das Ziel war zu wichtig, als dass er einen zweitklassigen Ersatznavigator ans Steuer lassen wollte.
Dann gab es die Eierlegerin, die an der Waffenkonsole platzgenommen hatte. Sie war eindeutig älter als die übrigen Frauen auf der Brücke. Auf Sirun-Tar machte sie einen sphärischen, fast erhabenen Eindruck. Entstammte sie möglicherweise einem adeligen Geschlecht? Die grünen Haare hoben sie aus der Menge hervor. Vermutlich nicht der beste Tag für Extravaganz.
Trotzdem benötigte er auch die Waffen des Schiffes, damit schied sie ebenfalls aus.
Der rote Lockenkopf war jung. Sein Blick huschte ständig taxierend umher. Vermutlich ging am ehesten von ihm Gefahr aus. Zudem war die Ortungskonsole leicht
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