Sternenfaust - 173 - Invasionsstufe Drei (2 of 3)
von hinten ihre Arme um sie schlang und ihr einen Kuss auf den Hals gab.
Inzwischen genoss sie seine Berührungen mehr denn je. Zu Beginn war es ungewöhnlich gewesen. Seine spröden Lippen schmeckten leicht bitter, seine Haut war seltsam trocken und heiß und seine Muskeln so hart wie Knochen.
Doch nun genoss sie es.
Es war wie bei den edlen J’ebeem-Weinen. Der wahre Genuss entfaltete sich erst mit der Erfahrung.
Der noch immer vorhandene Reiz des Neuen mischte sich mehr und mehr mit der tiefen Empfindung des Vertrauten. Inzwischen liebte sie es besonders, im Bett neben ihm zu liegen und ihm mit der Hand über die heiße Haut seiner Brust zu streicheln und abwechselnd das Pochen seiner zwei Herzen zu spüren.
Hinzu kam, dass es sich bei der Brust von Gondrel sozusagen um eine erogene Zone handelte. Frida hatte sich oft gefragt, ob dies bei allen J’ebeem so war, oder ob es sich um eine besondere Eigenschaft von Gondrel handelte. Doch da Gondrel in solchen Dingen ein wenig »sensibel« war – Frida versuchte sich abzugewöhnen, ihn in Gedanken als »verklemmt« zu bezeichnen –, würde sie sich hüten, ihm jemals eine solche Frage zu stellen.
Inzwischen war Frida überzeugt, dass nicht nur Gondrel, sondern die gesamte j’ebeemische Kultur in Sachen Sexualität das war, was man bei den Menschen wohl als ein wenig »rückständig« bezeichnete. Die J’ebeem mussten sogar vor dem Sexualakt eine Art staatliche Legitimation erlangen. Andererseits schien es in der Kultur der J’ebeem weniger Tabus oder Normen zu geben. Zum Beispiel schienen große Altersunterschiede in Beziehungen keine Rolle zu spielen. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass man dort generell über »solche Dinge« nicht sprach.
Als Frida erkannte, dass Gondrel keine Anstalten machte, sich ihr zu nähern, stellte sie leicht enttäuscht die Weinflasche vor sich ab und drehte sich um.
Gondrel stand noch im Eingangsbereich und war dabei, seinen Umhang auszuziehen. Sie konnte sofort spüren, dass er in keiner besonders guten Verfassung war. Und seine Wange zierte die Spur einer Kratzwunde.
»Gondrel, ist alles in Ordnung?«, rief sie ihm zu.
Gondrel lächelte schwach. »Alles in Ordnung, Liebling.«
»Was ist mir deiner Wange?«, wollte Frida wissen.
»Nur ein kleiner Unfall«, antwortete er ausweichend.
Frida seufzte innerlich. »Das Essen ist gleich fertig!« Ich klinge wie ein j’ebeemisches Hausmütterchen. »Ich habe an einen Nekto-Wein gedacht. Ich finde, er passt zur Puraila, die ich vorbereitet habe.« Gondrel gab keine Antwort. »Aber wenn ich dich so ansehe, brauchst du vielleicht doch etwas Stärkeres.«
Jetzt lächelte Gondrel, und allein dafür liebte sie ihn. Er lächelte nur für sie. Seitdem er wusste, dass es sie aufheiterte, wenn er sie anlächelte, tat er es immer wieder. Dabei hatte das Lächeln in der Kultur der J’ebeem eine völlig andere Bedeutung. In der Regel war es eine Provokation, und je kürzer das Lächeln, umso unverschämter war es in seiner Absicht. Frida hatte herausgefunden, dass es fast mit dem vergleichbar war, was in einigen menschlichen Kulturen das »Zeigen der Zunge« bedeutete.
»Du willst also nicht darüber sprechen, was passiert ist.«
»Lieber nicht«, seufzte Gondrel und zog sich weiter aus.
Gondrels Körper bestand fast nur aus athletischen Muskeln. Ein Mensch, der so aussehen wollte, hätte wahrscheinlich täglich stundenlang trainieren und seine Gene massiv manipulieren müssen.
Frida lächelte noch immer, während sich Gondrel einen Umhang überzog, der an einen Kimono erinnerte.
Obwohl sie schon so lange mit Gondrel zusammen war, wusste sie noch immer nicht, womit sie seine schlechte Laune vertreiben konnte. Manchmal hatte sie sogar das Gefühl, dass alles, was sie tat, um ihn aufzuheitern, seine schlechte Stimmung nur verschlimmerte.
Langsam schritt sie auf ihn zu und wollte ihm einen Kuss geben, doch da er keine Anstalten machte, ihr mit seinen Lippen entgegenzukommen, küsste sie ihm nur auf die unverletzte Wange. »Dann wollen wir mal sehen, wie ich dich aufheitern kann.« Und vielleicht finde ich eines Tages auch wirklich heraus, was ich dafür tun muss , fügte sie in Gedanken hinzu.
Erneut kam das kurze Lächeln, doch diesmal freute es Frida gar nicht. Es machte ihr vielmehr Angst. Irgendetwas stimmte nicht.
Ihre mentalen Sinne waren nun hellwach. Als Mitglied des Christophorer-Ordens hatte sie eine besonders ausgeprägte empathische Sensibilität und ein weit
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