Sternenfaust - 175 - Der Schatten des Feindes
wollte gerade Lindas Adresse aus dem Touchscreen-Menü heraussuchen, als ein gleißender Blitz alles in grelles Weiß tauchte.
Reflexartig schloss Kazuma die Augen.
Durch die Augenlider erkannte er, dass die Helligkeit nachließ. Dafür spürte er ein Rumoren unter seinen Fußsohlen.
Der Boden bebte!
Schnell hastete Kazuma in den überdachten Eingangsbereich des modernen CPC-Towers zurück. Es war gerade noch rechtzeitig. Kaum dass er das Vordach erreicht hatte, sah er auch schon, wie Felsbrocken und Geröllsteine niederprasselten. Erneut schloss er die Augen, als die Umgebung von einer riesigen Staubwolke eingehüllt wurde, während er blindlings in die Vorhalle des Bürokomplexes taumelte.
Hinter ihm schloss sich die mechanische Schiebetür, und Kazuma hörte mehrfaches Klacken.
Hustend wischte sich Kazuma den Schmutz aus dem Gesicht und versuchte blinzelnd, etwas durch die großen Sichtscheiben zu erkennen. Am Himmel glaubte er, seltsame Strahlenblitze zu erkennen.
Zugleich vibrierte immer wieder der Boden, und man konnte ein entferntes Donnergrollen hören.
Der Frontdeskmanager am Eingangsbereich tippte wie verrückt auf seinem Touchscreen-Feld herum. »Ich kriege keine Energie«, rief er.
Kazuma wusste nicht, ob das nur wirres Gefasel war, oder ob der Mann etwas Konkretes wollte. Von welcher Energie sprach er?
Der Staub vor dem Fenster schien sich nicht zu legen. Kazuma warf noch einmal einen Blick auf seinen Hand-Kom und versuchte, Linda zu erreichen.
Doch sie reagierte nicht, und dann brach die Verbindung vollständig ab. »Kein Kontakt zum Kom-Satelliten« wurde angezeigt.
»Die Notenergie«, rief der Manager am Eingangsbereich. »Jemand muss sich in das System eingehackt und die Notenergie deaktiviert haben. Ohne Server-Kontrolle sind wir den Virto-Spekulanten hilflos ausgeliefert.«
Kazuma konnte sich eine abfällige Grimasse nicht verkneifen. Der Planet wurde offenbar von einer Katastrophe heimgesucht, und dieser Mann sorgte sich nur um irgendwelche Derivate. Natürlich wusste Kazuma, wie bedrohlich ein Serverausfall für einen solchen Betrieb sein konnte. Überall in den Solaren Welten arbeiteten HFT { * } -Server, die innerhalb einer einzigen Millisekunde Milliarden von Aktien steuerten, indem sie nichts anderes taten, als umgehend auf winzige Kursänderungen zu reagieren und durch speziell entwickelte Derivats-Algorithmen Großaufträge zu ermitteln, um an ihnen mitzuverdienen. Ein Serverausfall konnte eine Firma wie Cosmic-Progress-Cooporation innerhalb von Minuten ein Vermögen kosten.
Kazuma kniff die Augen zusammen. So ganz allmählich konnte er durch die Frontscheibe wieder etwas erkennen.
Kazuma spürte, wie sich sein Herz verkrampfte.
Der Chuuck-Chuuck-Hügel war nicht mehr!
Die riesige Hauptstadt der Chaarck existierte nur noch als qualmender Berg, der ihn an einen Feuer speienden Vulkan denken ließ.
Kazuma versuchte, sonst noch etwas zu erkennen. Gleiter-Fahrzeuge vielleicht, die Chuuck-Chuuck verließen und in denen einige der Bewohner dieser Katastrophe entkamen.
Doch dafür war die Sicht noch zu schlecht.
Kazuma mochte sich gar nicht ausmalen, welche Hölle sich in Chuuck-Chuuck abspielen mochte. Wenn die Stadt der Chaarck brannte, dann gab es für die unterirdischen Bewohner keinerlei Rettung.
Im gleichen Moment musste Kazuma an Linda denken.
Die Nidesy-Siedlung lag direkt hinter Chuuck-Chuuck. Ohne den Kom-Satelliten gab es keine Möglichkeit, mit ihr in Kontakt zu treten. Vom Tower aus gab es sicherlich eine Direktverbindung, doch solange hier die Energie ausgefallen war, nutzte ihm auch das sehr wenig.
Es gab also nur eine Möglichkeit: Irgendwie musste es Kazuma mit seinem Privat-Gleiter schaffen, zu Linda zu gelangen. Und es galt, dabei keine Zeit zu verlieren.
Als Kazuma wieder durch den Haupteingang des Frontbereichs laufen wollte, gab die Tür nicht nach.
»Wo wollen Sie denn hin?«, rief der Frontdeskmanager ihm zu.
Kazuma ging auf die Frage gar nicht erst ein: »Warum lässt sich die Tür nicht öffnen?«, wollte er wissen.
»Sicherungsblockade«, rief der Angestellte. »Wenn die Energie ausfällt, werden alle Eingänge verriegelt. Soll gegen Angriffe schützen.«
Kazuma konnte nicht glauben, was er da hörte und rüttelte an der Tür. »Wir müssen die Scheiben aufbrechen«, rief er schließlich.
»Das ist transparentes Titan«, antwortete der Deskmanager. »Da genügt es nicht, einen Stein zu werfen. Außerdem ist es dort draußen alles andere als
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