Sternenfaust - 171 - Die Ritter der GRAFSCHAFT
Gedanken. »Wir haben das Ziel fast erreicht.«
»Dann hoffen wir das Beste.« Dana warf einen Blick zu Captain Mulcahy. Sie konnte nur hoffen, dass Esau wirklich so mächtig war, wie alle zu glauben schienen. So absurd es klang, aber im Moment war Esau die letzte Hoffnung für Captain Mulcahy.
»Wissen wir schon mehr über die Koordinaten?«, wollte Dana wissen.
»Eine Insel«, erklärte Agent Baker.
»Eine Insel?«, echote Dana. »Aber an diesen Koordinaten gibt es keine Insel.«
»Sie vergessen die Ressourcen des Kastellans«, warf Richter Farlow ein. »Mit seinen finanziellen Mitteln und der Hochtechnologie, die ihm zur Verfügung steht, muss es ein Leichtes gewesen sein, eine künstliche Insel zu erschaffen. Und er war schon immer fasziniert vom Wasser. Nehmen Sie nur den Future-Tower.«
»Vermutlich hatte Esau nur etwas dagegen, sich unter Wasser zu verstecken – sein Glück«, sagte Dana. Farlows Theorie schien ihr schlüssig. »Aber wieso hat noch niemand die Insel bemerkt?«
»Ein hochwertiger Ortungsschutz. Außerdem besaß Meyer Anteile von fast allen Produktionsanlagen orbitaler Oberflächen-Scanner. Wären wir nicht bereits schon so nah, wir hätten das Versteck nie entdeckt. Und wer sucht an einer solchen Stelle nach einem Eiland?« Die Marsianerin schüttelte den Kopf. »Unfassbar, dass ein solch mächtiger Geheimbund überhaupt entstehen konnte.«
Dana nickte bestätigend. »Auf jeden Fall werden wir …«
Der Schein einer sich ausbreitenden Explosion drang durch die Fenster des Gleiters, einer tödlichen Blume gleich, die sich ausbreitete und in die Wolken emporstieg – alles Leben in ihrer Reichweite mit sich reißend.
Augenblicke später traf die Druckwelle das Shuttle.
Dana wurde in ihren Sitz gepresst, die Gurte hielten jedoch. Während Richter Farlow aufschrie, wurde die GalAb-Agentin quer durch den rückwärtigen Teil des Shuttles geschleudert, bevor endlich die Andruckabsorber ihren Dienst verrichteten.
Das Shuttle trudelte. Danas Kopf dröhnte. Ihr Haar war schweißverklebt.
Agent Baker wurde durch das Ausweichmanöver erneut durch die Kabine geschleudert, bis Private Hobbes die Marsianerin endlich zu fassen bekam und mit beiden Armen umklammerte. Schließlich gelang es ihm mit großer Mühe, sie in den Sitz neben sich zu bugsieren.
Richter Farlow stöhnte. Dana ließ ihren Blick zu Captain Mulcahy schweifen, der ohne Bewusstsein in seinem Sitz hing.
Dann drehte sich die Welt – oben wurde unten. Das Shuttle raste dem Meer entgegen.
*
Alles verloren , dachte Dana.
Vor dem Fenster versank die Welt im Chaos. Mit der Zerstörung der Insel war die Natur in Aufruhr versetzt worden. Der Meeresboden bebte, meterhohe Wellen bauten sich auf.
»Langperiodische, gravitative Meereswellen«, flüsterte Captain Mulcahy.
Dana wandte den Kopf. Es war nicht mehr viel Leben in dem Offizier, aber immerhin war er wieder erwacht.
»Ein Tsunami«, keuchte sie verstehend.
Die Subregionen Griechenland und Italien waren geschützt, ebenso Libyen. Mitte des 21. Jahrhunderts hatten die Umweltkatastrophen ihren Höchststand erreicht. Bohrungen am Meeresboden, der Bau von Unterwasserstationen und tektonische Verschiebungen hatten eine Serie von Tsunamis ausgelöst.
Inzwischen war es zum Glück gelungen, die Menschheit vor derartigen Katastrophen zu schützen. Ein flächendeckendes Sensornetz maß Veränderungen am Meeresboden und kontrollierte das Wasservolumen und die Periodizität der Wellen. In einem ausreichenden Abstand waren an den Küstengebieten Kraftfeldprojektoren angebracht, die durch weit gefächerte Punktprojektion die Periodizität der Wellen veränderten.
»Esau!«, stammelte Richter Farlow.
Agent Baker hing schlaff in ihrem Sitz. Private Hobbes stützte sie, so gut es eben ging. Der junge Marine mochte ein Anfänger sein, doch er hatte im Verlauf der Ereignisse mehr als einmal Nerven aus Stahl bewiesen.
Vor dem Gleiterfenster wurde es dunkel. Dana wandte den Kopf. Eine riesige Welle türmte sich auf. Sie hatten den sicheren Bereich innerhalb der Projektorgrenze noch nicht erreicht. Das Sensornetz hatte die Veränderung sicher schon an den zentralen Knoten übertragen, die Projektoren mussten längst im Gang sein, aber ihre Wirkung war noch nicht sichtbar.
Einen solchen Aufprall übersteht der Gleiter auf keinen Fall , dachte Dana. Sie schloss die Augen. Und das alles nur wegen einer Sekte, einem ominösen Führungsoberhaupt und einem durchgedrehten Killer.
Das dünne
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