Sternenfaust - 173 - Invasionsstufe Drei (2 of 3)
man glaubte, einen Hauch von Bittergeschmack zu verspüren, musste man die Knolle mit den Schneidezähnen zerteilen.
In diesem Moment trat der Saft aus der Knolle und mischte sich mit dem Fagurisaft, wodurch die Temperatur leicht anstieg.
Gondrel musste innerlich schmunzeln, als er daran dachte, wie Frida das erste Mal eine H’grorg-Wurzel probiert hatte. Sie fand sie unendlich scharf und brachte sie nur mit Mühe herunter. Zugleich war damals ihr Gesicht rot angelaufen, was er, wenn er ehrlich war, nicht unattraktiv gefunden hatte.
Bei solchen Erinnerungen wurde ihm plötzlich alles egal. Da konnte Bektran Denirth sagen, was er wollte, Gondrel wusste, dass ein Leben ohne Frida pflanzenlos und kahl sein würde. In solchen Momenten konnte ihm die j’ebeemische Politik nicht gleichgültiger sein. Wer garantierte schon, dass er die Wahl gewann, nur weil er sich von Frida trennte? Vielleicht gewann Dagour G’omba die Wahl dennoch. Und eines war sicher: Frida würde ihm eine Trennung niemals verzeihen können. Selbst dann nicht, wenn sie nur vorübergehend war.
Nein, er würde kämpfen. Er würde um Frida kämpfen, und um seinen Sitz im Unteren Triumvirat. Mehr konnten die Söhne Ebeems nicht von ihm verlangen. Er würde sich nicht für die Politik verbiegen. Warum auch? Es gab bereits genug Opportunisten und Strategen.
Jetzt, als er die Dinge so klar sah, fühlte sich Gondrel erleichtert. Und sofort entfaltete sich auch immer stärker der Geschmack der H’grorg-Wurzel in seinem Mund.
»Frida«, sagte er, und erneut versuchte er, zu lächeln.
Es war das Lächeln, das er geübt hatte. Frida hatte gesagt, es genüge nicht, den Mund zu verformen. Das Lächeln musste von innen heraus kommen, es musste im Einklang sein mit einer guten Stimmung, mit einer fröhlichen Laune, mit dem, was sie als »Lachen im Herzen« bezeichnete.
Sie wusste nicht, was sie von ihm verlangte. Wie konnte er eine gute Stimmung mit einer so ungebührlichen Grimasse in Einklang bringen?
Doch Gondrel tat sein Bestes.
»Es gibt etwas, das ich dir sagen möchte«, sagte er.
Frida sprach fließend Jubar, und so verstand sie die Nuance, die er in diesen Satz gelegt hatte. Er hatte die Zukunftsform verwendet, die man nur gebrachte, wenn man etwas »in froher Erwartung« formulierte, während die Präsensform von »es gibt« die höchste Positivwertung enthielt.
Frida hatte ihm erklärt, dass es all das in der Solaren Grammatik nicht gab. In die Solare Grammatik flossen weder Höflichkeitsformen noch Gemütsstände ein. Solare Übersetzungsprogramme versuchten, diese Nuancen auszuformulieren, was sich aber – wie Frida ihm erklärt hatte – schnell etwas kompliziert und doppeldeutig anhörte.
»Ich bin gespannt«, antwortete Frida, und auch sie hatte den grammatikalischen Modus verwendet, der »ich sehne mich darauf in freudiger Erwartung« bedeutete.
Gondrel zögerte einen Moment.
Plötzlich fühlte er wieder eine schwere Last auf der Brust.
Was konnte er Frida bieten? Auch wenn er sich zu ihr bekannte, man würde sie auf Ebeem immer wie eine Außenseiterin behandeln. Und ein selbst auferlegtes Exil in Transbeta? Gondrel kannte sich. Er wusste, dass er dort nicht glücklich werden würde.
Durfte er ihr das zumuten?
Oder, besser gefragt: Durfte er selbst sich ihr zumuten?
Natürlich spürte Frida sofort, dass seine Zuversicht schwand, und der Ausdruck der Sorge machte sich in ihrem Gesicht breit.
»Doch nicht nur glücklich?«, wollte sie wissen.
Gondrel nickte.
Und genau das ärgerte ihn.
Frida hatte jemanden verdient, der nicht unentwegt Zweifel hegte. Der nicht hin- und hergerissen war.
Jetzt ging es nur noch um die Frage, ob er, Gondrel, dieser Jemand sein wollte. Ob er dies sein konnte .
In diesem Moment ertönte der Kom-Melder, und eine computergenerierte Stimme sagte: »Bergstrom-Frequenz-Nachricht an Frida Gudmundsdottir. Sender ist Daniel Leslie, auch geführt als Abt Daniel.«
»Abt Daniel«, entfuhr es Frida erfreut. »Das ist eine Überraschung!«
Erneut war Gondrel verwirrt. Aus welchen Gründen auch immer, aber er war erleichtert über die Unterbrechung.
»Auf den Haupt-Schirm«, rief Frida. »Sub-Übersetzung aktivieren.« Sie lächelte ihm zu.
Gondrel verstand genau. Sie wollte ihm damit zu verstehen geben, dass er kein Außenseiter war. Er sollte dem Gespräch zumindest anhand von Untertiteln folgen können.
Egal, welche Zweifel ihn noch plagten, Frida hatte offensichtlich keine. Für sie waren sie bereits
Weitere Kostenlose Bücher