Sternenfaust - 175 - Der Schatten des Feindes
wusste nicht, weshalb es ihr bei der Vorstellung, an einem Tumor zu erkranken, derart den Magen zusammenzog.
»Achtunddreißig Prozent«, rief Lieutenant Briggs. Er ließ die Anzeigen seiner Konsole für keine Sekunde aus den Augen.
»Kollision in drei Minuten«, meldete Lieutenant Toober.
Dana spürte einen Knoten im Magen und im Hals.
»Frost an Lieutenant Jefferson«, sagte Dana in ihren Armbandkommunikator. Sofort wurde das Gesicht des Leitenden Ingenieurs auf dem Hauptschirm eingeblendet. Er war natürlich über alle Details informiert worden und die letzten Minuten damit beschäftigt, die automatische Sperre des Bergstromaggregats zu deaktivieren, damit sich das Aggregat auch bei einer Geschwindigkeit unter 0,4 LG aktivieren ließ.
»Sprung ins Bergstrom-Kontinuum einleiten«, sagte Dana und wartete. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie glaubte, jeder auf der Brücke müsste dies hören können.
Ungeduldig wartete sie darauf, dass der Sichtschirm sich deaktivierte. Ein Zeichen dafür, dass der Wechsel ins Bergstrom-Kontinuum geklappt hatte.
Die Sekunden verstrichen.
»Strahlenbelastung über 5900 Millisievert«, meldete Lieutenant Toober.
Dana nickte. Wenn der Sprung ins Bergstromkontinuum scheiterte, war die Strahlenbelastung ohnehin kein Problem mehr.
»Versuch gescheitert«, meldete Lieutenant Jefferson.
»Noch zwei Minuten«, rief Lieutenant Briggs.
»Versuchen Sie es noch einmal«, rief Lieutenant Commander van Deyk. In seiner Stimme hatten so viel Kraft und Entschlossenheit gelegen, dass Dana die Worte fehlten. Fast konnte man glauben, er habe überhaupt keine Angst vor dem Tod.
»Verstanden«, erwiderte Lieutenant Jefferson. Dana konnte über den Video-Kom erkennen, wie er blinzelte, wodurch seine genetisch veränderten Facettenaugen besonders zur Geltung kamen.
Erneut verstrichen die Sekunden, und Dana konnte nichts dagegen tun, sie hielt unwillkürlich den Atem an.
Der Braune Zwerg füllte den Bildschirm inzwischen komplett aus.
Dana hatte sich oft gefragt, wie es wohl war, wenn man in einem Raumschiff auf einem Himmelskörper zerschellte. Spürte man noch etwas? Hörte man noch etwas? Sah man noch einen Lichtblitz, bevor alles vorbei war?
Letztlich hatte sie aber nicht das geringste Bedürfnis, dies herauszufinden.
»Kritische Strahlengrenze erreicht«, meldete Lieutenant Briggs.
Dana nickte.
»Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, Lieutenant Jefferson«, sagte Dana.
Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden, als sie sah, wie der L.I. den Kopf schüttelte.
»Ma’am«, sagte er schließlich. »Wieder kein Erfolg.«
»Versuchen Sie es weiter«, rief Dana.
»Captain Frost«, wandte Lieutenant Jefferson ein. »Wir haben nur noch einen Versuch. Danach muss das Bergstrom-Aggregat heruntergefahren werden. Die Kühlsysteme arbeiten schon auf maximaler Leistung. Zwei weitere Versuche schaffen sie nicht.«
»Aufschlag in dreißig bis fünfzig Sekunden!«, meldete Lieutenant Briggs. Der Aufprall bei einem Braunen Zwerg ließ sich aufgrund der Gaswolken schwer bestimmen. Noch schwerer war dies bei einer Geschwindigkeit von fast 0,4 LG und einer Beschleunigung von 11.102 Metern pro Sekundenquadrat.
»Warten Sie dreißig Sekunden!«, sagte Lieutenant Commander van Deyk.
Dana warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Wir haben nur noch diesen einen Versuch«, erklärte ihr I.O.
»Wir haben nun 38,7-prozentige Lichtgeschwindigkeit«, meldete Lieutenant Briggs. Dana konnte sehen, wie er seine Konsole umklammert hielt, gerade so, als könne er sich dadurch auf einen Aufprall vorbereiten. Es war ein Reflex, so wie sich Menschen, auf die ein Nadler gerichtet war, die Hände vors Gesicht hielten.
»Strahlenbelastung bei 6500 Millisievert«, sagte Lieutenant Toober. Dana glaubte, die blonde Offizierin meldete dies nur, um sich selbst abzulenken.
Wenn wir das überstehen, kann die moderne Medizin zeigen, was sie draufhat , dachte Dana.
»Noch fünfzehn Sekunden«, sagte Lieutenant Commander Mutawesi.
»Lieutenant Jefferson«, sagte Dana. Sie war nun wieder ganz ruhig, ihre Stimme klang kalt. Wenn sie das überlebten, würde dem Mythos, sie sei ein Eisbiest, ein neues Beispiel hinzugefügt werden können.
»Ma’am?«
»Noch zehn Sekunden!«, rief Lieutenant Commander Mutawesi dazwischen. Auch er hatte eine verkrampfte Haltung eingenommen. Selbst bei der erneuten Begegnung mit den Msssarrr, mit denen der afrikanische Offizier ein Trauma verband, hatte sie ihn nicht so angespannt erlebt wie
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