Sternenfaust - 171 - Die Ritter der GRAFSCHAFT
GalAb-Niederlassung drohte zwar keine Gefahr, doch der junge Marine nahm seinen Job ernst. Er wich Dana nicht mehr von der Seite.
»Das wird Ihnen gefallen«, erklang die Stimme von Agent Sandra Baker.
Die hochgewachsene Marsianerin war innerhalb der New Yorker GalAb-Niederlassung eine ranghohe Person und betreute den aktuellen Fall. Commander al Khaled schien ihr also zu vertrauen. Sie trug das schulterlange blonde Haar offen. Die Lachfalten um ihre Augen und der flapsige Tonfall gefielen Dana.
Sie erinnert mich ein wenig an Commander Wynford , ging es ihr durch den Sinn. Auch wenn über fünfzig Jahre zwischen den beiden liegen.
»Ihr Unbekannter Dritter wird gerade gemeinsam mit seiner Komplizin in eine Verhörzelle gesteckt.« Sie warf einen Blick auf ihr Daten-Pad. »Wobei das Wort unbekannt wohl kaum auf den Admiral zutreffen dürfte.«
»Admiral?«, echote Dana. »Welcher Admiral?«
»Admiral Gregor Rudenko«, gab Agent Baker zurück. »Er ist derjenige, der heimlich Ihr Gespräch mit Jason Meyer belauschte.«
Dana starrte ihr Gegenüber an, unfähig einen Gedanken zu artikulieren. Rudenko! Sie konnte es nicht fassen. Das ehemalige Oberhaupt des Solaren Rates, der in allerlei undurchsichtige Machenschaften verwickelt gewesen war. Seit fast zwanzig Jahren war es recht still um ihn geworden.
»Es kommt ein ziemliches Komplott zutage. Die Zugangsdaten zu den Star-Corps-Rechnern erhielt er übrigens von einer Komplizin namens Admiral Mary Forrester.«
»Admiral Forrester!« Dana blickt fassungslos in das Gesicht von Agent Baker. »Sie war erst vor Kurzem auf der STERNENFAUST und hat mich zu den Rittern der GRAFSCHAFT befragt.«
»Dabei hätte die Befragung wohl umgekehrt laufen müssen«, erwiderte Agent Baker. »Glauben Sie mir, man gewöhnt sich an solche Überraschungen. Wir haben vor etwa einem Monat, in Zusammenarbeit mit den Behörden von Wega, einen Schmugglerring ausgehoben. Stellte sich heraus, dass mein eigener Neffe dort Karriere gemacht hat. Tja, so spielt das Leben.« Sie blickte abwechselnd zu Dana und Cody. »Aber halten wir uns nicht länger mit Vorreden auf. Mit wem fangen wir an?«
*
Als Dana zusammen mit Agent Baker, Captain Mulcahy und Private Hobbes den Verhörraum betrat, blickte Richter Farlow nur müde auf.
Endlich lerne ich also den Mann kennen, der auf meinem eigenen Schiff die Anweisung gab, Meister William zu töten. { * }
Sie nahmen gegenüber dem Richter Platz. Agent Baker saß in der Mitte, flankiert von Captain Mulcahy zu ihrer Linken, Dana auf der anderen Seite. Auf der schwarzen Tischplatte in der Mitte lag ein Pad. Richter Farlows bleiche Hände, die leicht zitterten, befanden sich daneben.
»Cody«, grüßte der Richter mit müder Stimme. »Schön Sie zu sehen.«
Captain Mulcahy nickte nur mit stoischer Miene.
»Commodore Frost«, wandte Farlow sich an sie, »vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Bedanken Sie sich endlich mit Informationen«, gab Dana zurück.
Alles, was in diesem Raum geschah, wurde aufgezeichnet. Scanner werteten zugleich Farlows Gestik, Mimik und Körperwerte aus.
Der Richter nickte. »Das will ich tun.« Er seufzte. »Dieser verdammte Mistkerl hat wohl begriffen, dass es ein Fehler war, den Kastellan umzubringen. Er war der Einzige, der den Aufenthaltsort von Esau kennt.«
»Sie wissen also nicht, wo sich Esau befindet?«, wollte Agent Baker wissen. Sie machte sich eifrig Notizen auf ihrem eigenen Pad – die Miene ein Ausdruck völliger Emotionslosigkeit.
»Nein.« Farlow schüttelte den Kopf. »Aber der Killer scheint zu glauben, dass ich ihm den Aufenthaltsort sagen kann. Um mich zu überzeugen , will er einen Anschlag verüben, der deutlich mehr Opfer fordert als die Zerstörung des Future-Towers.«
Richter Farlow deutete auf das Daten-Pad. Agent Baker runzelte die Stirn, schwieg jedoch.
»Sehen Sie!« Er schob das Pad über den Tisch.
Auf dem Display war ein Countdown eingeblendet, der nach unten zählte. 01:14:30.
Eine Stunde vierzehn! Dana war entsetzt. Die Bilder des Future-Towers, oder das, was von ihm übrig war, kamen ihr in den Sinn. Wie viele Opfer soll diese verdammte Jagd denn noch kosten?
Unter dem Countdown waren mehrere Eingabefelder eingeblendet. Als sie fragend die Braue hob, sagte der Richter: »Hier soll ich die Koordinaten von Esaus Standort eingeben.« Er schüttelte den Kopf, die Augen blickten wieder müde, wie zuvor. »Mache ich das, bevor der Countdown bei null angelangt ist, wird er gestoppt. Dann
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