Sternenfaust - 173 - Invasionsstufe Drei (2 of 3)
entwickeltes Einfühlungsvermögen, auch wenn Frida nicht müde wurde zu betonen, dass dies nichts mit Telepathie zu tun hatte. Hier ging es um eine Fähigkeit, die der Mensch aufgrund seiner sozialen Struktur entwickelt hatte und über die jeder verfügte.
Hin und wieder konnte Frida spüren, was ihr Gegenüber fühlte, und sie konnte sich schlichtweg nicht vorstellen, dass andere Menschen dazu nicht ebenso in der Lage waren.
Plötzlich durchfuhr sie ein seltsamer Gedanke: Er will mit dir Schluss machen.
Es war absurd.
War sie paranoid?
Gehöfte sie nun zu denen, die sich so sehr an den Partner klammerten, dass sie ihn schließlich mit haltlosen Unterstellungen und Trennungsängsten vertrieben? Mit alberner Eifersucht, Misstrauen, Verlustängsten?
Sie spürte, dass Gondrel sie liebte. Das hatte sie immer gespürt. Natürlich: Gondrel war oft arrogant, stolz, rechthaberisch und auch gefühllos. Doch das war wie die Eisdecke bei einem zugefrorenen See. All diese anerzogenen Eigenschaften waren das Eis, doch das Wasser darunter war seine Liebe zu ihr. Und an dieser Liebe hatte sie nie gezweifelt. Instinktiv wusste, spürte sie, dass noch kein Mann sie jemals so bedingungslos geliebt hatte.
Sonst hätte sie auch nicht all das auf sich genommen, was sie in den letzten Jahren durchlitten hatte. Denn leider hatte sie nicht nur Liebe gespürt. Sie wusste, dass sich Gondrel auch hin und wieder dafür schämte, mit einer Menschenfrau zusammenzuleben. Dass er dabei mit seiner Tradition brach und deshalb Gewissensbisse hatte.
Diese Gefühle verletzten sie, zugleich zeigten sie ihr, wie groß seine Liebe sein musste. Denn jemand wie Gondrel brach nicht leichtfertig mit seiner Tradition.
Für einen Moment wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sollte sie ihn direkt ansprechen? Sollte sie abwarten?
Sie war ungeduldig. Ungeduldig und direkt. Eigenschaften, die in seinen Augen als taktlos galten.
»Ich trage das Essen auf«, sagte sie schließlich.
*
Jedes Mal, wenn Gondrel einen Blick auf Frida warf, spürte er einen Stich in seinen zwei Herzen.
Natürlich hatte er längst erkannt, dass Frida bemerkt hatte, wie sehr ihn etwas beschäftigte. Es war das Gespräch mit Denirth. Es war ihm auf dem Heimweg nicht aus dem Kopf gegangen.
Wenn er Frida jetzt so sah, wenn er sah, wie sehr sie sich bemüht hatte, ihm diese ebeemische Speise zuzubereiten, brach es ihm die Herzen.
Sie war wunderschön. Sie trug einen engen, fast durchsichtigen Seidenstoff, durch den ihre sanfte Haut zum Vorschein kam. Menschliche Frauen fühlten sich weicher, zärtlicher an als J’ebeem-Frauen. Ihre Rundungen waren ausgeprägter, und genau das gefiel ihm. Er liebte das Gefühl, wenn sich ihr weicher Körper im Bett an seinen schmiegte.
Frida hatte mehr verdient.
Dass ein kurzes Gespräch mit Denirth in der Lage war, ihn ins Grübeln zu bringen, zeigte ihm, dass er nicht gut genug für sie war.
Doch er konnte nun einmal nicht aus seiner Haut. Ihr ab und zu ein Lächeln zu schenken, um sie aufzuheitern, war das eine. Aber die J’ebeem würden sie nie als die Frau eines Mitglieds des zweiten Triumvirats akzeptieren.
Und wenn er doch der Politik den Rücken kehrte? Wenn er sich zurückzog?
Die Vorstellung war ihm einfach unerträglich. Er, Gondrel Harath aus dem Haus der Haskano, hatte eine Aufgabe. Er musste sein Haus von der Schande reinwaschen, die sein Onkel über sie gebracht hatte. Er hatte den Söhnen von Ebeem gegenüber eine Pflicht.
Doch je mehr er miterlebte, wie es in der Politik zuging, umso mehr wollte er sich am liebsten angewidert abwenden. Von Ehre war nicht mehr viel übrig in diesen Reihen. Es ging um das Durchsetzen eigener Interessen, das Profilieren und den Erwerb von Ruhm und Ehre auf Kosten der Söhne Ebeems. Es war widerlich.
Das waren die Momente, in denen er sich am liebsten auf sein Lehen in Transbeta zurückgezogen hätte.
Aber sollte er das tun? Zusammen mit Frida auf dem Lehen alt und grau werden?
Außerdem waren sie dort alles andere als sicher, immerhin war es noch gar nicht so lange her, da hätte er bei einem Attentat beinahe sein Leben verloren. { * }
Wortlos steckte Gondrel ein Rundstäbchen in eine bunt schillernde H’grorg-Wurzel, tunkte sie in den dicken Fagurisaft und schob sie in den Mund. Nach j’ebeemischer Esstradition ließ man diese Wurzel erst für einen Moment im Mund und wartete darauf, dass sich der Geschmack entfaltete.
Erst schmeckte es süß, dann leicht salzig, und sobald
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