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Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan

Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan

Titel: Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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seine Erinnerung einen Namen an die Oberfläche. Einen Namen, der vom einen Gott zu ewiger Verdammnis verurteilt worden war.
    Sun-Tarin.
    Wer war er? Was wollte er? Wieder zerrannen seine Gedanken.
     
    *
     
    Als er das nächste Mal wach wurde, war es dunkel. Er korrigierte sich: nicht dunkel. Es war Nacht, und eine graue Scheibe warf ein düsteres Licht auf ihn. Was war das?
    Ein Gedanke drängte an die Oberfläche. Die Scheibe war in Wirklichkeit eine Kugel. Viele Kugeln, metallene Gebilde mit Spitzen an ihren Polen, Hunderte von ihnen, nein Tausende zwischen weißen Nebelgestalten, die vor seinen Augen aufglühten und zerplatzten, bis die Schwärze auch die letzten leuchtenden Punkte auffraß. So viele Leben …
    Und dann fraß die Finsternis auch ihn.
    Ihn? Ihm? Seiner? Er?
    Ich?
    Er wusste es nicht. Er wollte nur sein Leben zurück. Ein Leben, das ihm ein anderer gestohlen hatte. Aber wer?
    Etwas Blaues manifestierte sich vor seinem inneren Auge, nein, nicht etwas, sondern jemand. Eine Gestalt mit einem seltsam dürren Hals und grauen Augen, die ihn aus der Ferne gütig ansahen.
    Seine Nieren brannten wie im Kampf. Das war kein gütiger Hirte, das war der Frevler, der an seinem jetzigen Zustand Schuld trug. Wer war der andere? Je schärfer er ihn mit seinen Augen fixierte, desto weiter entfernte sich der Fremde, desto unschärfer wurde sein Gesicht. Seine Kleidung – war sie überhaupt blau? Elektroschocks zuckten durch sein Hirn, rösteten die Nervenbahnen bis in die Spitzen seiner Krallen, kochten jede Muskelfaser seines Körpers.
    Die Nacht spülte ihn fort.
     
    *
     
    Satren-Nor schreckte aus seinem Traum auf. Sie waren in Sicherheit.
    Sie – das waren er, Kassil-Nur und eine Handvoll Getreuer, die vor dem langen Arm des kridanischen Gesetzes auf das Frachtschiff GOTTESLOHN hatten fliehen können.
    Sie – das war nicht Resan-Tar, der Mar-Tanjaj, der sich für ihre Sache geopfert hatte.
    Sie – das waren nicht Sun-Tarins Schwester Lera-Taris, Kassil-Nurs Tochter Maha-Fa, Kasir-Jen, Yres-Lato und die anderen, die auf dem Opferstein am Platz des Blutes für ihren Frevel mit dem Fachor-Beil geköpft worden waren.
    Sie – das war auch nicht Sun-Tarin, der langsam in einem Block aus Merak-Gas auf dem Platz des Blutes versteinerte.
    Satren-Nor seufzte. Gemeinsam hatten sie den Tod von Seran-Pakor, dem Raisa, beschlossen, den ein Parasit der Alendei zu einer wahnsinnigen Kriegsmarionette gemacht hatte. Aber alles, was schiefgehen konnte, war schiefgegangen. Wie hätte er auch ahnen können, dass der Raisa über einen tragbaren Schutzschild verfügte und so das Attentat auf ihn überleben konnte? { * } Womit hatte er verdient, dass Gott ihm eine so schwere Prüfung schickte?
    Satren-Nor zuckte zusammen. Der Schmerz bohrte sich wie glühende Darantit-Nägel in seine Nieren, dass er fast ohnmächtig wurde. Ging es mit ihm zu Ende oder sandte ihm Gott ein Zeichen, gerade jetzt nicht aufzugeben? Er krallte sich an der Lehne seines Stuhles fest und betete. Er konnte nur hoffen, dass sein letzter Mika noch nicht gekommen war.
     
    *
     
    Das Blut in seinen Adern floss träge dahin. Es strömte von seinem Herzen zum Gehirn, aber er bezweifelte, dass es auch bis zu seinen Krallen kam, denn er spürte weder seine Arme noch seine Beine. Selbst seine Ohrgänge waren inzwischen taub – eingefroren in einem Block, der keine Bewegungen zuließ.
    Seit wie vielen Ewigkeiten fühlte er sich nur noch als Kopf ohne Körper? Wie ein verstümmelter Krüppel? Dass er nur noch ein Auge hatte, war fast schon gleichgültig.
    Aber etwas trieb ihn dazu, sich an diesem erbärmlichen, unwürdigen Leben festzuklammern. Er bekam nichts zu essen, aber irgendetwas musste ihn mit Nahrung versorgen, denn noch arbeitete sein Gehirn, wenn man dieses zeitweise Aufflackern arbeiten nennen konnte. Er hatte nichts zu trinken, obwohl er sicher war, dass er mit Flüssigkeit versorgt wurde, weil er noch lebte. Er konnte nicht atmen, und doch durchströmte ihn sauerstoffhaltiges Blut, sonst hätte er längst ins Koma fallen müssen.
    Blut.
    Blut des Platzes – nein, Platz des Blutes. Der Begriff drängte sich in den Vordergrund seines Bewusstseins. Er musste die Bezeichnung für die endlose graue Fläche sein, die sich vor seinem Auge bis zu den graublauen steinernen Riesen erstreckte, die ihn vom Rand der Ebene anstarrten.
    Stein.
    Krallen aus Stein, Nieren aus Stein, ein Magen aus Stein, selbst seinen Schnabel spürte er nicht mehr. Nur die Kälte,

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