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Sternenfaust - 175 - Der Schatten des Feindes

Sternenfaust - 175 - Der Schatten des Feindes

Titel: Sternenfaust - 175 - Der Schatten des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Höhl & Andreas Suchanek
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ein paar Augenblicke hinaus , dachte sie. Gibt der Crew mehr Zeit, den Angehörigen ein paar letzte Worte zukommen zu lassen.
    »Befehl widerrufen!«, rief Lieutenant Commander van Deyk.
    Dana glaubte für einen Moment, sich verhört zu haben. Ungläubig starrte sie van Deyk ins Gesicht. War das wieder einer jener Momente, in denen der Offizier vergaß, dass er nicht länger Kommandant eines Schiffes war?
    »Ma’am«, sagte Lieutenant Commander van Deyk beschwörend, »ich versichere Ihnen, wir haben nur eine einzige Chance. Doch dafür müssen wir weiterhin mit voller Beschleunigung auf den Braunen Zwerg zusteuern!«
    »Mit voller Beschleunigung?«, fragte Dana und überlegte, ob ihr Erster Offizier vielleicht den Verstand verloren hatte.
    Der arme Lieutenant Briggs sah hilflos zwischen ihr und Lieutenant Commander van Deyk hin und her und wusste nicht, was er tun sollte. Normalerweise konnte ein I.O. nicht den Befehl eines Captains widerrufen, also wäre die richtige Handlung gewesen, zu tun, was Dana gesagt hatte.
    »Warten Sie noch einen Moment, Lieutenant Briggs«, sagte Dana schließlich, um den armen Offizier aus seinem Dilemma zu befreien. Der junge Mann nickte und starrte ängstlich auf den Hauptschirm.
    »Ich warte auf eine Erklärung, Commander«, forderte Dana streng. »Und sie sollte besser klingen als ein ›dann haben wir es schneller hinter uns‹«, fügte sie mit finsterer Miene hinzu.
    »Das Hauptmerkmal von Braunen Zwergen ist die Deuteriumfusion. Ab einer Größe von fünfundsechzig Jupitermassen kommt es zudem zu Lithiumfusionen. Dabei wird die überschüssige Energie exothermer Reaktionen entweder als kinetische Energie oder als Gammastrahlung freigesetzt, bei in der Regel positivem Q-Wert. Ich weiß von einer Testreihe, bei der versucht wurde, diese exotherme Energie zu nutzen, um bereits bei 38-prozentiger Lichtgeschwindigkeit in den Bergstromraum zu wechseln.«
    »Wann erreichen wir diese Geschwindigkeit?«, wollte Dana von Lieutenant Briggs wissen.
    »In zwölf Minuten!«, erklärte der junge Mann, nachdem er die Zahlen in seine Konsole eingegeben hatte.
    »Das gibt uns drei Minuten, bevor wir mit den äußeren Gaswolken des Braunen Zwergs kollidieren und in alle nur denkbaren Atome zerlegt werden«, überlegte Dana laut.
    »Ma’am«, mischte sich nun Lieutenant Commander Robert Mutawesi ein. Der Afrikaner, den man durchaus als hager bezeichnen konnte, war vor allem ein Logistiker mit einem enormen mathematischen Talent. Dana war nicht entgangen, dass der Offizier alle Daten in seiner Konsole eingegeben hatte und offenbar überprüfte. »Ich kenne den von Commander van Deyk besprochenen Effekt. Man nennt ihn auch den G-Bergstrom-Faktor. Vor zwei Jahren war es einem unbemannten Versuchsschiff gelungen, in der Reichweite großer Lithiumfusionen die Bergstrom-Eintritts-Grenze zu senken. Die ersten Testreihen verliefen so positiv, dass man glaubte, dies für die Raumfahrt nutzen und die Bergstromgrenze sogar auf unter 0,3 LG senken zu können.«
    Lieutenant Commander van Deyk nickte. »Bis man erkannte, dass die dafür nötigen Energiequellen zu enorm und auch zu unkalkulierbar waren«, ergänzte er. »Aber in diesem Fall ist es unsere einzige Chance.«
    »Ein Versuch, der nicht gerade viele Wiederholungen erlaubt«, erwiderte Dana. »Und es gibt wirklich keine Alternative?«, wollte sie wissen.
    Lieutenant Commander van Deyk schüttelte leicht den Kopf. »Keine, die mir bekannt ist.«
    Und da Dana auch keine Alternative vorschlagen konnte, sagte sie zu Lieutenant Briggs: »Lieutenant Briggs: Volle Beschleunigung auf den Braunen Zwerg!«
    »Aye Ma’am«, hörte sie die heisere Stimme des Ruderoffiziers.
     
    *
     
    »Strahlenbelastung bei über 5500 Millisievert«, meldete Lieutenant Toober. Ihr Gesicht glühte noch immer rot, und wieder einmal runzelte sie besorgt die Stirn.
    Denn genau diesen Faktor hatten sie bei den ursprünglichen Überlegungen übersehen. Die Gammastrahlen mochten den Bergstrom-Faktor senken, doch sie waren, wenn man mit fast 40-prozentiger Lichtgeschwindigkeit auf einen Braunen Zwerg mit Deuterium- und Lithiumfusionen zuraste, schnell auf einem für Menschen tödlichen Level. Leichte Strahlenschäden konnte man in den Solaren Welten behandeln, doch eine Zellschädigung, die durch eine mehrere Minuten andauernde Strahlenbelastung von 6200 Millisievert ausgelöst wurde, war irreparabel.
    Dann sterben wir also nicht an dem Aufprall, sondern an Tumoren , dachte Dana und

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