Sternenfaust - 169 - Hakaamya upo (2 of 2)
verkehrt, und manchmal ist mir, als ob die Zeiten enden.«
Turanor machte zwei langsame Schritte zur Liege an der linken Kabinenwand und ließ sich auf der Kante nieder.
Kangaara setzte sich auf die Liege an der gegenüberliegenden Wand. »Siehst du, Turanor, wie tugendsam wir sind? Jeder hat sein eigenes Lager!« Und Kangaara ließ einen heiteren Impuls mit ihren Gedanken fließen.
»Ja«, röchelte Turanor mit seiner akustischen Stimme, und Kangaara zuckte zusammen.
»Turanor! Du erschrickst mich zu Tode!«
»Verzeih, Kangaara. Izanagi hat mir dies vermacht, bei jener halb geglückten Hakaamya upo.«
»So kann ich nur hoffen, dass Izanagi Edleres von dir als du von ihm bekamst.«
Turanor verzog die Lippen und musste erneut feststellen, wie ihn Kangaara irritiert und auch ein wenig entsetzt ansah. Sofort entspannte er seine Gesichtsmuskeln wieder.
»Die Gaianii nennen es Lächeln« , erklärte er seiner Freundin telepathisch.
»Aber ich schätze, ich verzichte besser darauf.«
*
Yonar war fasziniert – bei allem Schmerz und aller Angst, die er empfand, wenn er an die fatale Situation seines Volkes dachte. Zum ersten Mal in seinem Leben befand er sich in einem Kristallschiff der Basrul, und zwar in der Zentrale, wie es den Anschein hatte.
Yonar war nicht etwa in den perfekt kugelförmigen Raum teleportiert, sondern von einem Transportfeld der Basrul hierher geschafft worden. Völlig ungewohnt für ihn war, dass der Schwerkraftvektor exakt auf ihn ausgerichtet war, sodass er über die Innenwandung dieser etwa vierzig Meter durchmessenden Kugel gehen konnte, ohne in seinem Gefühl für Oben und Unten irritiert zu werden: Seine Füße befanden sich stets auf dem Boden, gleichgültig, wie weit er auch der Krümmung der Innenwand folgte. { * } Und dieser Boden war nahtlos mit fremdartigen Anzeigen, Kontrollleuchten und Geräten übersät, mit Ausnahme jener Stellen, an denen Gänge sternförmig von der Zentralkugel wegführten. Erstaunt hatte Yonar festgestellt, dass er problemlos über die scheinbar hervorstehenden Paneele und Gerätschaften hinwegschreiten konnte, da sie offenbar nur halbmateriell waren und an holografische Projektionen erinnerten.
Das Auffälligste in diesem durch grünliches Licht erhellten Raum war eine makellose Kugel von etwa zehn Metern Durchmesser, die im exakten Zentrum der Zentrale schwebte. Sie irisierte in allen Farben und schien aus demselben kristallinen Material wie die Außenhülle des Schiffes gefertigt zu sein. Ein etwa ballgroßer Trabant, der ebenso sehr funkelte und glitzerte wie die Kugel, umlief sie in einer langsamen Kreisbewegung, und es hatte einige Momente gedauert, bis Yonar begriffen hatte, dass es sich bei diesem Trabanten, der ebenso unwirklich wie die Gerätschaften erschien, um Meehrenbargher handelte. Die Basrul vermochten es offenbar, sich als beliebige Projektionsgestalt zu zeigen, und einmal mehr fragte sich Yonar, ob die Basrul nicht vielleicht doch eine Kollektivintelligenz waren, sodass individuelle Basrul wie Meehrenbargher, Sirkal und Groyalaaru nichts anderes als Aspekte dieses Kollektivwesens waren.
Gleichgültig, wo sich Yonar in der Zentrale befand, er musste immer nach oben sehen, um die Kugel und ihren Meehrenbargher-Trabanten in den Blick zu bekommen. Der Basrul hatte die Zentrale mit Luft geflutet und beheizt, um Yonar den Aufenthalt ohne Raumanzug zu ermöglichen.
Der Flug durch den Überraum wurde auf einem riesigen, konkaven Monitor abgebildet, dessen Unterkante sich im Augenblick zwanzig Winkelgrade von Yonar entfernt befand. Er reichte so hoch, dass sein oberer Teil partiell von Zentralkugel verdeckt wurde. Die überraumtypischen Verzerrungen zeigten sich als farbige Schlieren und graue, wolkenähnliche Phänomene.
»Ich muss gestehen, dass ich beeindruckt von diesem Schiff bin« , ließ sich Yonar telepathisch vernehmen.
»Es ist ein bionisches Schiff mit rudimentärem Eigenbewusstsein« , erklärte Meehrenbargher, und Yonar hatte den Eindruck, dass der kleine Trabant der Zentralkugel, den der Basrul zu seiner optischen Präsenz gemacht hatte, kurz aufleuchtete. »Es besitzt neben elektronischen Komponenten wie dem Zentralrechner« , fuhr Meehrenbargher fort, » einen hohen Anteil an biologischem Zellplasma und eine Vielzahl an vollorganischen Nervensträngen.«
»Wir Alendei hatten einst auch bionische Schiffe. Doch es gab zu viele Probleme mit ihnen, sodass wir schließlich auf eine halbbionische Bauweise
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