Sternenfaust - 168 - Die Sphären der Kad'Chie (1 of 2)
unvorstellbarer Geschwindigkeit schossen die winzigen Trümmer der Sichelschiffe auf die KAERU zu. Das orangefarbene Feuer des Rings wurde im Sekundenbruchteil fahl und verschwand.
Die Partikel der Sichelraumer jagten als ein verrückt gewordenes Konfetti-Monster weiter auf die KAERU zu und hüllten sie schließlich in ein trommelndes Feuerwerk. Der Monitor zersprang mit lautem Knall in Abermillionen Teile, und Gandaaro verlor das Bewusstsein.
*
S.C.S.C. STERNENFAUST, im HD-Raum, 15. Oktober 2272
Izanagi spürte die Sorge von Turanor vor allem durch die mentale Abwesenheit des anderen. Dem Alendei schienen viele Gedanken durch den Kopf zu gehen, die er nach außen hin abschirmte.
»Turanor« , dachte Izanagi. Wenn Izanagi mit dem Alendei sprach, war es stets ein lautes, mentales »Rufen«. » Turanor, ich weiß, du sorgst dich um dein Volk.« Wieder einmal , ging es Izanagi durch den Kopf, und für einen Moment erschrak er, weil er sich nicht sicher war, ob Turanor diesen Gedanken ebenfalls »gehört« hatte.
Izanagi öffnete kurz die Augen und sah, dass Turanor nickte. Dies war eine Geste, die es auch unter den Alendei gab und die auch dort als Zustimmung galt.
»Doch ich spüre noch etwas« , setzte Izanagi nach. »Ich spüre, dass du vor mir etwas verbirgst. Schon vor der Katastrophe auf Helemaiu fühlte ich, dass dich etwas beschäftigt.«
»Da ist nichts« , empfing Izanagi nach einer kurzen Zeit von dem Alendei.
»Vielleicht ist jetzt auch nicht der richtige Zeitpunkt« , erwiderte Izanagi. Er fragte sich, ob Turanor lieber allein sein wollte, und erhob sich, um den Raum zu verlassen.
»Das ist nicht mein Wunsch« , hörte Izanagi die mentale Stimme des Alendei in seinen Gedanken. Der ehemalige Christophorer-Mönch erschrak.
»Dein Wunsch?« , fragte er etwas irritiert nach, doch er wusste längst, wovon der Alendei sprach.
»Alleinsein« , erwiderte Turanor. »Es ist nicht mein Wunsch!«
Izanagi glaubte, im Gesicht ein wenig rot anzulaufen. Turanor hatte also diesen unbewussten Gedanken empfangen. Das bedeutete, dass er auch solche Überlegungen empfing, die unbedacht waren.
Izanagi fühlte sich plötzlich ein wenig schutzlos. So, als habe er mit einem Mal jegliche Privatsphäre verloren. »Es ist vielmehr das Problem« , hörte Izanagi weiter und konzentrierte sich wieder auf Turanor.
»Problem?« , hakte Izanagi nach.
»Das Alleinsein!«
»Du meinst das mentale Kollektiv der Alendei. Ich dachte, du hättest regelmäßig Kontakt zu deinem Volk.«
»Ja!« , bestätigte Turanor. »Kontakt genug, um eine mentale Erkrankung auszuschließen. Aber auf das Nötigste beschränkt.«
Izanagi nickte mitleidsvoll. »Die Alendei haben doch keinen Grund, dir nur das Nötigste an mentaler Gemeinschaft zuzugestehen.«
»Du verstehst nicht ganz, Izanagi« , kam die Antwort. »Nicht die Alendei üben sich in dieser Beschränkung. Ich tue es.«
»Warum?« , fragte Izanagi nach, dabei ahnte er bereits die Antwort.
»Es schmerzt zu sehr« , gab Turanor zu. Mehr sagte er nicht. Das war auch nicht notwendig. Turanor hatte Kangaara verloren. Er machte sich noch immer für viel Leid verantwortlich. Und er fühlte sich schuldig, weil er am Ende nicht mehr die Kraft besessen hatte, das Volk der Alendei anzuführen.
Izanagi kannte Turanor genug, um zu wissen, dass dies wahrscheinlich der wichtigste Grund war, weshalb er vor einigen Monaten Yonar die Herrschaft über die Alendei überlassen hatte.
Natürlich hatte er es auch getan, um Frieden unter dem Volk der Alendei herzustellen. Aber vor allem deshalb, weil Turanor bei Yonar eine Kraft und Entschlossenheit gespürt hatte, die ihn selbst verlassen hatte.
Und nun sah Izanagi das Dilemma von Turanor. Ihn schmerzte der Kontakt zu den Alendei. Zugleich schmerzte ihn die selbst auferlegte, mentale Einsamkeit.
»Kann ich irgendwie helfen?« , fragte Izanagi. Wieder nur Schweigen. Mentale Stille. »Turanor?« , hakte Izanagi nach.
»Du bist inzwischen mein mentaler Anker zur Menschheit, Izanagi« , kam schließlich ein fast zögerlicher Gedanke. »Doch vom Rest bin ich abgeschnitten. Der mentale Kontakt ist zu dünn, als dass er mir als Brücke zur Menschheit dienen könnte.«
Izanagi verstand, doch er wusste noch immer nicht, worauf Turanor hinaus wollte. »Gibt es eine Möglichkeit, diese mentale Brücke zu verstärken?«
»Ja« , erklang die Antwort. Sie hatte ungewöhnlich leise geklungen. »Die Hakaamya upo.«
Izanagi war für einen Moment
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