Sternenfaust - 171 - Die Ritter der GRAFSCHAFT
den Aufenthaltsort von Esau zu erpressen«, erwiderte die Marsianerin. »Um wieder die Macht zu erhalten, die sie einst von Jason Meyers Vorgänger erhielten.«
Admiral Rudenko warf einen zornigen Blick auf Richter Farlow. Dann hieb er mit der Faust auf den Tisch. »Nach allem was ich für das Star Corps getan habe, kommen Sie mir nun mit diesen haltlosen Vorwürfen!«
Um Himmels willen, gleich fängt er an, Kriegsgeschichten aus dem ersten Kridankrieg zum Besten zu geben , fürchtete Dana.
»Wir wissen, dass Ihnen Jason Meyer die Unterstützung verweigerte, die sein Vorgänger Ihnen zukommen ließ.«
»Und daher werde ich zum Mörder?«, kommentierte der Admiral. »Ich bitte Sie. Ich wollte nie Rache, sondern erneute Unterstützung. Schauen Sie sich doch an, was mit den Solaren Welten geschieht: Wir sind am Ende. Welche Macht hat uns noch nicht herausgefordert, welche Macht uns noch nicht bekämpft? Dass wir die Orphanen überlebten, war ein Wunder, und ist sicher nicht der politischen Führung dieses unfähigen Wichtigtuers Jasper Mitchell zu verdanken.«
»Sie wissen genau, dass Esau Sie niemals erneut unterstützt hätte«, schaltete sich Farlow wieder in das Gespräch ein.
»Wenn dieser Sesselfurzer Taglieri den Mumm gehabt hätte, das Richtige zu tun, säßen wir heute nicht hier.«
»Wovon sprechen Sie?«, fragte Dana.
»Von Ihnen«, rief Admiral Rudenko. »Sie spielen eine Schlüsselrolle für die Ritter der GRAFSCHAFT. Aber fragen Sie mich nicht, welche! Auch das könnte uns nur Esau sagen. Hätte Taglieri Sie Ihres Postens enthoben, dann …«
Admiral Rudenko schüttelte nur den Kopf, und Dana verdrehte die Augen. Sie blickte zu Agent Baker, die nur mit den Schultern zuckte. Sie schienen an einem toten Punkt angelangt. Dana traute Rudenko viel zu. Doch auch sie konnte sich nicht vorstellen, dass er der Killer war. Auf der einen Seite hielt sie ihn nicht für derart grausam, auf der anderen Seite waren seine bisherigen Versuche, an Esau heranzukommen, zu dilettantisch gewesen.
Wie gerne hätte sie jetzt auf die Fähigkeiten Turanagis zurückgegriffen. Das neue Wesen, entstanden aus einer Fusion zwischen Izanagi Narada und dem Alendei Turanor hatte zwar die Fähigkeit der Teleportation verloren, doch zumindest Gefühle und klare Gedanken konnte er noch auf telepathischem Wege lesen. { * } Ob es moralisch oder gar juristisch vertretbar war, diese Fähigkeit bei Verhören zu benutzen, stand auf einem anderen Blatt.
Sie blickte zu Cody Mulcahy, der die Augen geschlossen hatte. Die Wunde war wieder offen. Ein dünner Blutfaden rann über sein Gesicht, die Mundwinkel stachen angespannt hervor.
»Captain?«, fragte Sie. Als er nicht antwortete, trat Dana zu ihm. »Captain?«
*
Die Schmerzen nahmen erneut zu, das Sedativum verlor weiter an Wirkung. Es fiel Cody immer schwerer, die Konzentration zu halten. Sein Körper wurde von den Atto-Viren gepeinigt, und sein Geist war von den Erinnerungen des bioneuralen Chips umfangen.
Seitdem er im Verlauf des Angriffs der Solaren Flotte auf Kridania in einen Unfall im Frachtraum verwickelt worden war, ersetzte der bioneurale Chip sein Langzeitgedächtnis. Das Gerät, ein Meisterwerk moderner Technologie, war zugleich Segen und Fluch. Ein perfektes Erinnerungsvermögen stand einem unkontrollierten Sturz durch hautnahe Erinnerungen entgegen.
Es war wie ein Blitz, der durch seinen Geist schoss. Er stand wieder im Arbeitszimmer von Jason Meyer. Die Erinnerung war – wie nicht anders zu erwarten – glasklar. Die Monitore und Projektionen an der Wand, der geschwungene Schreibtisch, die Nachbildung der Nadler – um ihn herum war die Vergangenheit zum Leben erwacht.
Er hatte sich dort alles genau angesehen, wie er es nun erneut tat. Dana Frost hatte sich mit Commander al Khaled unterhalten, einige Spezialisten waren an der Tür gestanden. Sein Blick war über die Projektionen gewandert. Es hatten sich Bilder von Sternenhimmeln und Landschaften an der Wand befunden.
Erst jetzt, als er die Nadler wiederholt ganz bewusst überblickte, bemerkte Cody die Diskrepanz. Einige der Handfeuerwaffen waren nicht am korrekten Platz der zeitlichen Abfolge eingeordnet. Als er die Jahreszahlen der Herstellung der entsprechenden Waffen mit Zahlen des Alphabets abglich, entstand ein einfacher Text: Rette Esau.
Für wen war diese Aufforderung bestimmt? , überlegte er. Wusste der Kastellan, dass Commodore Frost und ich zu spät kommen würden? Wollte er einen Hinweis
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