Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan
recht?«
»Ich wusste, dass wir uns verstehen würden.« Satren-Nors Augen leuchteten auf. »Wenn die herrschenden Kridan mich wollen, kann ich doch unmöglich Nein sagen.«
»Ist das nicht nur reines Wunschdenken?«
»Wir können es schaffen, denn ich habe mächtige Verbündete, die mir helfen werden: Kassil-Nur, der seinen Nachfolger jederzeit in die Tasche steckt. Gastan-Zor, den Flottenkommandanten von Sagunta. Und nicht zuletzt …« Seine Stimme wurde schwächer. Den letzten Namen flüsterte er nur, sodass Dana schon glaubte, sich verhört zu haben. Doch dann erläuterte ihr der Priester den Rest seines Plans.
Als sie begriffen hatte, was Satren-Nor da sagte, schüttelte Dana den Kopf. »Das ist Wahnsinn!« Sie überlegte kurz. »Ich werde mich sofort mit der Regierung der Erde absprechen. Ich kann Ihnen zwar nichts versprechen, aber ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«
*
Bolpor-Hauptquartier Kridania, 25. Karun-Hel im Jahr 11563 Marton-Sar (entspricht dem 29. Oktober 2272 irdischer Zeitrechnung)
»Hinaus!« Kiran-Dun scheuchte Nari-Ta, die ihm eine Tasse Gelbwurm-Brühe gebracht hatte, aus dem Raum. Die Eierlegerin besaß zwar eine Freigabe der Stufe zwei, aber Kiran-Dun wollte trotzdem nicht, dass sie sah, womit er sich gerade beschäftigte. Nachdem sich das Schott hinter ihr geschlossen hatte, schaltete der Geheimdienstchef die Überwachungsmonitore wieder ein. Nacheinander nahmen die Bildschirme, die wie runde Spiegel beschaffen waren und drei der vier Wände abdeckten, ihre Tätigkeit auf.
Kiran-Dun machte es sich, so weit es ging, auf seinem Lehnbrett bequem. Der Großteil der Displays zeigte Lokalitäten, vor allem Plätze und Lokale, von denen der Geheimdienst wusste, dass sie in der Vergangenheit von Feinden des Kridanischen Imperiums verwendet worden waren. Dazu gehörte die Spelunke, in der die Verschwörer rund um Satren-Nor bei einem konspirativen Treffen den Sturz des Raisa geplant hatten. Und auch das Haus am Stadtrand von Matlanor, in dem gedungene Spione ihren Zwischenraum-Sender versteckt hatten, um die Apri über den günstigsten Zeitpunkt für die Invasion zu informieren. Allein beim Gedanken an dieses Verbrecherpack stellten sich Kiran-Duns Halsfedern auf.
Er verstand nicht, wie Satren-Nor und Kassil-Nur dem Geheimdienstapparat hatten entkommen können, und noch weniger, dass sie seither wie vom Sandboden verschluckt waren. Obwohl der Bolpor jedwede Netzwerkkommunikation überwachte, jede versendete Textnachricht und Milliarden Bilder und Videos nach Stichworten und optischen Mustern durchkämmte, blieben die Erfolge aus.
Am liebsten hätte er die Abtrünnigen in ein Gefängnislager gesteckt, oder – noch besser – ihnen so lange Klauenglied um Klauenglied abgetrennt, bis sie ihrem unheilvollen Treiben abschworen. Aber dazu musste er sie erst finden. Bisher hatten die Suchalgorithmen, die nach den bionischen Merkmalen der beiden fahndeten, keine Treffer erzielt. Nur unbedeutende Staubschlucker, die mit ihnen offen sympathisierten, hatten sich im Netz des Bolpor verfangen, aber auch sie konnten ihm beim besten Willen nicht sagen, wo sich die Verschwörer aufhielten.
Beim besten Willen … Kiran-Dun verzog den Schnabel und stieß einen verächtlichen Laut aus. Über einen eigenen Willen hatte zu diesem Zeitpunkt keiner der Gefangenen mehr verfügt. Umso mehr hatte es ihn enttäuscht, dass sie keine Hilfe bei der Suche waren.
Kiran-Dun blickte auf die Plätze von Matlanor. Ein Jahr nach dem verheerenden Angriff der Apri waren sie noch immer von Narben des damaligen Beschusses übersät.
Nur der Palast ragte inzwischen makellos in den glutroten Himmel. Die Schäden an den oberirdischen Stockwerken waren in den Wochen nach dem Abzug der Apri als erstes beseitigt worden, obwohl dafür Tausende von Spezialisten aus dem gesamten Imperium rekrutiert werden mussten. Dafür zog sich der Wiederaufbau in den Außenbezirken hin. Die Wohnungsnot in den dortigen zerbombten Großsiedlungen nährte den Unmut in der Bevölkerung und trieb sie in die Klauen dieses verfluchten Friedenspredigers, der ihnen doch nur Parasiten aufschwatzte.
Wenigstens war das Nationale Foltermuseum schon wieder aufgebaut worden, wo er sich so manche Anregung für seine berufliche Laufbahn geholt hatte. Es erhob sich zwischen dem Turm der Krieger, dem Hauptquartier des Geheimdienstes und dem Palast des Friedens wie ein überdimensionales Ei mit seitlichen Stützpfeilern. Wenn er nur an die
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